Kirchheim

Hilfe organisieren, ohne den Helden zu spielen

Sicherheit Bahn und VVS geben Ratschläge zum Verhalten in den Nahverkehrszügen.

An jeder Tür in der S-Bahn lässt sich über eine Sprechstelle Kontakt mit dem Lokführer aufnehmen.Foto: Carsten Riedl
An jeder Tür in der S-Bahn lässt sich über eine Sprechstelle Kontakt mit dem Lokführer aufnehmen.Foto: Carsten Riedl

Kirchheim. Ist das Sicherheitsgefühl erst einmal beeinträchtigt, wird es schwierig, wieder neues Vertrauen zu entwickeln – jenes Vertrauen, das man benötigt, um sich sicher und angstfrei in den offenen Städten einer offenen Gesellschaft zu bewegen. Mit zu den „offensten“ Angeboten gehören diejenigen des öffentlichen Personenverkehrs: Sowohl Bahnhöfe als auch Züge sind öffentlich zugänglich, jeder kann und darf sich dort aufhalten. Deutsche Bahn und der VVS geben Tipps, was sich zur eigenen Sicherheit machen lässt.

Ein Anruf beim Pressesprecher der Bahn in Stuttgart führt zunächst einmal zu dem Hinweis: „Sich auf Bahngebiet aufzuhalten, ist nicht unsicher. Da passiert weniger als in einer deutschen Großstadt. Zug fahren an sich ist kein Risiko, auch wenn man nie zu hundert Prozent ausschließen kann, dass etwas passiert.“ An jedem normalen Werktag werden im gesamten S-Bahn-System rund um Stuttgart etwa 400 000 Fahrgäste befördert. Gemessen an dieser Zahl ist das Risiko, Opfer von Belästigungen oder auch von extremeren Straftaten zu werden, tatsächlich eher gering.

Aber demjenigen, der Flugangst hat, hilft ein Blick auf die Statistik der sicheren Starts und Landungen auch nur sehr bedingt weiter. Was also lässt sich tun, will man trotzdem S-Bahn fahren? Grundsätzlich sollte man die Nähe anderer, vertrauensvoll wirkender Menschen suchen und weder auf dem Bahnsteig noch im Zug zu sehr abseits stehen oder sitzen. In der S-Bahn selbst kann es helfen, in den vordersten Wagen einzusteigen. Dort besteht über ein Fenster Sichtkontakt zum Lokführer. Wer tatsächlich bedroht wird, muss sich dann also nicht auf die Technik verlassen, sondern kann direkt an die Scheibe klopfen.

Die Technik wiederum bietet die Möglichkeit, per Handy die Notrufnummer 110 zu wählen. Dann kommt am schnellsten die professionelle Hilfe der Polizei. Ansonsten gibt es an jeder Tür eine Sprechanlage, über die man per Knopfdruck Kontakt zum Lokführer aufnehmen kann.

Wichtig ist auch, dass nicht nur das Opfer um Hilfe rufen muss. Auch Beobachter können den Notruf wählen oder den Lokführer alarmieren. Diese Beobachter sollten auch versuchen, sich Details einzuprägen, um sie später als Zeuge wiedergeben zu können. Nur durch möglichst präzise Zeugenangaben lässt sich ein Täter nachträglich auch verurteilen. Natürlich sollten alle Anwesenden gemeinsam versuchen, den oder die Täter anzusprechen und ihn dadurch von seiner Tat abzubringen. Dabei gilt aber: „Nicht den Helden spielen und sich selbst in Gefahr bringen. Lieber professionelle Hilfe organisieren.“

In den Zügen selbst ist „regelmäßig-unregelmäßig“ Sicherheitspersonal unterwegs, uniformiert oder in Zivil. Wenn sich irgendwo Vorfälle häufen, werden diese Strecken häufiger kontrolliert. Videokameras wiederum haben eher den Zweck, nachträglich zu dokumentieren, was passiert ist. Präventiv können die Kameras allenfalls bewirken, dass sich mögliche Täter abschrecken lassen – weil sie befürchten müssen, nachträglich identifiziert und belangt zu werden.Andreas Volz