Kirchheim

Hier finden Frauen eine Zuflucht

Hilfe Schutz vor Gewalt: Der Verein „Frauen helfen Frauen“, der das Kirchheimer Frauenhaus betreut, veröffentlicht seinen aktuellen Jahresbericht. Von Sabrina Kreuzer

Die Dunkelziffer an häuslicher Gewalt ist hoch. Für viele Frauen bleibt nur die Flucht aus den eigenen vier Wänden. Frauenhäuser
Die Dunkelziffer an häuslicher Gewalt ist hoch. Für viele Frauen bleibt nur die Flucht aus den eigenen vier Wänden. Frauenhäuser geben ihnen vorübergehend ein Zuhause.Foto: Carsten Riedl

Das Kirchheimer Frauenhaus bietet Frauen und ihren Kindern Schutz und Unterkunft, wenn sie von häuslicher Gewalt bedroht sind. Beratungsangebote und praktische Hilfen sollen ihnen ermöglichen, zu einem selbstbestimmten und gewaltfreien Leben zurückzufinden.

Häusliche Gewalt ist noch heute ein großes Problem. Im Frauenhaus des Vereins „Frauen helfen Frauen“ haben Betroffene die Möglichkeit, Abstand von ihrem gewalttätigen Partner zu gewinnen. Hier können sie in einer geschützten Umgebung neue Kraft für sich und ihre Kinder schöpfen.

Auch im Jahr 2018 waren die insgesamt zwölf Plätze im Frauenhaus Kirchheim stark belegt - mit 95 Prozent war die Quote sogar so hoch wie noch nie. „Wir können allerdings nicht sagen, wie die Fälle der häuslichen Gewalt ansteigen“, sagt Sozialpädagogin Susanne Lorch, „die Dunkelziffer ist hoch“.

Insgesamt 17 Frauen und 23 Kinder fanden im vergangenen Jahr Zuflucht im Kirchheimer Frauenhaus. Die Nachfrage nach Plätzen übersteigt das Angebot immens: 72 Frauen mussten abgelehnt werden. Die Aufenthaltsdauer im Frauenhaus ist unterschiedlich, wobei die meisten Frauen zwischen einem und drei Monaten bleiben. Neben einer sicheren Unterkunft erhalten sie umfassende Informationen und Unterstützung bei der Bewältigung ihrer Krisensituation.

Der Verein bietet auch eine externe Beratung in einem Büro am Kirchheimer Postplatz an. Insgesamt 116 persönliche und telefonische Beratungsgespräche verzeichneten die im Frauenhaus beschäftigten Sozialpädagoginnen.

Zudem fungiert der Verein „Frauen helfen Frauen“ als Interventionsstelle nach Polizeieinsätzen. Wenn etwa ein gewalttätiger Partner der Wohnung verwiesen wird, bietet der Verein betroffenen Frauen eine Beratung an.

Seit Januar 2018 bietet der Verein zusammen mit der Psychologischen Beratungsstelle der Stiftung Tragwerk eine Stärkungsgruppe für Frauen an. Renate Dopatka vom Verein „Frauen helfen Frauen“ leitet diese zusammen mit Ros­witha Sylla von der Stiftung Tragwerk. Zweimal im Monat treffen sich Frauen in der offenen Gruppe und sprechen über Achtsamkeit im Alltag, den Umgang mit Gefühlen, eigene Stärken oder die Vertiefung des Selbstwertgefühls.

Dabei spielt es keine Rolle, welche Nationalität die Frauen haben. 15 der insgesamt 17 Frauen haben einen Migrationshintergrund, mit zwei von ihnen war eine Verständigung nur durch Dolmetscher möglich.

Sich gegenseitig stärken

Für viele von ihnen ist der Übergang in ein eigenständiges Leben nicht leicht: „Bei Bedarf helfen wir bei der Wohnungssuche“, sagt Sozialpädagogin Susanne Lorch. „Aber viele sind aufgrund ihrer Herkunft, ihres Status als Alleinerziehende oder ihrer finanziellen Situation keine Wunschkandidaten für Vermieter.“ Daher sei die Suche sowohl für die Mitarbeiterinnen als auch für die Betroffenen frustrierend. „Der Wohnungsmarkt ist sowieso schon angespannt, das macht die Situation nicht leichter.“ Finden die Frauen keine Wohnung, können sie nicht aus dem Frauenhaus ausziehen.

Trotz dieser Umstände fanden neun Bewohnerinnen nach ihrem Aufenthalt im Frauenhaus eine eigene Wohnung. Drei Frauen kamen bei Freunden oder Verwandten unter, eine Frau zog in die ehemalige Wohnung, allerdings ohne Partner, und eine Frau kehrte in die gewaltgeprägte Lebenssituation zurück. Drei Bewohnerinnen waren nach dem Jahreswechsel noch immer im Frauenhaus untergebracht.

Im vergangenen Jahr wurde das Thema häusliche Gewalt auf politischer und medialer Ebene viel diskutiert. Über die Aufmerksamkeit freuen sich die Pädagoginnen des Frauenhauses Kirchheim. „Es beginnt, sich einiges zu bewegen“, sagt Lorch. „Natürlich bleibt immer noch viel zu tun, wie zum Beispiel die Verbesserung der finanziellen Situation von Frauenhäusern und Beratungsstellen.“ Es bleibe abzuwarten, wo das Geld schließlich ankomme.

 

Weitere Informationen gibt es unter www.frauenhaus-kirchheim.de oder telefonisch unter (0 70 21) 4 65 53. Bürozeiten sind Montag bis Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr. Außerhalb dieser Zeiten ist ein Anrufbeantworter geschaltet. In Notfällen verweist das Frauenhaus an die Polizei oder an das bundesweite Hilfetelefon. Dieses ist rund um die Uhr kostenlos unter (0 80 00) 11 60 16 zu erreichen.