Kirchheim
Gefährliche Neckar-Bootsfahrt: Drei Menschen aus Lebensgefahr gerettet

Unfall Eine Schlauchboot-Fahrt, die ein Mann mit zwei Kindern auf dem Neckar unternommen hat, hat einen Großeinsatz ausgelöst. Von Sylvia Gierlichs

Am Freitagabend gegen 20 Uhr spielen sich in Wendlingen auf dem Neckar dramatische Szenen ab. Ein Schlauchboot, besetzt mit einem Mann und zwei Kindern, hängt beim kleinen Wehr hinter dem Römsteg in der Kehrwalze fest. Der Mann trägt keine Schwimmweste. Es besteht Lebensgefahr.

Der Alarm löst einen Großeinsatz aus. Die Wendlinger Feuerwehr rückt mit sieben Fahrzeugen und 32 Mann aus. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) ist mit sieben Fahrzeugen, drei Booten und 20 Mann vor Ort.

Gut, dass so viele Rettungskräfte vor Ort sind, denn die Rettung gestaltet sich schwierig. Was auch an der starken Strömung des Neckars liegt, der nach dem Regen der letzten Tage viel Wasser führt. Hinzu kommt Wasser aus dem Schwarzwald. Die Fließgeschwindigkeit des Neckars ist also beachtlich.

Die Rettung der Verunglückten übernimmt federführend die DLRG. Einsatzleiter Bastian Sturm bezeichnet die Situation für die drei Personen im Schlauchboot als lebensgefährlich. „Das Problem für uns ist, an das Schlauchboot heranzukommen, ohne unsere eigenen Einsatzkräfte zu gefährden“, sagt er. Das Schlauchboot tanze auf der Kehrwalze hin- und her. Der Erwachsene trage keine Schwimmweste. „Wären die Bootsinsassen ins Wasser gefallen, wäre es schwierig gewesen, sie zu sichten“, beschreibt Sturm die Schwierigkeiten, mit denen er und sein Team konfrontiert waren, im Rückblick. Um für alles gerüstet zu sein, ließ er die Berufsfeuerwehr und die DLRG aus Stuttgart alarmieren, um bei einer möglichen Personenrettung aus dem Wasser eine zusätzliche Sicherung zu haben.

Glücklicherweise gelang es den Rettern der DLRG, den Bootsinsassen eine Leine zuzuwerfen, an der sie ans Ufer gezogen werden konnten. „Wegen der enormen Kräfte des Wassers war das gar nicht so einfach und kostete unsere Rettungsmannschaft viel Kraft“, sagt Bastian Sturm. Drei Rettungswagen und ein Notarzt standen parat, um die Verunglückten medizinisch zu versorgen.

Die Wendlinger Feuerwehr unterstützte die Rettungsmaßnahmen, beispielsweise indem sie die Uferböschung freischnitt, um es der DLRG zu erleichtern, den havarierten Personen die Leinen zuzuwerfen. „Die Wendlinger Feuerwehr hat leider keine Möglichkeiten, selbst eine solche Rettung zu stemmen. Die Strömung ist zu stark für unsere Schlauchboote“, sagte Kommandant Michael Gau, als er mit seinen Männern gegen 22 Uhr nach zweieinhalb Stunden vom Einsatz zurückkam.

"Für Laien sind Strömungen nicht sichtbar“

Bastian Sturm, Vorsitzender der DLRG im Bezirk Esslingen, warnt davor, mit einem Schlauchboot zwischen Nürtingen und Wendlingen herumzuschippern. Für Ungeübte sei das lebensgefährlich, denn sie könnten die Strömungsverhältnisse an den Wehren nicht einschätzen. Die könnten sich auch schnell ändern, wenn eines der Kraftwerke beispielsweise Wasser über das Stauwehr ablässt. Für Laien seien diese Strömungen nicht sichtbar. Sie könne auch von erfahrenen Schwimmern nicht überwunden werden.