Kirchheim

Frühlingsgefühle gemeinsam erleben

Konzert Solisten und Ensembles der Kirchheimer Musikschule zeigen ihr Können von Klassik bis Popmusik. Der Kartenerlös fließt über den Förderverein zurück in den Unterricht und neue Instrumente. Von Andrea Barner

Mit 16 Jahren gewann Martin Reiter  bei „Jugend musiziert“ den zweiten Platz als Hornist.
Mit 16 Jahren gewann Martin Reiter (oben) bei „Jugend musiziert“ den zweiten Platz als Hornist. Die ebenfalls 16-jährige Sarah Hauschild (unten) spielt mit der Jungen Kammersinfonie das Andante aus dem Klavierkonzert Nr. 12 von Mozart.Fotos: Johannes Stortz

Da werden mal eben noch Notenständer gerade gerückt, nicht jeder kleine Musikant findet auf Anhieb sein Plätzchen auf der großen Bühne. Das tut der Stimmung aber keinen Abbruch. Die Kirchheimer Stadthalle ist fast voll besetzt, nur in den allerletzten Reihen sind noch Plätze frei. Eltern, Großeltern und Freunde der Musikschüler sind gekommen. Die Oberbürgermeisterin ist da, auch einige Damen und Herren des Gemeinderats, des Fördervereins der Musikschule Kirchheim und des Rotary Clubs Nürtingen-Kirchheim.

Die Blasmusiker von „Young Brass“ eröffnen das Frühlingskonzert mit der „Feuerwerksmusik“ von Georg Friedrich Händel. Wunderschöne Frühlingslieder folgen, Klavierkonzertstücke, Dschungelmusik und ein Ohrwurm, den der fröhliche „Chor ohne Barrieren“ dem Publikum einpflanzt mit dem „Bananenbrotsong“. Moderner Chorgesang und Musical auf der einen Seite, dann wieder Symphonisches Orchester. Der Abend ist „kunterbunt“, ganz wie sich die Musikschule das gewünscht hat.

So ein Konzert stellt für alle Beteiligten ein Highlight dar, und es soll ganz nebenbei auch Geld in die Kasse spülen. Einnahmen aus dem Kartenverkauf kommen dem Förderverein zugute. Und der gibt das Geld umgehend weiter. „Familien, die sich für ihre Kinder keinen Musikunterricht leisten können, werden durch uns finanziell unterstützt“, so der Vorsitzende des Fördervereins, Bernd Kerner. Außerdem kauft der Förderverein Musikinstrumente für Schüler, die sich selbst keine leisten können. Der soziale Aspekt wird also ganz groß geschrieben. „Musik baut Brücken und überwindet Grenzen“, so das Credo des Fördervereins.

Rotary Club fördert Nachwuchs

Auch der Rotary Club unterstützt die Kirchheimer Musikschule. Die „Rotarier“ mit weit über einer Million Mitgliedern in der ganzen Welt sind ehrenamtlich tätig, vor allem im Gesundheits- und Umweltbereich. Rolf Michael Müller, der Präsident des Rotary Clubs Nürtingen-Kirchheim, will aber auch „Hilfe vor Ort leisten in der kulturellen Bildungsarbeit“.

Das zweistündige Bühnenprogramm der Musikschule bietet tatsächlich ungeheure Vielfalt. Die gelungene Kombination von Klassik, Show und Pop macht den Reiz des Frühlingskonzerts aus. Das ist nicht zuletzt den Lehrern zu verdanken. Sie trauen sich was - zum Beispiel unterschiedliche Alters- und Leistungsstufen im Ensemble zusammenzubringen. Sie fordern den Schülern je nach Alter flinke Finger ab, die Ensembles sind perfekt abgestimmt. Die musikalischen Leiter motivieren Chöre, Orchester, Solistinnen und Solisten, ihr Lampenfieber zu überwinden und das Geübte vor großem Publikum zu spielen. Sie haben flotte Ideen wie etwa die Kombination von Querflöten und leeren Glasflaschen, die in unterschiedlichen Tonlagen angeblasen werden. Dazu gibt die Kulttrommel Cajón den Rhythmus vor. Ein weiterer Höhepunkt ist ein gesungener Beatles-Mix mit Songs, die im Publikum fast jeder zumindest gedanklich mitsingen kann.

Die Ensemble-Leistung zählt

„Ganz wichtig ist uns der Ensemble-Gedanke“, erklärt Stefanie Werner, die die Veranstaltung zusammen mit Bertram Schattel gekonnt und humorvoll moderiert. „Nur so kommt Gemeinschaftsgefühl auf. Das macht den meisten mehr Spaß, als nur alleine zu Hause zu üben.“ Und Spaß haben alle bei diesem Konzert. „Die Vorbereitung eines solchen Abends ist natürlich ein großer Akt“, erklärt Schulleiter Hans-Peter Weyhmüller dem Publikum: „Da herrscht jede Menge Spannung in den Räumen rund um die Bühne.“ Das musikalische Niveau ist beeindruckend, und keiner nimmt es übel, wenn sich bei all der Aufregung gelegentlich auch mal ein falsches Tönchen einschleicht.

25 Musikstücke unterschiedlicher Art, 15 verschieden große Ensembles, vier beeindruckende Solisten - das ehrgeizige Konzertprojekt ist ein voller Erfolg. Die Umbaupausen auf offener Bühne werden von den Moderatoren charmant überbrückt, die fleißigen Helfer schleppen Stühle und Notenständer rein und raus, der Konzertflügel wird über die Bühne geschoben. Die Ensembles wechseln sich ständig ab, sogar das „Gewusel“ klappt gut.

Am Ende führt Bertram Schattel alle zusammen. „Unsere Musikschulkonzerte sollen fortgeführt werden, und da wollen wir eine Tradition erschaffen: Am Ende steht immer ein gemeinsames Lied!“ Und so singen Schüler, Lehrer und das gesamte Publikum die europäische Hymne „Freude schöner Götterfunken“.

Die  16-jährige Sarah Hauschild spielt mit der Jungen Kammersinfonie das Andante aus dem Klavierkonzert Nr. 12
Mit 16 Jahren gewann Martin Reiter (oben) bei „Jugend musiziert“ den zweiten Platz als Hornist. Die ebenfalls 16-jährige Sarah Hauschild (unten) spielt mit der Jungen Kammersinfonie das Andante aus dem Klavierkonzert Nr. 12 von Mozart.Fotos: Johannes Stortz