Kirchheim

Hier sind die Fahrgäste wirklich „Gäste“

Hilfsbereitschaft Er lenkt nicht nur, sondern greift auch ein: Mustafa Durmus wurde jetzt mit dem Sonderpreis für Zivilcourage ausgezeichnet. Von Linda Kircheis

Der Gewinner des Sonderpreises für Zivilcourage: Mustafa Durmus. Foto: Jean-Luc Jacques
Der Gewinner des Sonderpreises für Zivilcourage: Mustafa Durmus. Foto: Jean-Luc Jacques

Eine ältere Dame sitzt in einem Bus, der von Nürtingen nach Aichtal fährt. Auf einmal wird es der Seniorin übel, sie bekommt starke Kreislaufprobleme. Der Busfahrer, Mustafa Durmus, schaltet sofort den Warnblinker ein, hält den Bus an und leistet Erste Hilfe. Dann greift er zum Telefon und wählt 110. Kurz darauf wird die Dame sicher ins Krankenhaus gebracht. Dank Mustafa Durmus‘ schnellem Handeln geht es ihr bald wieder gut.

Das ist jedoch nicht die erste Hilfeleistung des Busfahrers, der für den Omnibusverkehr Kirchheim (OVK) hauptsächlich auf den Linien 167 und 75 fährt: Als eine ältere Frau stürzt, weil sie den Bus noch rechtzeitig erreichen will, eilt er zu ihr und ruft den Notarzt. Ein Schüler wird von einem Auto angefahren, nachdem er hinter einem stehenden Bus auf die Straße gerannt ist: Mustafa Durmus ist sofort zur Stelle. Und auch als eine Frau vom Fahrrad stürzt, hält er seinen Bus an, um nach ihr zu schauen und ihr aufzuhelfen. - Für all diese Aktionen wird Durmus dieses Jahr mit dem „Sonderpreis für Zivilcourage“ ausgezeichnet.

Trotz dieser ganzen Hilfsaktionen schafft es Durmus, immer zur richtigen Zeit an den Bushaltestellen anzukommen. „Wir schätzen seine Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit“, sagt OVK-Geschäftsführer Eberhard Dannenmann. „Seine Fahrgäste sind im wahrsten Sinne des Wortes Gäste in seinem Bus, um die er sich im Bedarfsfall kümmert.“ Und auch der Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS), Thomas Hachenberger, lobt den aufmerksamen Busfahrer in den höchsten Tönen: „Wir brauchen Busfahrer wie Mustafa Durmus, die so hilfsbereit sind und beherzt eingreifen.“

Seit 30 Jahren lebt der 51-Jährige in Nürtingen. Die Auszeichnung beschert ihm einen Theater- und einen Restaurantgutschein. Seit 2004 zeichnet der VVS jährlich Fahrer aus, die im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) täglich Tausende von Gästen zu ihren gewünschten Zielen fahren. Zum zweiten Mal wird dieses Jahr neben dem „Busfahrer des Jahres“ der Sonderpreis für Zivilcourage verliehen. Er kann nicht nur Busfahrern, sondern auch Lokführern, Fahrgästen oder Passanten überreicht werden.

Von seinen Fahrgästen zum Busfahrer des Jahres gewählt wurde dieses Jahr Jürgen Deiß. Er fährt die Linien 131 und 66 für das Busunternehmen GR Omnibus (GRO). Schon seit 21 Jahren sitzt er hinter dem großen Lenkrad der langen Fahrzeuge, was sicherlich auch dazu beigetragen hat, dass er genau weiß, wie man einen freundlichen Umgang mit seinen Gästen pflegt. Außerdem dürfen die Fahrgäste bewerten, wer am besten fährt und die größte fachliche Kompetenz bei Auskünften über Verbindungen und Kosten hat. Wie Geschäftsführer des GRO, Eberhard Kiesel, sagt: „Wir können noch so gute Busse haben, das Wichtigste ist die Software.“