Kirchheim

Handwerker „bolzen“ auf dem Bolzplatz

Richtfest Sechs Monate nach dem Beginn der Bauarbeiten in Jesingen ist der Rohbau der beiden Gebäude zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen abgeschlossen. Von Andreas Volz

Noch stehen die beiden Gebäude in Jesingen im Rohzustand da. Nach dem Richtfest kann aber nun der Innenausbau zügig voranschreit
Noch stehen die beiden Gebäude in Jesingen im Rohzustand da. Nach dem Richtfest kann aber nun der Innenausbau zügig voranschreiten. Foto: Markus Brändli

Schnell waren die Handwerker auf dem Jesinger Bolzplatz: Während die Arbeiten auf der Klosterwiese krankheitsbedingt stagnieren, konnten die Jesinger bereits Richtfest feiern. Bei den beiden Gebäuden, die zunächst für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen vorgesehen sind, haben die Handwerker also mächtig „gebolzt“.

Ortsvorsteher Christopher Flik erinnerte beim Richtfest daran, dass der Startschuss erst zehn Monate zuvor erfolgt war: Noch im Dezember 2016 waren die Hausanschlüsse gelegt worden. „Jetzt haben wir einen weiteren Meilenstein erreicht, denn fleißige Handwerker haben in den vergangenen Monaten sehr viel geleistet.“

Derzeit seien schon sehr viele Flüchtlinge in Jesingen untergebracht, über den Ort verteilt. Wenn die beiden Gebäude auf dem Festplatz hinter der Gemeindehalle bis Frühjahr oder Sommer 2018 bezugsfertig sind, könnten dort bis zu 68 weitere Flüchtlinge einziehen. Christopher Flik hebt hervor: „Überall baut die Stadt Gebäude, um ihre Pflichten zur Anschlussunterbringung zu erfüllen.“

Dabei geht es natürlich um mehr als nur um ein Dach über dem Kopf. In Jesingen hat sich deshalb der Unterstützerkreis „Miteinander für Jesingen“ gebildet, „um Flüchtlingen und Asylbewerbern beizustehen und ihnen zu helfen, sich in völlig neuen Situationen zurechtzufinden“.

Dazu gehören tägliche Hilfeleistungen und das Zurechtfinden vor Ort, aber auch Sprachunterricht, wie Christopher Flik anmerkte. Räume für Integrationskurse stellen sowohl die weltliche Gemeinde als auch die evangelische Kirchengemeinde der Volkshochschule zur Verfügung, im Rathaus und im Gemeindehaus.

„Betreuung und Integration von Flüchtlingen sind Aufgaben, die unsere Gesellschaft in hohem Maße herausfordern“, stellte der Ortsvorsteher fest. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Aufgabe gelingen kann: „Viele kleine Schritte führen zum Ziel, auch wenn der Weg dahin weit ist.“

Weniger weit war der Weg vom Beginn der Rohbauarbeiten bis zum Richtfest. Nach nur einem halben Jahr Bauzeit konnten die Zimmerleute von Rieg Holzbau aus Schwäbisch Gmünd mit dem Richtspruch auch ein Hoch auf Handwerker, Bauherrschaft und Festgäste ausbringen - feierlich unterstützt durch die Jugendkapelle des Musikvereins Jesingen.

Die Bevölkerung hat den Baufortschritt seit Frühjahr nicht nur aufmerksam beobachtet, sie nutzte beim Richtfest auch die Gelegenheit, einen Blick ins Innere der neuen Gebäude zu werfen. Beate Kloss-Nitzschke vom Kirchheimer Hochbauamt führte die Gäste sachkundig durch die Räume.

„Wir wollen möglichst kostengünstig bauen“, sagte sie. Deshalb hätten die Häuser ein flaches Dach und seien nicht unterkellert. Es seien einfach gehaltene, kubische Gebäude - ohne vorspringende Fenster. Nicht einmal Terrassen oder Balkone gebe es bis jetzt. Bei Bedarf lasse sich das aber nachrüsten. Schließlich sollen die Gebäude nicht nur zehn, sondern mindestens 50 Jahre halten.

Wie im Hafenkäs werden die Gebäude durch „ein kleines Sozialbüro“ ergänzt, „denn Flüchtlinge haben am Anfang einen unglaublichen Betreuungsbedarf“. Dazu gehören nicht zuletzt Geräteeinweisungen für Trockner und Waschmaschinen. Auch diese Geräte sollen möglichst lange halten.