Kirchheim

Gut leben statt unendlich wachsen

Politik Bei der Veranstaltung des „Forums Nachdenken“ in der Bastion ging es um Wege aus der Wachstumsfalle.

Kirchheim. Hans Dörr vom „Forum Nachdenken“ hat in seinem Impulsreferat zur Diskussionsveranstaltung in der Bastion zwei wachstumskritische politische Lager gegenübergestellt: die Vertreter eines nachhaltigen, „grünen“ Wachstums - repräsentiert durch Ralf Fücks - und die Protagonisten einer Postwachstumstheorie - vertreten durch Nico Paech.

Die Anhänger des „grünen“ Wachstums setzen ihre Hoffnung in Fortschritte in der Verbesserung der Energie- und Ressourcenproduktivität und in eine europäische Investitionsoffensive. Diese soll den Ausbau der europäischen Energienetze voranbringen, den Bahnverkehr modernisieren und die energetische Sanierung der Städte vorantreiben. Ralf Fücks spreche von einer neuen industriellen Revolution, die zur Entkoppelung von wirtschaftlicher Wertschöpfung und Naturverbrauch führe. Notwendig dazu seien die Ersetzung von fossilen durch erneuerbare Energien und der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft. In dieser würden alle Reststoffe zum Ausgangspunkt neuer Wertschöpfungsketten.

Nico Paech und andere Vertreter der Postwachstumsökonomie hielten Maßnahmen zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz keineswegs für überflüssig. Sie befürchteten allerdings unerwünschte Nebenwirkungen in Form von „Rebound-Effekten“. Die Effekte entstünden dann, wenn der Anteil des Einsparpotenzials durch die Mehrnachfrage an anderer Stelle ganz oder teilweise aufgezehrt werde. Nico Paech, Tim Jackson und viele andere Wissenschaftler plädierten deshalb für einen radikalen Umbau von Produktion, Verteilung und Konsum in Richtung Null-Wachstum. Strategien seien die Reduktion der Produktion und des Konsums von materiellen Gütern und eine Ökonomie der Regionalisierung, der Förderung des Teilens, Tauschens, Schenkens und Leihens. Anstelle riesiger Kapitalgesellschaften würde die Produktion in mittelständischen Betrieben favorisiert, die als Personengesellschaften oder Genossenschaften nicht vorrangig auf Gewinnmaximierung ausgerichtet seien.

In der anschließenden Diskussion wurden die Rahmenbedingungen einer sozial-ökologischen Transformation diskutiert. Notwendig seien „ökologisch ehrliche“ Preise, die externe Kosten wie Klima-, Gesundheits-, Landschafts-, Wald- und Infrastrukturschäden nicht dem Steuerzahler aufbürden würden. Wichtig seien aber vor allem auch eine Veränderung der Steuer- und Subventionspolitik und die Kritik der neoliberalistischen Ideologie und Politik. Die Lobby-Macht der großen multinationalen Konzerne und des Finanzkapitals müsse eingeschränkt werden. Dies setze eine breite gesellschaftliche Auseinandersetzung voraus. hd