Kirchheim

Haus brennt zum zweiten Mal

Glück im Unglück: Bei einem Dachstuhlbrand am frühen Mittag wurde niemand verletzt

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Die graue Rauchwolke ist von weitem zu sehen: Schon wieder brennt es in der Jesinger Straße in Kirchheim. Dieses Mal ist der ganze Dachstuhl betroffen.

Kirchheim. Es ist kurz vor 11.30 Uhr als ein Anruf die Einsatzkräfte ereilt. Das ältere Mehrfamilienhaus nahe des Freibades steht schon wieder in Flammen. Als Polizei, Krankenwagen und Feuerwehr eintreffen, sind alle der zwanzig gemeldeten Bewohner schon in Sicherheit und betrachten von weitem ihr Haus, das immer mehr von Rauch und Flammen eingenommen wird. Genau so, wie die vielen Schaulustigen, die einen Blick auf das Szenario werfen wollen. Mit Mühe hält die Polizei Passanten von dem brennenden Haus fern. Unter den Schaulustigen sind auch besorgte Freunde, Angehörige und Nachbarn, die sich nach ihren Liebsten erkundigen oder verzweifelt versuchen sie anzurufen.

Vorrang hat jedoch das Vorankommen der Einsatzkräfte. Die Polizei sperrt die Jesinger Straße und leitet den Verkehr um. Gegen 14 Uhr dann die Erleichterung: Das Feuer konnte größenteils gelöscht werden, doch die Nachlöscharbeiten dauern noch bis in den Abend hinein. Das Gebäude jedoch wird erst einmal unbewohnt bleiben, zu groß ist die Einsturzgefahr. Kommenden Dienstag untersucht ein Kriminaltechniker den Brandort. Der Sachschaden wird derzeit aber auf mindestens 200 000 Euro geschätzt.

Dank eines mutigen Mannes konnte Schlimmeres verhindert werden und es gab keine Verletzten. Marcus Dieterich war zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Der Angestellte eines Recyclinghofes drehte schon am Morgen seine Runden und musste nun wieder zurück zu seiner Arbeitsstelle. „Ich fahre immer über die Jesinger Straße“, sagt Dieterich, „als ich dann den Rauch sah, war für mich klar: Hier muss ich helfen.“

Sofort parkte er seinen Transporter vor dem Haus und verschaffte sich Eintritt. „Ich trat die Wohnungstür ein und schrie ‚Feuer, Feuer‘.“ Unerschrocken suchte Marcus Dieterich nach Bewohnern des Hauses und brachte sie einen nach dem anderen nach draußen in Sicherheit. „Ich habe kaum etwas gesehen, da alles so verraucht war. Als ich dann die letzten Bewohner aus dem Haus geholt habe, habe ich gehört, wie die Fenster dem Druck nicht mehr standhielten und zerplatzten.“ Ein weiterer älterer Bewohner des Hauses hat laut Dieterich nicht einmal mitbekommen, dass es im Haus brennt. „Als ich dem Mann sagte, wir müssen so schnell wie möglich hier raus, fragte er mich wieso.“

Nachdem der Held des Tages alle Bewohner in Sicherheit gebracht hatte, wählte er die Notrufnummer und rief die Polizei an. „Ich habe instinktiv gehandelt,“ sagt Dieterich, „für mich ist es selbstverständlich zu helfen. Man soll nicht wegschauen, sondern handeln.“ Die Unerschrockenheit und den Drang zu helfen, hat Marcus Dieterich wahrscheinlich von seinem Vater, der in der Feuerwehr Lenningen tätig war. Auch durch Dokumentationen oder Fernsehserien, die sich mit Unfällen, Notrufen und dergleichen befassen, hat sich Dieterich sein Wissen angeeignet: „Bei solchen Serien lernt man, wie man sich richtig verhält, sollte man einmal in eine Notsituation geraten.“

Bereits 2005 kam es im selben Haus zu einem Gebäudebrand. Gegen 18.30 Uhr an einem Montagabend im September brach das Feuer aus. Mit rund 80 Männern kämpfte die Feuerwehr gegen die Flammen. Durch das schnelle Handeln der Einsatzkräfte konnten größere Schäden vermieden werden. Jedoch wurden durch die Flammen das Mehrfamilienhaus und zwei Nebengebäude schwer beschädigt. Mitteilungen der Feuerwehr zufolge befanden sich damals sechs Bewohner in medizinischer Obhut. Die Bewohner hatten also jetzt Glück, dass gerade Marcus Dieterich zu diesem Zeitpunkt an ihrem Haus vorbeifuhr und ihnen ohne zu zögern, half.