Kirchheim
Herr Kokoschinski zieht ins Freudenhaus ein

Szene​ Am Kirchheimer Platz der kleinen Freiheit hat es einen Wechsel gegeben: Gunnar Stahlberg eröffnet gegenüber der „Wunderbar“ eine zweite Kneipe. Von Thomas Zapp

In der Gastro-Szene ändert sich gerade etwas am Platz der kleinen Freiheit, und gleichzeitig bleibt doch vieles beim Alten. Zwar gibt Wirt Ralf Hildebrandt das „Freudenhaus“ auf, doch der „Neue“ Gunnar Stahlberg ist ein altbekanntes Gesicht am kleinen, gemütlichen Platz, betreibt er doch schon seit elf Jahren die „Wunderbar“ genau gegenüber. „Als ich gehört habe, dass er den Laden verkaufen will, musste ich nicht lange überlegen. Die Struktur des Lokals hat mir schon immer gefallen, und der Platz ist genial“, sagt Stahlberg. 

Auch wenn sein Vorgänger schon vor elf Jahren einiges in das Gebäude investiert und umgebaut hat, ließ es sich Gunnar Stahlberg nicht nehmen, den Innenraum komplett neu zu gestalten: eine hochwertige Holztheke, neue Regale und als besonderen Gimmick eine umklappbare Sitzbank: Dieser Kniff erlaubt es, Platz zu schaffen, um die gesamte Fens­terfront im Sommer aufzuschieben. Das war im alten Freudenhaus nicht möglich. 

Neuer Freizeitbereich

Im ersten Stock sind einige Wände rausgerissen worden, sodass dort ein Freizeitraum mit hochwertigem Billardtisch und Tischkicker entstanden ist. „Den kann man auch komplett mieten“, sagt Gunnar Stahlberg. Direkt davor liegt der einzige Raucherraum: „Hier herrscht die beste Zu- und Abluft, der Rest ist aber Nichtraucherbereich“, sagt der Gastwirt, der in Kirchheim noch drei weitere Lokale betreibt.

Das Thema Fachkräftemangel hat er mit der Übernahme von drei alten Stammkräften gelöst. Den Namen wollte der umtriebige Gastro-Unternehmer bei aller Wertschätzung für seinen Vorgänger dann doch nicht weiterführen. Wenn man sieht, was noch bis einen Tag vor der Eröffnung in und am Gebäude gemacht wurde, würde man im Ruhrgebiet und im Rheinland voller Respekt ausrufen: „Mein lieber Herr Kokoschinski“ im Sinne von: „Mein lieber Mann, was hier alles geschafft wurde.“ Für Gunnar Stahlberg ist es auch eine kleine Erinnerung an seine rheinische Heimat.

So wird es also der Herr Kokoschinski mit seinem Hut und dem Hopfenbart, der in das ehemalige „Freudenhaus“ einzieht und mit seinem Konterfei die Fassade zieren wird. Apropos Hopfenbart: Das Thema Bier spielt auch eine große Rolle in den alten Gemäuern. „Wir setzen auf regionale Produzenten“, sagt Gunnar Stahlberg und meint damit explizit den Weilheimer Brauer Daniel Singh. Dessen Craft-Biere vom Indian Pale Ale bis zum Weizen wird es teils in der Flasche und teils vom Fass geben. Die ehemaligen Freudenhaus-Stammgäste müssen sich aber auch keine Sorgen machen. „Stuttgarter Hofbräu wird es nach wie vor vom Fass geben, das war früher so und das wird so bleiben“, versichert der neue Wirt. Die Weine bezieht er vom Owener Händler Mack und Schühle.

Flammkuchen à la Chef

Bei den Snacks legt der Chef übrigens selbst mit Hand an. „Wir haben einen neuen Ofen und werden darin Flammkuchen machen. Ich habe so viele Teigmischungen ausprobiert, dass ich bestimmt fünf Kilo zugenommen habe“, sagt Gunnar Stahlberg lachend. Darüber hinaus wird er aber keine weiteren Speisen anbieten, nur Kuchen am Samstagmittag. Abwechslungsreich wird es trotzdem: Die Flammkuchen werden tageweise wechselnd in sämtlichen Variationen von Speck über Gemüse bis Lachs angeboten. Nach dem ersten Bissen sagen die Gäste dann hoffentlich: „Mein lieber Herr Kokoschinski, schmeckt das gut.“

 

Öffnungszeiten Am heutigen Mittwoch, morgen und Freitag gibt es im "Herr Kokoschinski" ein „Slow-Opening“ jeweils ab 18 Uhr, Samstag um 11 Uhr Fassanstich mit Anne Kenner und Brauer Daniel Singh. Samstag ab 18 Uhr spielen Werner Dannemann und Calo Rapallo live auf dem Platz der kleinen Freiheit. Sonst ist das Kokoschinski im Sommer Donnerstag, Freitag und vor Feiertagen ab 18 Uhr und am Samstag von 11 bis 3 Uhr morgens geöffnet.