Kirchheim
„Grüß Gott als Türöffner“

Austausch Beim Frauenwirtschaftstag, einer gemeinsamen Veranstaltung von Stadtverwaltung, dem Netzwerk Frauen unternehmen, der Frauenliste und der VHS berichten vier Frauen über ihr Lebensmodell. Von Helga Single

Vier Frauen, deren Leben nicht immer einfach gewesen war, erzählten beim Frauenwirtschaftstag im Spitalkeller über ihre Erfahrungen, wie sie ihren Weg trotz aller Widerstände gemacht haben. Drei von ihnen wurden in unterschiedlichen Herkunftsländern geboren und wuchsen dort auf.

So Yoshimi Schweizer- Deguchi, die aus einer konservativen japanischen Familie aus Osaka stammt. Ihr Entschluss nach Deutschland zu gehen löste bei ihren Eltern und in ihrem Umfeld heftige Debatten aus. Ihre Eltern hätten sie gern in der traditionellen Rolle als Ehefrau und Mutter gesehen. Doch sie hatte sich längst für Deutschland entschieden, weil sie zum einen den positiven Spirit der Wiedervereinigung damals hautnah miterleben und zum anderen der Enge ihrer Familie entfliehen wollte.

Stellvertretend für die Mutter
„Diesen Aufbruch und mein Studium in Jura sehe ich stellvertretend für das Leben meiner intelligenten Mutter, die früher nicht studieren durfte“, erzählte sie und gab einen tiefen Einblick in ihr Leben. Im Schwabenland war sie vor über zwanzig Jahren eine Exotin und erst als sie beim Bäcker oder Metzger ein fröhliches „Grüß Gott“ geschmettert hätte, habe man sie dazu gezählt. Heute lebt sie seit vielen Jahren mit ihrer Familie in Ebersbach.

Karolina Stuhec-Meglic stammt aus einer kinderreichen slovenischen Familie aus einem kleinen Dorf, wo ihre Familie seit Generationen einen Bauernhof betreibt. Nach einem Studium der Vermessungstechnik entschied sie sich für ein Aufbaustudium der Wirtschaftswissenschaften in Deutschland. „Ich musste nicht ins kalte Wasser springen, denn eine Tante wohnte seit den 60er Jahren in Stuttgart“, erzählte sie. Ihre Familie legte ihr keine Steine in den Weg. Sie blieb, nicht zuletzt der Liebe wegen, die sie hier kennen gelernt hatte. Bis heute ist ihre Großfamilie aus Slovenien der „Anker“ geblieben, der ihr innere Stärke verleihe. „Um erfolgreich und glücklich zu sein, ist es wichtig sich in der Gesellschaft einzubringen und sich für andere zu engagieren“, berichtete sie, so wie es ihre Familie seit Jahrhunderten in Slovenien getan habe.

Diane Königs Leidenschaften sind „Kinder, Tanzen und Informatik, in dieser Reihenfolge“, erzählte sie. Ihr erster Kontakt mit Kirchheim und ihrem späteren Ehemann entstand bei einem Auftritt ihrer Tanzgruppe in der Linde im Rahmen eines Städtepartnerschaftsaustauschs mit Rambouillet.

Da Familie und Kinder immer ihr Hauptthema im Leben gewesen waren, sah sie sich über ein Studium der Wirtschaftsinformatik am schnellsten am Ziel. „Ich erlangte schnell Unabhängigkeit und verdiente sehr gut“. Ganze 18 Jahre liefen Beruf und Familie neben einander her, bis sie sich eines Tages die Frage stellte, ob viel zu haben das Wichtigste im Leben wäre.

Spontan entschied sie sich mit 40 Jahren für eine Ausbildung zur Tanzpädagogin zum Leidwesen ihres Mannes. Heute gibt sie Kurse und ist gut ausgebucht.

Irene Laidig ist waschechte Schwäbin und bezeichnete sich als „Herkunftsgeberin“. Die gelernte Haus- und Familienpflegerin brachte sieben eigene Kinder und fünf Pflegekinder auf den Weg. In ihrem Beruf arbeitete sie praktisch immer, wie sie fröhlich erzählte. Für die Pflegekinder entschied sie sich, auch ein wenig der Rente wegen. Es gab ihr immer Erfüllung und Zufriedenheit mit Kindern zu arbeiten. „Meine Pflegekinder bringen eine Herkunft mit. Sie sollen sich damit auseinandersetzten. Wir sprechen nicht geringschätzig über das, was sie mit ihren Eltern erlebt haben, sondern möchten, dass sie das Beste aus ihrem alten Leben und vom neuen Leben mitnehmen. Damit machen wir sie stark für das Leben“, erklärte Irene Laidig.