Kirchheim

Gute Laune im Tierheim

Tiere Die Kirchheimer Tierschützer konnten in Coronazeiten viele Vierbeiner vermitteln, sodass kaum noch Kaninchen und Stubentiger dort ausharren müssen. Von Iris Häfner

Tierheimleiterin Sandra Nebe mit einem ihrer Schützlinge. Foto: Carsten Riedl
Tierheimleiterin Sandra Nebe mit einem ihrer Schützlinge. Foto: Carsten Riedl

Den Corona-Zeiten kann Sandra Nebe vom Kirchheimer Tierheim sogar was Gutes abgewinnen: „Wir haben gerade super Vermittlungen - und sind fast katzenlos“, freut sich die Tierheimleiterin. Weil so viele Menschen Zeit haben, können sie sich um einen neuen tierischen Mitbewohner kümmern - und die Tierheimmitarbeiter nutzen die Gunst der Stunde.

Wer Interesse an einem Kaninchen oder einer Katze hat, bekommt schnell einen Termin, um sich die Tiere anzuschauen und die gegenseitige Sympathie testen zu können. „Viele melden sich per Mail, in der sie uns mitteilen, was für ein Tier sie suchen. Meist waren sie auch schon auf unserer Homepage“, sagt Sandra Nebe. Auf diesen Erstkontakt folgt ein Telefonat, bei dem es schon konkreter wird. Es wird die Frage geklärt, ob jemand eine Hauskatze oder einen Freigänger haben will, ob schon Katzen oder Kaninchen im Haushalt gelebt haben, sich die Wohnung oder das Haus in einem ruhigen Wohngebiet oder in der Nähe einer viel befahrenen Straße befindet - in letzterem Fall gibt es dann keine Freigängerkatze aus dem Tierheim.

Beim Besuch der möglichen Tierbesitzer werden weitere Details geklärt und sowohl die Tiere als auch die Menschen in Augenschein genommen. Das ist in keine Richtung eine Einbahnstraße, oft suchen sich Katze und Co. die Menschen aus. Mitgenommen werden kann das Tier allerdings noch nicht - die Tierheim-Mitarbeiter vereinbaren einen Besichtigungstermin vor Ort. „Wir lassen uns schon das Haus zeigen und schauen uns die Umgebung an, um zu sehen, ob es passt. Das Tier soll es schließlich gut haben, deshalb machen wir die Vorkontrolle“, erklärt Sandra Nebe. Ihr Augenmerk liegt dabei beispielsweise auf einer Katzenklappe, genügend Platz fürs Tier, ob der Haushalt in Ordnung ist, es sich um Mieter oder Eigentümer handelt. „Wir klären so, ob der Vermieter einverstanden ist, dass ein Tier einzieht“, so Sandra Nebe. Außerdem weisen sie darauf hin, dass ein Tier Kosten verursacht und die Pflege Zeit benötigt.

Die Kaninchen bereiten den Tierschützern derzeit Kopfzerbrechen. „Viele wollen sie als Kinderspielzeug haben. Die Kinder sind zu Hause, das Wetter ist super, und es ist toll, wenn man die Kaninchen im Garten hüpfen lassen kann“, nennt sie die Beweggründe mancher Interessierten. Die bringt die Tierschützerin aber schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. „Es müssen mindestens zwei Zwergkaninchen sein - und die brauchen einen Platz von mindestens sechs Quadratmetern.“ Mit einem kleinen Käfig, der im Kinderzimmer steht, ist es deshalb nicht getan.

Insgesamt leben derzeit sieben Katzen im Kirchheimer Tierheim, die auf ein neues Zuhause warten. Darunter sind vier elfjährige Stubentiger. Der Rest ist zwischen elf Monaten und 14 Jahren alt. Aus ganz unterschiedlichen Gründen sind sie im Tierheim abgegeben worden. Wegen eines Umzugs mussten gleich drei auf einmal abgegeben werden, eine Familie musste sich schweren Herzens von ihren Katzen trennen, weil der Mann erkrankt ist und deshalb keine Haustiere mehr in der Wohnung leben durften. „Viele Interessierte wollen jedoch nur Babykatzen“, zeigt Sandra Nebe die Problematik auf. Die gibt es aber gerade nicht. „Ältere Tiere wollen auch ein schönes Zuhause“, wirbt sie für ihre Schützlinge um Sympathie.

Für Hunde gibt es keinen Platz im Tierheim. Meist findet sich wegen des implantierten Chips und der Registrierung bei einer Tierschutzorganisation der Besitzer. Ist das nicht der Fall, werden sie in einer privater Pflegestelle aufgenommen. Werden Ratten oder Exoten wie eine Höckerschildkröte oder ein afrikanischer Streifen­skink - der war aus Versehen in Mosambik in einen Koffer geraten und unbemerkt nach Kirchheim eingereist - abgegeben, bleiben sie nicht lange in der Obhut von Sand­ra Nebe. „Wir arbeiten mit der Nagervermittlung Stuttgart und mit der Reptilienauffangstation in Stuttgart zusammen.“

Trotz neuem Modell auf Spenden angewiesen

„Nach wie vor sind wir auf Spenden angewiesen. Das können direkt Futterspenden sein, aber auch Geld, denn die Kastrationen und das Tätowieren kosten Geld“, erklärt Sandra Nebe.

Zehn Kommunen haben vor kurzem einen Vertrag mit dem Kirchheimer Tierschutzverein abgeschlossen. Damit ist klargestellt, dass sich die Tierschutzmitarbeiter um deren Fundtiere kümmern. Das sind neben Kirchheim und Weilheim auch Notzingen, Dettingen, Owen, Lenningen, Bissingen, Neidlingen, Holzmaden und Ohmden. 92 Cent je Einwohner überweisen sie pro Jahr an den Verein.

Der Tierschutzverein hat rund 350 Mitglieder und viele Ehrenamtlichen, Seit 2018 leitet Sandra Nebe das Tierheim. Unterstützt wird sie dabei von drei Mitarbeitern, darunter eine Tiermedizinische Fachangestellte, die die Tiere impft, entwurmt oder Verbände wechselt. Außerdem schaut einmal die Woche eine Tierärztin vorbei. ih