Kirchheim

„Geld hat keinen Preis mehr“

Vertreterversammlung der Volksbank Kirchheim-Nürtingen

Bei der Vertreterversammlung der Volksbank Kirchheim-Nürtingen wurde der letzte Stein für eine Fusion mit der Genossenschaftsbank Wolfschlugen gelegt.

Kirchheim/Nürtingen. „Heute ist keine gewöhnliche Vertreterversammlung“, sagte Susanne Ertle-Straub, Aufsichtsratsvorsitzende der Volksbank Kirchheim-Nürtingen, am Montagabend im großen Saal der Nürtinger Stadthalle. Nachdem die Generalversammlung der Genoba Ende April bereits für die Fusion der beiden Banken gestimmt hatte, machten auch die Mitgliedervertreter der Volksbank den Weg für eine Verschmelzung mit der Genossenschaftsbank Wolfschlugen frei.

Bei einer Enthaltung sprachen sich die 240 Anwesenden der insgesamt 515 Vertreter für die Fusion aus. Die Verschmelzung wird rückwirkend auf den 1. Januar vollzogen. Wolfgang Mauch, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Kirchheim-Nürtingen, versicherte, dass sich für die Kunden beider Banken, durch den Zusammenschluss, nichts ändern werde: „Die Mitgliedschaften der Genoba-Kunden werden automatisch umgeschrieben.“ Außerdem bekräftigte er, dass alle neun Mitarbeiter ihre unbefristeten Arbeitsverträge behalten.

Gründe für die Fusion seien die wachsenden Herausforderungen im Bankenwesen, die man gemeinsam besser bewältigen könne. So sollen die Kundenbetreuung optimiert, höhere Kredite vergeben, Kosten und Risikosituationen besser bewältigt und dem Wettbewerbsdruck besser begegnet werden.

Eine der größten Herausforderungen sei die fortschreitende Digitalisierung von Bankdienstleistungen: „Die Gesellschaft, in der wir leben, verändert sich“, sagte Mauch: „Wir haben jeden Tag 3000 Kunden auf unserer Internetseite. Das sind mehr Leute, als in einem Monat in die Filiale kommen.“ Deshalb müsse man auch die Filialen auf den Wandel einstellen. Zwar wolle man keine Geschäftsstellen schließen, sie jedoch den neuen Gegebenheiten anpassen. Noch im Sommer soll die Filiale in Neckartailfingen von der Alleenstraße 14, in die Ortsmitte, Tübinger Straße 20, verlegt werden. Auch für andere Filialen habe man bereits Pläne. Welche das sind, wolle man aber noch nicht sagen.

Sorge bereitet den Verantwortlichen besonders der anhaltende Niedrigzins. „Geld hat keinen Preis mehr“, so Mauch: „Dass der Leitzins von der Europäischen Zentralbank auf null Prozent gesenkt wurde, zerschießt alle Grundlagen, die wir in Deutschland kennen.“

Dennoch beruhigte Mauch die Anwesenden: „Ihrer Bank geht es gut.“ Trotz des weiter gefallenen Zinsniveaus und dem anhaltenden Konditionswettbewerb, habe man die Ertragslage auf einem guten Niveau stabil gehalten und wie in den vergangenen Jahren, gute Zahlen geschrieben.

Das Kreditvolumen stieg um 36 Millionen auf 1,21 Milliarden Euro. Die Einlagen legten um 40 Millionen Euro zu. Sie stiegen von 1,25 Milliarden auf 1,29 Milliarden Euro. Ihre Bilanzsumme hat die Bank von 1,70 auf 1,76 Milliarden Euro gesteigert. Das betreute Kundenvolumen stieg um 3,5 Prozent auf 3,85 Milliarden Euro. Wie im Vorjahr beträgt der Bilanzgewinn 4,5 Millionen Euro.

Vom Gewinn werden 1,5 Millionen Euro an die 51 939 Mitglieder ausgeschüttet. Die Dividende beträgt damit unverändert wie in den Vorjahren 5,5 Prozent. „Wir haben uns für eine vergleichsweise überdurchschnittlich hohe Dividende entschieden“, sagte Winkler. Ob das auch in den nächsten Jahren so bleibt, hänge aber von der Geschäftsentwicklung ab.

„Ihre Bank hat sich wacker in einem schwierigen Umfeld 2015 geschlagen“, sagte Manfred Führinger, Verbandsprüfer vom baden-württembergischen Genossenschaftsverband. Nachdem er der Volksbank Kirchheim-Nürtingen eine geordnete Vermögens- und Finanzlage bescheinigt hatte, stimmten die Anwesenden einstimmig für die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat.

Der Zusammenschluss der Genoba Wolfschlugen und der Volksbank hatte zufolge, dass ein Vertreter aus Wolfschlugen in den Aufsichtsrat der fusionierten Bank gewählt werden musste. Mit einer Enthaltung wurde Walter Hoß ins Gremium berufen. Für weitere drei Jahre wurde Wulf Ossenbühl als Aufsichtsratsmitglied wiedergewählt. Der Aufsichtsrat der Volksbank Kirchheim-Nürtingen besteht damit jetzt aus sieben Mitgliedern.

Mit sechs Gegenstimmen und dreizehn Enthaltungen wurde der Kirchheimer Peter Schwarz-Kiene neu in den Aufsichtsrat gewählt. Er ersetzt den stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Fritz Fallscheer, der aus Altersgründen sein Amt niederlegen muss. Fallscheer bekam vom baden-württembergischen Genossenschaftsverband die Ehrennadel verliehen.