Kirchheim
Haarschnitt mit PCR-Test ist für Ungeimpfte kein Thema

Dienstleistung In Zeiten der Alarmstufen dürfen Ungeimpfte nur mit PCR-Test zum Friseur gehen. Den Salons in Kirchheim und Umgebung fallen dadurch Kunden weg. Von Bianca Lütz-Holoch

Geimpfte und Genesene sind fein raus: Wenn sie den entsprechenden Nachweis beim Friseur ihres Vertrauens vorzeigen, können sie auch in Zeiten der Alarmstufen wie gewohnt ihre Haare schneiden, Strähnchen auffrischen oder eine Dauerwelle machen lassen. Ungeimpfte dagegen dürfen Friseursalons zurzeit nur mit negativem PCR-Test besuchen. Das tun aber nur die wenigsten, wie eine Umfrage ergeben hat.

„Zu uns kommt niemand mit PCR-Test. Entweder die Kunden erfüllen die 2-G-Bedingungen oder sie kommen gar nicht“, sagt Otto Dorfschmid, Inhaber des gleichnamigen Kirchheimer Friseursalons. Das spiegelt im Großen und Ganzen das wider, was auch die anderen Salons melden. Die Auswirkungen dieser Entwicklung allerdings sind von Geschäft zu Geschäft unterschiedlich.

 

Entweder die Kunden erfüllen die 2-G-Bedingungen oder sie kommen gar nicht. 
Otto Dorfschmid
 

„Bei uns ist es fast wie früher“, sagt Mike Hoffmann, Inhaber des Kirchheimer Friseursalons Belle Etage und stellvertretender Obermeister der Friseurinnung Esslingen-Nürtingen. „Rund 90 Prozent unserer Kunden sind geimpft oder genesen und sehr diszipliniert, was das Vorzeigen der Nachweise angeht“, freut er sich. Die Nachricht, dass dieses Mal kein Lockdown kommt, habe für Aufatmen in seinem Team gesorgt. „Die Stimmung ist gut“, sagt Mike Hoffmann. Allmorgendliches gemeinsames Testen aller Mitarbeiter trage zusätzlich zum „Teamspirit“ in diesen Zeiten bei.

Ähnliches berichtet Anke Schwarz, die in Unterlenningen im Haarstudio ihres Mannes arbeitet. Ein Großteil ihrer Kunden ist geimpft, nur wenige kommen nicht mehr. „Aus gesundheitlicher Sicht finde ich die Maßnahmen richtig“, sagt sie. Wenn es nach ihr ginge, gäbe es zusätzlich noch eine FFP2-Maskenpflicht. „Wir können ja keinen Abstand halten“, gibt die Friseurin zu bedenken. Auch ihr Team trägt seinen Teil zur Vorsorge bei. „Wir sind alle geimpft und geboostert“, sagt Anke Schwarz.

Ein Problem bringen die verschärften Corona-Regelungen aus ihrer Sicht jedoch mit sich. Denn nicht jeder Ungeimpfte wolle auf einen professionellen Haarschnitt verzichten. Immer wieder sei zu hören, dass unter der Hand zu Hause geschnitten werde – im schlimmsten Fall ungeimpft, ungetestet, ohne Abstand und ohne Maske.

Seit eineinhalb Jahren ausgebremst

Andere Salons bekommen die Einschnitte stärker zu spüren. Bei Otto Dorfschmid entspricht der Wegfall der Kunden seit der Verschärfung der Vorgaben etwa den gängigen Anteilen an Ungeimpften. „Im Vergleich zur Gastronomie haben wir aber noch Glück“, findet der Friseurmeister. Mit seinem Geschäft kann er sich über Wasser halten. Als befriedigend empfindet er die Situation dennoch nicht. „Man möchte ja eigentlich etwas bewegen – stattdessen sind wir jetzt seit eineinhalb Jahren ausgebremst.“

Petra Werthschütz, Inhaberin des Salons My-Cut in Kirchheim, hat festgestellt, dass seit Eintreten der Alarmstufen vor allem jüngere Leute wegbleiben. Nur ganz wenige hätten bisher einen PCR-Test vorgelegt. „Den meisten Ungeimpften sind Aufwand und Kosten dafür zu hoch“, weiß die Friseurin. Allzu hart treffen die Ausfälle ihren Salon im Moment nicht. „Es läuft ganz gut. Wir kommen klar“, sagt sie.

„Als die neue Regelung kam, gab es gleich einige Absagen“, berichtet Simone Zeccola, die im Friseursalon ihres Mannes in Weilheim für Büro und Buchhaltung zuständig ist. Trotzdem sind die Bücher noch recht gut gefüllt. „Allerdings brummt im Dezember das Weihnachtsgeschäft“, gibt Simone Zeccola zu bedenken. Während sie normalerweise um diese Jahreszeit Wartelisten führt, gibt es jetzt sogar Terminlücken. „Mal sehen, wie es dann im Januar weitergeht“, zeigt sie sich vorsichtig.

Ohnehin ist ihr nicht zum Lachen zumute. „Wir müssen die Soforthilfen des Landes aus dem ersten Lockdown zurückzahlen, obwohl es anfangs hieß, dass sie nicht zurückgezahlt werden müssen“, erzählt sie. „Das ist ein ordentlicher Brocken und könnte dem ein oder anderen Unternehmer das Genick brechen.“