Kirchheim

Große Mengen Drogen für Kirchheim und Weilheim

Früherer Kirchheimer, der mit verschiedenen Drogen handelte, muss sich vor dem Landgericht verantworten

Von München aus soll ein 47-jähriger Mann die Drogenszene in Kirchheim und Weilheim mit großen Mengen Rauschgift regelrecht überschwemmt haben. Nun sitzt er auf der Anklagebank.

Kirchheim/Stuttgart. Der bereits wegen Rauschgiftdelikten Vorbestrafte, der früher in Kirchheim wohnte, sitzt jetzt wieder auf der Anklagebank einer Strafkammer am Stuttgarter Landgericht. In dem Strafprozess, der gestern vor der 7. Großen Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts begann, geht es laut der Anklage um mehrere Kilo verschiedener Rauschgiftarten von sehr guter Qualität. Nach einem vor rund zehn Jahres vom Amtsgericht verhängten Urteil von fast drei Jahren ohne Bewährung wegen Rauschgifthandel war der jetzt erneut Angeklagte mehrere Jahre als Süchtiger selbst clean und straffrei, weshalb er auch den Rest der damaligen Strafe zur Bewährung ausgesetzt bekam.

Er zog dann nach eigenen Angaben nach der Ehescheidung im Jahre 2008 von Kirchheim nach München und arbeitete dort in einem gastronomischen Betrieb. Nach der Kündigung sei er wieder drogensüchtig geworden, sagte er jetzt den Stuttgarter Richtern.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm nunmehr vor, in insgesamt elf schwerwiegenden Verbrechen von Januar bis November vergangenen Jahres große Mengen verschiedener Rauschgifte, darunter Marihuana, Haschisch und Kokain, von einem in Esslingen residierenden Dealer eingekauft zu haben. Zuerst sei es 1 Kilo Marihuana gewesen, für das er 7 000 Euro an den Verkäufer zahlen musste. Von seinem Münchner Wohnort aus habe er dann diese erste Menge in Kleinportionen an Abhängige in Kirchheim und in Weilheim verkauft, und zwar unter dem Strich für 8 500 Euro.

Bis Juni letzten Jahres soll er laut der Anklage dann weitere Drogen-Einkäufe bei seinem Lieferanten, der in dem Prozess als „Igor“ auftaucht, getätigt haben, unter anderem 500 Gramm Haschisch, 50 Gramm Kokain und nochmals 200 Gramm Haschisch. Teils wurde die Ware in der Wohnung seines Esslinger Dealers, teils aber auch in München übergeben. Die Qualität des Rauschgiftes sei mit bis zu 35 Prozent Basis äußerst hoch gewesen. In der Regel liefern Dealer ihre Drogen mit einem Reinheitswert von höchstens 20 bis 25 Prozent. Auch diese Drogen sollen laut der Anklage nahezu ausschließlich gewinnbringend an Kunden in Kirchheim und Weilheim ausgeliefert worden sein. Und zwar in Kleinportionen zum Stückpreis ab 5 Euro.

Bis zu seiner Festnahme am 12. Dezember letzten Jahres hat er nach der Berechnung der Stuttgarter Staatsanwaltschaft an die zweieinhalb Kilo Drogen eingekauft, teils selbst verbraucht und an Kunden abgegeben. Die schlechteste Qualität habe 12 Prozent, die beste 35 Prozent Hydrochlorid-Base beinhaltet. Den letzten Verkauf mit Gewinn soll der Angeklagte am Tag seiner Festnahme mit dem Umsatz von 40 Gramm Kokain in Weilheim getätigt haben, ehe dann die Handschellen klickten. Die Fahnder hatten ihn bereits schon Wochen zuvor im Visier gehabt.

Die Vorwürfe des elffachen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln gibt der 47-Jährige vor der 7. Kammer in Stuttgart zu, schränkt aber ein, dass er nicht nur selbst rauschgiftsüchtig, sondern auch alkoholabhängig war. Als gelernter Steuerfachgehilfe habe er zwar nicht in dem Beruf gearbeitet, sondern als Vertriebsmann in verschiedenen Unternehmen, heiratete 1997 und hat einen jetzt 16-jährigen Sohn. Nach der Scheidung im Jahre 2003 sei es mit ihm bergab gegangen – Drogensucht, Drogenhandel, Haft für zweidreiviertel Jahre. Eine Drogen-Therapie brachte nur vorübergehenden Erfolg. 2008 zog er nach München um. Jetzt will er erneut in der Haftzeit eine Drogenentzugskur machen. Inwieweit der Drogenkonsum als strafmildernd zu werten ist, soll in dem Verfahren ein Gutachter klären.

Der Prozess wird am heutigen Dienstag fortgesetzt. Dem 47-Jährigen drohen im schlimmsten Fall bis zu 15 Jahre Gefängnis.