Kirchheim

Hilfe von oben verschafft den Durchblick

Fahndung Wenn eine Person vermisst wird und die Polizei von einer Gefahr für das Leben des oder der Gesuchten ausgeht, muss es schnell gehen. Oftmals kommen Hubschrauber und Vierbeiner zum Einsatz. Von Lena Bautze

Sowohl Hundestaffeln als auch Hubschrauber bringen bei der Suche nach Vermissten entscheidende Vorteile. Fotos: Carsten Riedl/Ma
Sowohl Hundestaffeln als auch Hubschrauber bringen bei der Suche nach Vermissten entscheidende Vorteile. Foto: Markus Brändli

Die Tochter wollte am Abend zuvor mit ihren Freunden in einen Club gehen. Normalerweise ist sie spätestens in den frühen Morgenstunden wieder daheim. Doch nun ist es Mittag, und sie ist immer noch nicht zuhause. Eigentlich meldet sie sich, wenn es später geworden ist, doch sie hat nicht angerufen. Auf dem Handy ist sie nicht zu erreichen. Schläft sie nur bei ihrer besten Freundin? Die Eltern suchen nach naheliegenden Erklärungen und versuchen, schlimme Gedanken zu verdrängen. Gegen Mittag taucht sie dann auf. Der Akku war leer und sie hat die letzten Züge verpasst.

Dieser Fall ist noch mal gut ausgegangen, aber nicht alle tauchen so schnell wieder auf. Nach Angaben des Bundeskriminalamts erledigen sich etwa 50 Prozent der Vermissten-Fälle innerhalb der ersten Woche. Binnen eines Monats liegt die „Erledigungs-Quote“ bereits bei über 80 Prozent. Der Anteil der Personen, die länger als ein Jahr vermisst werden, bewegt sich bei etwa drei Prozent.

Wann muss man die Polizei alarmieren? „Kommt auf die Umstände an“, meint Christian Wörner vom Polizeipräsidium Reutlingen. „Um zum Beispiel nach einem Erwachsenen fahnden zu können, reicht es nicht aus, dass er sein gewohntes Lebensumfeld verlassen hat. Zudem muss eine Gefahr für Leib oder Leben hinzukommen.“ Wenn jemand mit gepackten Koffern seinen Partner verlässt, wird die Polizei nicht die Verfolgung aufnehmen.

Sofort wird jedoch mit der Suche begonnen, „wenn akute Suizidgefahr vorhanden ist oder Krankheit oder Orientierungslosigkeit vorliegt“, sagt Christian Wörner. Ebenso beginnt die Suchaktion unmittelbar, wenn die Einsatzkräfte von einem Unglück oder einem Verbrechen ausgehen muss. Nicht selten wird bei der Suche auch ein Hubschrauber als Unterstützung aus der Luft eingesetzt, vor allem wenn eine große und unübersichtliche Fläche oder unwegsames Gelände abgesucht werden soll. Auch in der Nacht sind Hubschrauber erfolgsversprechend. Durch die Hilfe von Wärmebildkameras oder Nachtsichtgeräten können Vermisste einfacher aufgefunden werden. „Das ist aber auch immer abhängig von den Umweltfaktoren wie Außentemperatur, Bebauung, Bewuchs und so weiter“, erklärt Christian Wörner.

Ein Heli fällt auf. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass mehrere Menschen den Polizeihubschrauber über der Stadt in der Luft stehen sehen. Das kann von Vorteil sein, wenn es einen Verdacht gibt, „dass die vermisste Person sich in einem Hinterhof in der Innenstadt aufhält. Hier kann der Polizeihubschrauber dann gezielt die möglichen Örtlichkeiten überprüfen und Hinweise an die Einsatzkräfte am Boden geben“, sagt Christian Wörner.

Jeder kann Hunde anfordern

Doch nicht nur aus der Luft bekommt die Polizei Unterstützung. Auch Rettungshunde werden bei der Suche eingesetzt, vor allem wenn sich die vermisste Person im Wald aufhalten soll. „Werden die vierbeinigen Retter gebraucht, fordert die Polizei die Rettungshundestaffeln in der Region an“, sagt Martin Schatzinger vom Deutschen Roten Kreuz Kirchheim. Für den Kreis Esslingen sind das die Rettungshundestaffel des Bundesverbandes für Rettungshunde Mittlerer Neckar, des Arbeiter-Samariter-Bunds Esslingen und des Malteser Hilfsdienst Nürtingen-Reutlingen sowie die Rettungshundestaffel des Deutschen Roten Kreuz Nürtingen-Kirchheim. „Grundsätzlich kann jede Behörde, Institution oder auch der einzelne Bürger die Rettungshundestaffeln im Landkreis Esslingen alarmieren“, erklärt der DRK-Experte.

Mit Hubschraubern kann die Polizei unwegsames Gelände absuchen. Foto: Carsten Riedl
Mit Hubschraubern kann die Polizei unwegsames Gelände absuchen. Foto: Carsten Riedl