Kirchheim
Geld für sinnvolle Projekte

Jubiläum Mit einem kleinen Festakt in der Stadthalle würdigte OB Dr. Pascal Bader die Verdienste der „Bürgerstiftung“. Sie wurde vor 20 Jahren ins Leben gerufen und hat vielen Einrichtungen geholfen. Von Andrea Barner

Der ehemalige Kirchheimer Oberbürgermeister Peter Jakob kann sich als „Gründungsvater“ der Bürgerstiftung beruhigt zurücklehnen. Das, was der Gemeinderat zum 1. Januar 2001 unter Jakobs Federführung ins Leben rief, ist „was geworden“. Ein unerwarteter Geldsegen aus dem Verkauf von Aktien der EnBW, einige Geldvermächtnisse von Bürgern zu Gunsten der Stadt und der jährliche Scheck aus den USA von der Schöllkopf-Stiftung: Auf dieser Basis gründeten der Gemeinderat, mehrere sozial engagierte Bürgerinnen und Bürger der Stadt sowie die Verwaltung die Kirchheimer „Bürgerstiftung“.

Das Stiftungskapital beträgt aktuell rund 700 000 Euro. Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader freut sich darüber, dass trotz der Flaute auf dem Kapitalmarkt Gelder ausgeschüttet werden können. Gemeinnützige Projekte, die sich für Kirchheim und die Bürgerschaft stark machen, kommen auf Antrag in den Genuss dieser Summen. „Die Fördermittel sind der Nährboden für diese Projekte“ sagt Bader. „Sichtbar werden die Projekte in strahlenden Kinderaugen oder bei älteren Menschen, die neue Kontakte knüpfen können.“

Der Oberbürgermeister begrüßt zwei seiner Amtsvorgänger im Publikum. Angelika Matt-Heidecker war vor 20 Jahren Stadträtin in Kirchheim und als solche im neu gegründeten Stiftungsrat. „Im Jahr 2000 hatten wir die Erkenntnis, dass es großes bürgerschaftliches Engagement in Kirchheim gab. Aber ohne Geld geht nichts, Klatschen allein genügt nicht.“ Der damalige 1. Bürgermeister der Stadt Heinz Eininger prognostizierte seinerzeit „mehr als 100 000 D-Mark an Erträgen aus dem Stiftungskapital“ erinnert sich Matt-Heidecker. „Meine Favourites sind eindeutig die 20 000 D-Mark, die wir als Darlehen an den Eine-Welt-Laden gegeben haben. Die gleiche Summe gab’s von der Kirche.“ Dem Erfolg des Ladens verdanke Kirchheim den Titel „Fair-Trade-Stadt“. Stadtgeschichten für Kinder oder „Gemeinsam statt einsam“ gehören auch zu den Lieblingsprojekten der ehemaligen Oberbürgermeisterin und Stiftungsratsvorsitzenden. Kleine Anekdote am Rande: Kirchheim, so Matt-Heidecker, geriet mal kurzzeitig ins Fadenkreuz der CIA. Der alljährliche Scheck der Schöllkopf-Stiftung erschien den Fahndern dubios und sie vermuteten auf Kirchheimer Seite eine terroristische Vereinigung. Da gab es dann viel Gesprächsbedarf.

Peter Jakob erinnert ebenfalls an die Zeit um die Jahrtausendwende. „Da gab es Gespräche mit Bürgern, die der Stadt etwas vermachen wollten.“ Manche stellten sogar Bedingungen. Schnell war klar: „Die Bürgerprojekte in der Stadt sollten gebündelt werden.“ Bei einer Klausurtagung des Gemeinderats im April 2000 wurden die Weichen gestellt. Mit 1,1 Millionen D-Mark ging die Bürgerstiftung dann 2001 an den Start. „Wir wollten eigentlich das Doppelte einbringen, aber die Stadt Stuttgart gründete auch eine solche Stiftung mit 3 Millionen, da schien es uns dann doch ein bisschen unverhältnismäßig“ schmunzelt der Alt-Oberbürgermeister.

Bescheidene Zinserträge

Die Bürgerstiftung schüttet nur die Kapitalerträge vom Stiftungskapital aus. „Natürlich sind die Zinserträge momentan äußerst bescheiden“ schildert Bader die Misere, „also etwa null.“ Gottseidank gibt es jährlich 10 000 US-Dollar von der Schöllkopf-Foundation. Der in Kirchheim aufgewachsene Großindustrielle Jakob Friedrich Schöllkopf (1899 in Buffalo, USA, verstorben) lässt seiner Heimatstadt posthum jedes Jahr einen schönen Scheck zukommen. „Daraus werden die Projekte finanziert“ erklärt der OB. Die Aktionen, die im Jubiläumsjahr 2021 unterstützt werden (siehe Info-Kasten) sind in verschiedenen sozialen Bereichen angesiedelt: Jugendarbeit, Altenpflege, Gesundheitswesen und Ökologie.

Den Festakt in der Stadthalle, der streng unter 3G-Regeln stattfand, umrahmte musikalisch beschwingt das Klarinetten-Ensemble der Stadtkapelle Kirchheim.

 

Die Förderprojekte der Bürgerstiftung für 2021

Der Malteser Hilfsdienst rüstet um. Mit einer Zuwendung von 3500 Euro können nun Digitalfunkgeräte angeschafft werden. „Das war eigentlich schon 2006 vorgesehen, endlich klappt’s“, freut sich Christian Spies, Leiter der Notfallvorsorge, „das ist eine große Entlastung für uns.“ Vor allem die Kommunikation und Einsatzleitung wird erheblich verbessert.

„Das Schulungs-TV -Gerät dient der Aus- und Fortbildung unserer Mitglieder“, erklärt Georg Preu vom DRK Kirchheim. Die Rede ist von Online-Seminaren und Vorträgen. Mit der Webcam können auch Videokonferenzen oder interaktive Schulungen durchgeführt werden. Zum Einsatz wird das Gerät im technischen Zentrum des DRK in Kirchheim kommen. Fördersumme: 2540 Euro.

Das Bürgernetz Nabern und Ortsvorsteher Giacomo Mastro können ein rund zwei Ar großes kahles Grundstück aufforsten. „Das Gestrüpp sieht dort schon sehr verwildert aus“, findet Mastro. Der Scheck über 3250 Euro wird in enger Zusammenarbeit mit der Forstverwaltung in eine Baumpflanzaktion gesteckt. Das Gelände befindet sich in der Nähe des Naberner Sees. Die Aktion beginnt im kommenden Frühjahr.

Der Freundeskreis Henriettenstift bekommt Unterstützung in Höhe von 2000 Euro. Es geht um die Anschaffung eines sogenannten Memomotogeräts. Die Bewohner der Altenpflegeeinrichtung können damit eine virtuelle Runde durch Kirchheim drehen – auf dem Bildschirm, auf dem ein real gefilmtes Video abläuft. Je schneller oder langsamer der Senior oder die Seniorin die zugehörigen Pedale tritt, desto schneller oder langsamer läuft der Film. Es gibt auch Videos von den Bürgerseen und andere schöne Touren.

Der Förderverein Teck Grundschule bekommt eine 3000-Euro-Finanzspritze zur Ausstattung eines „Forschungsmobils“. Das ist im Prinzip ein großer stabiler Leiterwagen, der mit allerlei Gerätschaften ausgestattet ist, die die Schülerinnen und Schüler beim Unterricht im Freien benötigen: Becher-Lupen, Sammel­utensilien, Bestimmungsbücher, Sitzgelegenheiten und vieles mehr. Das Projekt wird zusammen mit dem Brückenhaus e. V. betrieben. Es dient dazu, Kindern die Natur und ihre vielen Möglichkeiten, Geheimnisse und Schönheiten zu zeigen. Wichtig auch: die Erfahrung „Unterricht im Freien“. aba