Kirchheim

Generationsübergreifend und international

Senioren des Wächterheims und minderjährige Flüchtlinge erkunden Kirchheim

Die generationsübergreifende und internationale Gruppe tourt durch die Altstadt Kirchheims.Foto: Daniela Haussmann
Die generationsübergreifende und internationale Gruppe tourt durch die Altstadt Kirchheims.Foto: Daniela Haussmann

Kirchheim. Einen ganz besonderen Nachmittag erlebten die Senioren des Altenpflegeheims Wächterheim. Zusammen mit minderjährigen

Flüchtlingen, die ohne Angehörige nach Deutschland gekommen sind, tauchten sie bei einer Stadtführung in die Historie Kirchheims ein.

Für Stefan Nowak, der den Ausflug organisierte, war der Gang durch das Herz der Teckstadt ein Stück Integration die im Alltag gelebt wird. Der Bereichsleiter Altenhilfe der Stiftung Tragwerk, zu der auch das Haus Lichteneck gehört, in dem die Jugendlichen untergebracht sind, betont auch, dass der generationenübergreifende Ausflug für die aus Afghanistan, Guinea und Pakistan stammenden Minderjährigen die Chance zur Berufsorientierung bieten sollte. „Vielleicht entscheidet sich der ein oder andere für eine Ausbildung im Pflegebereich“, sagte Nowak.

Die Senioren, die in ihren Rollstühlen die Stadt erkundeten, freuten sich über die Zeit, die sie mit den jungen Menschen verbringen konnten. Die 83-jährige Annie Wagner war in der Endphase des Zweiten Weltkrieg von Ungarn über Österreich nach Deutschland geflüchtet. „Mitten im Januar flohen wir auf offenen Wagons mit dem Zug“, berichtete sie. „Mein Großvater war den Strapazen nicht gewachsen. Er starb auf der Flucht.“ Wagner, die damals 14 Jahre alt war, erinnert sich noch gut an die Bombenangriffe, denen sie und andere während der Fahrt nach Deutschland ausgesetzt waren. „Das war eine harte Zeit“, erzählte sie. „Deshalb kann ich gut nachvollziehen, was die Jugendlichen durchgemacht haben.“ Annie Wagner war in Ungarn zweisprachig aufgewachsen. „Der Erwerb der deutschen Sprache stellte deshalb kein allzu großes Problem dar“, sagte sie. „Ich musste meine Kenntnisse zwar verbessern, aber im Gegensatz zu den Jugendlichen stand ich nicht vor der Herausforderung deutsch von der Pike auf zu lernen.“ Sie sei deshalb in der Lage gewesen in Deutschland rasch Fuß zu fassen.

Mahmmod Yasir, der vor dem Terror in Pakistan floh, freute sich, dass er an dem Ausflug teilnehmen konnte. Solche Begegnungen würden ihn beim Spracherwerb unterstützen. Er erkannte aber auch Unterschiede zu seinem Heimatland. „Ältere Menschen haben in Pakistan einen hohen Stellenwert“, sagte er. „Sie leben in der Familie, die sie pflegt und versorgt. Altenheime gibt es bei uns nicht.“

Im Anschluss an die Stadtführung, die Ruth Mößner vom Touristenbüro geleitet hatte, kehrte die internationale Gruppe in der Stiftsscheuer ein, wo sie den Tag bei angeregten Gesprächen und einem Vesper ausklingen ließ.