Kirchheim

Gastronomie trifft‘s besonders hart

Statistik Die Corona-Auswirkungen betreffen alle Branchen. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Umfrage, die der Bund der Selbständigen (BDS), der City Ring und die Stadtverwaltung Kirchheim im Mai durchführten.

Die Gastronomie ist das Sorgenkind in der Coronakrise.
Die Gastronomie ist das Sorgenkind in der Coronakrise.  Foto: Diana Suchanek

Die Umfrageergebnisse sind eindeutig: Nahezu alle Kirchheimer Unternehmen sind durch die Corona-Pandemie betroffen. 73 Prozent aller Befragten klagen über einen Umsatzrückgang, 52 Prozent über Mehraufwendungen für notwendige Hygienemaßnahmen. Ziel der Umfrage, initiiert von BDS, City Ring und Stadtverwaltung Kirchheim, war es, ein Stimmungsbild bezüglich der Auswirkungen und Maßnahmen in der Corona-Krise zu erstellen. Die Umfrage wurde vom 25. Mai bis zum 2. Juni durchgeführt. „Die Umfrage zeigt deutlich, dass der Corona-Lockdown die Mitglieder des City Rings überproportional stark getroffen hat“, resümieren die Vorsitzenden des City Rings, Karl-Michael Bantlin und Jochen Nägele. Die kurzfristigen Maßnahmen der Bundes- und Landesregierung hätten zwar recht gut gegriffen, könnten jedoch bei Weitem die gravierenden Umsatzausfälle nicht auffangen.

73 Prozent aller Befragten klagen über einen Umsatzrückgang, 52 Prozent über Mehraufwendungen für Hygienemaßnahmen. Wie im Bundestrend sind in Kirchheim Gastronomie, Hotellerie und der Handel besonders stark betroffen: 91 Prozent der befragten Gastronomiebetriebe und Hotels sowie 80 Prozent der Handelsbetriebe, aber auch 61 Prozent der Dienstleister verzeichnen einen Umsatzrückgang. Die Ausgaben für Hygienemaßnahmen liegen mit 68 Prozent in der Gastronomie und 62 Prozent im Handel überproportional hoch.

Im Handwerk haben dagegen nur 48 Prozent der befragten Betriebe einen Rückgang. Die Situation muss hier jedoch differenziert betrachtet werden, da beispielsweise Friseurbetriebe und Autohäuser von der Krise überdurchschnittlich stark betroffen sind, während das Bauhandwerk überwiegend noch in volle Auftragsbücher blicken kann.

Besorgniserregend ist auch der Blick auf die Industriebetriebe: Dort klagen 90 Prozent über einen Umsatzrückgang. Die Entwicklung droht sich zu verschärfen: Lag die Höhe des Umsatzrückgangs im März noch bei durchschnittlich 24 Prozent, steigerte sich dieser im April auf 30 Prozent und im Mai auf bis zu 36 Prozent. Ein Blick auf das Gesamtjahr offenbart das ganze Ausmaß: 81 Prozent der Unternehmen rechnen mit einem geringeren Ergebnis als im Vorjahr, 28 Prozent sogar mit einem Verlust.

Kurzarbeit als Lösung

Auch in Kirchheim ist Kurzarbeit das am meisten genutzte Mittel: 52 Prozent aller Betriebe haben Kurzarbeit angemeldet oder haben dies vor. Zuvor wurden bei der Hälfte aller Betriebe Überstunden und Resturlaub abgebaut, bei sechs Prozent der Umfrageteilnehmer ist diese Maßnahme noch in Planung.

Einschnitte gab es auch für die Mitarbeiter: Ein Viertel aller Betriebe hat sie in den Zwangsurlaub geschickt oder plant, dies zu tun. Bei einem Drittel stehen Kürzungen von freiwilligen Gratifikationen auf dem Plan. Etwa ein Fünftel setzt sich außerdem mit dem Thema Kündigungen auseinander. Als positives Zeichen kann aber gewertet werden, dass nur fünf Prozent der Unternehmen planen, duale Ausbildungsplätze zu reduzieren.

Drastischer ist die Situation bei geplanten Investitionen: Knapp ein Drittel hat bereits Investitionen verschoben und ein weiteres Drittel plant, dies zu tun. Das zieht weitere negative Auswirkungen nach sich, gibt es doch eine starke Abhängigkeit zwischen Investitionsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit einerseits und der Auftragssituation anderer lokaler Unternehmen andererseits. Etwa 50 Prozent der befragten Unternehmen haben Zuschüsse beantragt. Zudem fordern sie aber weitere, nicht zurückzahlbare Finanzspritzen.

Die Unternehmerverbände zeigen sich währenddessen verhalten optimistisch. „Durch Kurzarbeit und Soforthilfe-Antrag konnten viele die negativen Auswirkungen abfangen“, erklären Robert Schmid und Karl-Albrecht Einselen, die Doppelspitze des BDS in Kirchheim. Trotzdem fielen immer wieder Betroffene durch das Raster.

„Das Ergebnis der Unternehmerbefragung zeichnet ein authentisches Stimmungsbild“, sagt Saskia Klinger, Wirtschaftsförderin der Stadt. „Gleichzeitig sehen wir aber auch eine große Kreativität und Solidarität unter den Unternehmern“, meint sie, während Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader erklärt: „Wir sind mit der Corona-Hotline der Wirtschaftsförderung und einem Netzwerk von ehrenamtlichen Beratern aktiv, um die lokale Wirtschaft in der Corona-Krise bestmöglich zu unterstützen.“

Das Handwerk scheint nach den Umfragewerten weniger durch die Corona-Maßnahmen betroffen gewesen zu sein. Doch gilt dies nicht g
Das Handwerk scheint nach den Umfragewerten weniger durch die Corona-Maßnahmen betroffen gewesen zu sein. Doch gilt dies nicht generell. Friseurbetriebe und auch die Autohäuser haben während des Lockdowns stark gelitten. Foto: Jean-Luc Jacques