Kirchheim

Für gelebte Demokratie und Vielfalt

Engagement Auch in den kommenden fünf Jahren beteiligt sich Kirchheim am Bundesprogramm „Demokratie leben!“ mit Projekten. Von Katja Eisenhardt

Bei der Konferenz wurden neue Projektideen gesammelt, diskutiert und ausgelotet.Foto: Katja Eisenhardt
Bei der Konferenz wurden neue Projektideen gesammelt, diskutiert und ausgelotet. Foto: Katja Eisenhardt

Passend zum internationalen „World-Hello-Day“ lud die Stadtverwaltung in der Aula der Alleenschule zur fünften Kirchheimer Demokratiekonferenz im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben! - Partnerschaft für ­Demokratie Kirchheim unter Teck“ ein. Der World-Hello-Day hat seinen Ursprung im Jahr 1973, als die US-Amerikaner Brian und Michael McCormack den Tag initiierten, um zu zeigen, wie groß die Bedeutung von persönlicher Kommunikation zur Wahrung des Friedens ist und dass Konflikte auch ohne Gewalt gelöst werden können.

„Die Demokratiekonferenz soll wie der World-Hello-Day zur Vernetzung, Begegnung und zu einem friedvollen Miteinander beitragen“, erklärte Brigitte Hartmann-Theel, Leiterin der Abteilung Soziales bei der Stadtverwaltung. In den vergangenen fünf Jahren sind in der Stadt über 65 verschiedene Projekte umgesetzt worden. Vier der bisherigen Projektträger stellten ihre jetzt bei der Demokratiekonferenz vor und gaben so einen Anstoß für neue Projekte in den kommenden fünf Jahren.

Das erste Beispiel ist „BePart“ vom Mehrgenerationenhaus Linde: Kinder und Jugendliche sind innerhalb dieses Projekts angesprochen, sich aktiv für ihre Umgebung einzusetzen, mitzuentscheiden und eigene Ideen umzusetzen. Beispiele sind der Bikepark, eine Jugendkonferenz oder auch die Neugestaltung des Linde-Areals.

Eine weitere Aktion gab es einen Tag vor den Kommunal- und Europawahlen: Unter der Trägerschaft des Brückenhaus-Vereins wurde in der Innenstadt eine „Würde-Kette“ initiiert. „Wir wollten eine friedliche Aktion mit positiven Visionen, anstatt immer nur auf Katastrophen zu reagieren“, erinnerte Ideengeber Martin Lempp. Mit der Aktion sollte ein Zeichen für Demokratie, Vielfalt, Frieden, Solidarität und ein starkes Europa gesetzt werden. Ein drittes gelungenes Projektbeispiel fand unter der Trägerschaft der Bruderhaus-Diakonie/Fachdienst Jugend, Bildung, Migration in einer Kooperation der Sultan-Ahmed-Moschee mit dem Mehrgenerationenhaus Linde statt: Das Projekt „Ich bin ich - wer bist du“ hatte zum Ziel, Mädels im Alter von zwölf bis 16 Jahren mit unterschiedlicher Religionszugehörigkeit und Nationalität zusammenzubringen und mit gemeinsamen Aktivitäten Vorurteile und Berührungsängste abzubauen.

Nachhaltig wirkt zudem das Kunstprojekt für syrische und türkische Geflüchtete von Kers­tin Starkert. Während sich dieses erste Projekt auf männliche Kinder, Jugendliche und Erwachsene beschränkte, soll es künftig auch Kurse für Mädchen und Frauen geben. Die Nachfrage ist laut Kers­tin Starkert groß. Über die Kunst - und das mit ganz unterschiedlichen Materialien vom Speckstein bis zur Aquarellmalerei - sollte eine neue Möglichkeit gegeben werden, Erlebtes und ganz eigene kreative Ideen auszudrücken und zu verarbeiten. Am Ende wurden die Werke ausgestellt.

Mit all diesen Beispielen gelungener Demokratieprojekte im Kopf, fanden sich anschließend für ein erstes Brainstorming sechs Arbeitsgruppen zu drei Themenfeldern zusammen. Es ging dabei um die Schlagworte „Demokratie fördern - Verbesserte politische Teilhabe von Gruppen, die bisher kaum die vorhandenen Angebote genutzt haben“, um „Vielfalt gestalten - Die Stadtgesellschaft schätzt ihre Vielfalt und erfährt ein Zusammenleben in Verschiedenheit als Stärke“ sowie „Extremismus und gesellschaftlicher Polarisierung vorbeugen - Durch den Abbau von Vorurteilen und Ausgrenzung wird Extremismus und Menschenfeindlichkeit vorgebeugt“. In den Arbeitsgruppen wurde dazu rege diskutiert. Es wurde gesammelt, wo noch Handlungsbedarf besteht und welche Ideen es dazu bereits gibt, aus denen ein neues Projekt entstehen könnte. Anfang des Jahres wird der neue Projektzeitraum ausgeschrieben, Projektträger können sich dann mit konkreten Ideen bewerben.

Eine erste Aktion wurde unter dem Motto „Verrückt nach sozialen Aktivitäten“ für den kommenden Mittwoch, 27. November, um 16 Uhr bereits angekündigt: Auf dem Marktplatz wird es eine Art „Bücher-Flashmob“ des Mehrgenerationenhauses Linde geben. Im Trubel des Alltags sollen Menschen in der Innenstadt mit ihren Büchern zusammenkommen, lesen und sich begegnen.