Kirchheim

Gezerre um die Bruckmühle geht weiter

Gastronomie Stadtverwaltung und Gemeinderat wollen einen Innenhof zwischen Fachwerkbau und Kiosk – was der Investor schon im Frühjahr abgelehnt hat: Der Vorschlag tauge nicht für die Praxis. Von Andreas Volz

Der südliche Teil der alten Bruckmühle ist längst schon saniert und bewohnt. Der kleinere Fachwerkteil im Norden - Richtung Kios
Der südliche Teil der alten Bruckmühle ist längst schon saniert und bewohnt. Der kleinere Fachwerkteil im Norden - Richtung Kiosk und Max-Eyth-Straße - steht dagegen immer noch als Gerippe da. Foto: Carsten Riedl

Vergleiche aus Spiel, Spaß und Unterhaltung drängen sich auf. Seit Jahren geht es schon um Tauziehen, Ping-Pong oder Schwarzer Peter: Was schon längst ein Kirchheimer Schmuckstück hätte sein sollen, präsentiert sich nach wie vor als Schandfleck - die Bruckmühle in der unteren Max-Eyth-Straße. Die jüngsten Aussagen im Gemeinderat lassen wenig bis keine Hoffnung zu, dass sich daran so schnell etwas ändert.

Gernot Pohl, Kirchheims obers­ter Stadtplaner, erinnerte im Ratsrund zunächst an die Vorgeschichte der aktuellen Lage: „2013 hat die Stadt das Gebäude an einen privaten Investor veräußert. Die fünf Wohnungen im früheren Werkstattteil sind längst bezogen. Aber der vordere Fachwerkbau, das frühere Wohngebäude, steht immer noch leer.“ Nachdem der damalige Investor verstorben war, habe dessen Geschäftspartner die alte Bruckmühle weiterveräußert.

Gespräche ohne Einigung

Zwischen der Stadtverwaltung und dem neuen Eigentümer gab es in der Zwischenzeit zwar Gespräche, aber von einer Einigung sind beide Seiten weit entfernt. Die Stadt hält daran fest, dass das Fachwerkgebäude in der Grundsubstanz erhalten bleiben soll. Für das Erdgeschoss ist eine gastronomische Nutzung vorgesehen. Auch der Kiosk vorne an der Brücke könnte der Gaststätte zugeschlagen werden. Der Freiraum dazwischen eignet sich hervorragend für die Außenbewirtung.

Das sagt die Theorie, und in der Tat kann man sich das Ergebnis sehr gut vorstellen: Man sitzt an einem lauschigen Plätzchen, am plätschernden Wasser der Lauter. Sollte es zu kalt, zu windig oder zu regnerisch werden, kann man in zwei verschiedene Richtungen ausweichen und Zuflucht unter einem Dach finden.

Was bei dieser Rechnung fehlt, ist der Wirt - meint der Investor: Er hat nämlich schon im Frühjahr klar gemacht, dass ein solches Konzept aus seiner Sicht nicht praxistauglich ist. Er will stattdessen den Fachwerkgiebel um vier Meter nach Norden versetzen, um den dazwischenliegenden, überdachten Raum der Gastronomie zuschlagen zu können. Außenbewirtung soll es trotzdem geben - vor allem auf der Fläche, auf der jetzt noch der Kiosk steht. In einem Gespräch mit Gernot Pohl sei auch diese Lösung als denkbare Variante gemeinsam entwickelt worden.

Für die Stadt kommt eine „Verlängerung“ der Bruckmühle aber längst nicht mehr in Betracht: Außer dem Gestaltungsbeirat hat sich jetzt auch der Gemeinderat ganz klar für die „Patio-Lösung“ ausgesprochen - die mit dem Innenhof zwischen Bruckmühle und Kiosk.

Die Stadtverwaltung hat vom Gemeinderat den Auftrag erhalten, das Gespräch mit dem Investor zu führen und ihn möglichst von dieser „Patio-Variante“ zu überzeugen. Die gastronomische Nutzung müsse sich den Gegebenheiten des Gebäudes anpassen - und nicht umgekehrt, hieß es.

Wie es weitergeht, ist damit so offen wie eh und je. Egal, wer am Tau zerrt, den Ping-Pong-Ball zurückspielt oder den Schwarzen Peter weiterschiebt - beide Seiten werden auf ihrer Position beharren. Der einzige Ausweg scheint der zu sein, den die meisten Redner im Gemeinderat angesprochen haben - ohne dass sie ihn wirklich wollen: Wenn es keinen Betreiber für eine „Patio-Gastronomie“ gibt, die Bruckmühle in ihren Ausmaßen aber erhalten bleiben und nicht verlängert werden soll, dann gibt es früher oder später eben auch im Fachwerkteil nichts anderes als Wohnungen. Der Traum vom lauschigen Plätzchen an der Lauter ist dann endgültig ausgeträumt - zumindest für die potenziellen Gäste eines Restaurants, Bistros oder Cafés.