Eindeutig ist die Position der Grünen in den Gemeinderäten Dettingens und Kirchheims, wenn es um das interkommunale Gewerbegebiet Hungerberg geht: Sie sind dagegen - wie auch die Grünen-Fraktion in der Regionalversammlung. Allerdings mussten Vertreter aller drei Gremien bei einer gemeinsamen Online-Diskussion einräumen, dass sie nicht über die erforderlichen Mehrheiten verfügen, um das Projekt im normalen Rahmen ihrer politischen Arbeit verhindern zu können. Letzteres soll nun eine Bürgerinitiative erreichen (siehe Artikel unten), der alle drei Grünen-Fraktionen ihre Unterstützung zugesagt haben.
Peter Beck, der für die Grünen im Dettinger Gemeinderat sitzt, sieht keine Möglichkeit, dass sich dort am knappen Stimmenverhältnis von 8:7 zugunsten des Gewerbegebiets etwas ändern könnte. Über einen konkreten Ansiedlungswunsch konnte er nichts sagen - „auch wenn immer wieder von der Brennstoffzellentechnik die Rede ist“. Wichtig ist ihm auch der Zusammenhang zwischen dem Hungerberg auf Dettinger Gemarkung und dem geplanten Kirchheimer Gewerbegebiet Bohnau-Süd: „Deswegen ist der Hungerberg auch für Kirchheim wichtig, weil sich Bohnau-Süd nur über den Hungerberg und eine Autobahnbrücke erschließen lässt.“
Diesen Zusammenhang sieht Sabine Bur am Orde-Käß, die Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Kirchheimer Gemeinderat, nicht so sehr: „Auch wenn es gegen Bohnau-Süd ähnliche Widerstände gibt wie gegen den Hungerberg, ist dieses Gebiet ja schon im Flächennutzungsplan drin, im Gegensatz zum Hungerberg.“ Weitere Unterschiede sieht sie in der Tatsache, dass Bohnau-Süd zu keinem Zeitpunkt im regionalen Grünzug lag, und in dem Argument, dass die Erweiterung des Gewerbegebiets Bohnau vor allem Kirchheimer Unternehmen zugutekommen soll: „In der Abwägung Hungerberg gegen Bohnau-Süd haben wir uns deshalb für Bohnau-Süd entschieden.“ Den Hungerberg lehne die Kirchheimer Grünen-Fraktion auch deshalb ab, weil noch zu viele Informationen fehlten - zum Verkehr, zum ÖPNV, zur Anzahl der Arbeitsplätze, zum Gewerbesteueraufkommen oder auch zu den ökologischen Ausgleichsflächen.
Autobahnbrücke käme ohnehin
Gleichwohl habe die Mehrheit des Kirchheimer Gemeinderats für das Gewerbegebiet Hungerberg plädiert - wohl wegen der Gewerbesteuereinnahmen und auch tatsächlich wegen der Erschließung des Gewerbegebiets Bohnau-Süd: „Die Brücke über die Autobahn ist für Kirchheim auch ohne den Hungerberg wichtig. Sie würde also auf jeden Fall kommen, nur eben für Kirchheim viel teurer werden.“
Regionalrätin Dorothee Kraus-Pause forderte, außer auf innovative Technologien auch auf innovative Standorte zu setzen. Aus ihrer Sicht können das nur Flächen sein, die entweder sowieso schon brach liegen - oder aber wenigstens schon in einem bestehenden Flächennutzungsplan ausgewiesen sind. Für den Hungerberg heißt das: „Wir als Regionalfraktion sehen keine Notwendigkeit, dieser Fläche zuzustimmen - auch wenn wir in der Regionalversammlung keine Mehrheit haben.“ Lediglich die Bürgermeister würden nach wie vor große Hoffnungen in solche Gebiete setzen.