Kirchheim

Herzogswitwe möbelte das Schloss auf

Adel Johanna Elisabeth lebte bis zu ihrem Tod am 2. Juli vor 263 Jahren im Kirchheimer Schloss.

Herzogswitwe Johanna Elisabeth
Herzogswitwe Johanna Elisabeth

Kirchheim. Nach der frommen Herzogswitwe Magdalena Sibylla, die den Umbau des Zeughauses in Kirchheim in eine Schlosskapelle veranlasst hatte, zog 1735 die Herzogswitwe Johanna Elisabeth ins Kirchheimer Schloss ein. Sie ließ dann erst mal das Gebäude renovieren und neu möblieren. Morgen vor 263 Jahren starb sie in Stetten im Remstal.

Herzogswitwe Johanna Elisabeth zog 1735 ins Kirchheimer Schloss ein. Doch davor mussten die Räume erst mal auf Vordermann gebrac
Herzogswitwe Johanna Elisabeth zog 1735 ins Kirchheimer Schloss ein. Doch davor mussten die Räume erst mal auf Vordermann gebracht werden. Fotos: pr

Prinzessin Johanna Elisa­beth von Baden-Durlach wurde am 3. Oktober 1680 in Durlach geboren. Sie heiratete aus dynastischen Gründen 1697 Herzog Eberhard Ludwig, und das gegen den Willen des Bräutigams. Schon bald ging das Paar getrennte Wege, was nicht ungewöhnlich für diese Zeit war. Der Herzog hielt sich mit seiner Mätresse Wilhelmine von Grävenitz vor allem im neu gebauten Schloss Ludwigsburg auf. Johanna Elisabeth lebte zurückgezogen im Alten Schloss in Stuttgart. Erst nach dem frühen Tod des einzigen Sohnes 1731 versöhnte sich das Paar - jedoch zu spät, um noch einen weiteren Thronfolger zu bekommen.

Kurz vor seinem Tod am 31. Oktober 1733 verfügte Herzog Eberhard Ludwig, dass Johanna Elisabeth als Witwe nicht wie ursprünglich geplant nach Leonberg, sondern ins bequemere Schloss Kirchheim ziehen sollte. Vor ihrer Niederlassung ließ sie das komplette Schloss umbauen und renovieren, und das im Wert von 6000 Gulden.

Für ihre Wohnräume wurden neue Tapeten, Vorhänge, Möbel und Geschirr besorgt. Die Schlosskapelle erhielt außerdem eine neue Empore, der Kirchenstuhl, der Altar und die Kanzel wurden mit rotem Tuch bestückt. Aus dem Möbelbestand ihres verstorbenen Sohnes ließ die Herzogswitwe Gegenstände im Schloss aufstellen, beispielsweise einen Schrank, der vermutlich von dem Kirchheimer Kunstschreiner Johannes Mayer stammte.

Sie wohnte natürlich nicht alleine im Schloss: Der umfangreiche Hofstaat von 49 Personen musste auch untergebracht werden. So lagen beispielsweise im zweiten Stock neben der Wohnung von Johanna Elisabeth die Zimmer der Gesellschafterinnen. Im ersten Stock befanden sich die Räume des Hofmeisters Baron von Gemmingen sowie der Pagen und Edelknaben. Hier wohnte auch der Vikar, der für sie die Abendpredigt in der Schlosskapelle hielt.

Neben ihrem Witwenwohnsitz in Kirchheim verbrachte Johanna Elisabeth jedes Frühjahr auch einige Zeit im Schloss Stetten im Rems­tal, das sie noch im März 1733 bekommen hatte. Bis zu ihrem Tod betätigte sie sich dort karitativ. Am 2. Juli 1757 starb sie bei einer Brunnenkur in Stetten. Ihre letzte Ruhe fand sie in der Ludwigsburger Schlosskirche, der zu diesem Zeitpunkt neu geschaffenen Grablege für die Mitglieder des Hauses Württemberg. pm