Kirchheim

„Hängebrücke“ unterstützt Kinder von Süchtigen

Projekt Am Samstag stellt sich ein junges Kirchheimer Projekt in der Fußgängerzone vor.

Symbolbild

Kirchheim. Das Projekt „Hängebrücke“ bietet Kindern aus suchtbelasteten Familien die Chance, mit anderen Kindern und Teamern über das zu reden, was im Alltag unaussprechbar erscheint. In regelmäßigen Gruppenstunden stehen das gemeinsame Tun, Spiel, Spaß und Lachen an erster Stelle. Um das möglich zu machen, hatte sich eine Kirchheimer Projektgruppe - bestehend aus Kinderschutzbund, Frauenhaus und Koordination Suchtprophylaxe des Landkreises Esslingen - bereits 2010 auf den Weg gemacht, das Angebot zu entwickeln. Heute gibt es eine Jungen- und eine Mädchengruppe, die sich alle zwei Wochen in den Räumen des Kinderschutzbunds treffen.

Der Projektname „Hängebrücke“ versinnbildlicht die Unsicherheit und Instabilität auf dem Weg ins Erwachsenwerden. Für diese schwierige Zeit können die Jugendlichen unterstützende Kompetenzen lernen: Balance halten, sich etwas zu trauen, Stärken und Schwächen kennenlernen zum Beispiel. Die Kinder können die Erfahrung machen, dass es leichter ist, die „Brücke“ zu zweit oder gar mit mehreren zu überqueren.

Die beiden Gruppenangebote werden von der AOK Neckar-Fils und durch Spenden finanziert. Für das Jahr 2018 gibt es außerdem Unterstützung der Organisatoren des ROW-Festivals in Esslingen und des Vereins Bürgerseefreunde, die das weitere Bestehen des Angebots ermöglicht. Denn: Die Unterstützung von Vertrauenspersonen ist für die Kinder wichtig - und bislang auch erfolgreich.

Ziel des Projektes ist auch die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Thema. Dabei spielen Multiplikatoren eine wichtige Rolle. Regelmäßig werden Fortbildungen zur Thematik „Kinder in suchtbelasteten Familien“ seitens der Suchtprophylaxe des Landkreises Esslingen angeboten. Zielgruppen sind Erzieherinnen in Kindertageseinrichtungen, Lehrer und Fachkräfte aus Schulsozialarbeit und Jugendarbeit.

Der Hintergrund ist erschreckend: Laut der Drogenbeauftragten der Bundesregierung wachsen in Deutschland 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche mit mindestens einem suchtkranken Elternteil auf. Manche Kinder müssen so sehr früh die Verantwortung für Eltern und jüngere Geschwister übernehmen. Oftmals kümmern sie sich so sehr um die Bedürfnisse ihrer Eltern, dass sie selbst verlernen, Kind zu sein.

Dennoch: Kinder aus Suchtfamilien haben gute Chancen, sich trotz widriger Kindheitsumstände relativ gesund zu entwickeln, wenn es in ihrer Umgebung Vertrauenspersonen gibt, die sich ihnen zuwenden, ihnen zuhören und ihnen das Gefühl vermitteln, angenommen und wertvoll zu sein. Solche sicheren Bezugspersonen können Großeltern oder andere Verwandte sein, aber auch Lehrer, Erzieherinnen, Eltern von Freunden, Mitarbeiter im Verein oder eben auch die „Hängebrücke“. pm

Info Im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche „Vergessenen Kindern eine Stimme geben“ stellt sich das Projekt „Hängebrücke“ am Samstag, 17. Februar, mit einem Info-Stand vor der Kirchheimer Stadtbücherei vor. Los geht‘s um 10 Uhr.