Kirchheim

Hinter jedem Haus steckt eine Idee

/>Städtebau Auf dem Steingau-Areal in Kirchheim entsteht ein neues und zukunftsweisendes Stadtquartier mit bezahlbarem Wohnraum. Jedes Bauprojekt hat sein eigenständiges Profil. Von Iris Häfner

Derzeit sind die Erschließungsarbeiten auf dem Steingau-Areal in vollem Gange.Foto: Carsten Riedl
Derzeit sind die Erschließungsarbeiten auf dem Steingau-Areal in vollem Gange.Foto: Carsten Riedl

 

Hier entsteht das, wozu es sonst drei Generationen braucht. Wir bauen eine gemischte Stadt neu - quasi von null auf hundert“, sagt Gernot Pohl, Abteilungsleiter Stadtplanung bei der Stadt Kirchheim, selbstbewusst zum Steingau-Areal. Wie sich das auf die Aktivitäten im neuen Viertel auswirkt, ist nicht nur für den Städteplaner spannend. „Hier geht es auch um das Miteinander und das nachbarschaftliche Leben“, sagt Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker.

Dort wohnen sollen Menschen mit ganz normalem Einkommen, junge Familien ebenso wie Senioren. Es gibt Sozialwohnungen und Einfamilienhäuser, gemeinsame Hofflächen und Gemeinschaftsräume. „Ich habe mich schwer verschätzt bei der Anzahl der Wohnungen. Ich bin von 250 ausgegangen, doch schon jetzt sind es 220“, sagt der Stadtplaner. Es wird in Intervallen gebaut. Ist der nun geplante Bereich fertiggebaut, folgt der nächste Bauabschnitt. Am Ende werden es rund 400 Wohnungen sein und etwa 800 Menschen im Steingau-Areal wohnen.

Zum Parken werden die Autos in die Tiefgarage verbannt, es gibt die Verpflichtung zum Kauf von Stellplätzen. Autos dürfen aber auch überirdisch fahren, und wegen der Geschäfte gibt sogar den einen oder anderen Kundenparkplatz. Stellplätze vor dem Haus sucht man jedoch vergebens. Um den Quartierplatz gibt es einen Gewerbezwang. „Sie wollen nicht nur an Wohnungen vorbeischlendern, sondern was sehen - sonst würde auch niemand in die Innenstadt gehen“, sagt Gernot Pohl.

Klare Regeln gibt es für die künftigen Bewohner. Angrenzend an das Nanz-Areal mit dem Parkplatz entsteht ein Blockheizkraftwerk, an das ein Nahwärmenetz der Stadtwerke angeschlossen ist. Dafür gibt es einen Benutzungszwang, Holzöfen sind verboten. Pro Gebäude sind bis zu elf Wohnungen möglich. Es gibt begrünte Flachdächer, nur entlang der Kolbstraße sind des Satteldächer. Zudem gelten Gestaltungsleitlinien für die Vorgärten mit einer eigenen Fibel. Darin findet sich beispielsweise eine Liste der Baumarten, die gepflanzt werden dürfen: beispielsweise Gingko, Feldahorn, Weißdorn und der Amerikanische Amberbaum.

„Das war eine sehr erfolgreiche Umsetzung“, freut sich Angelika Matt-Heidecker über das Ergebnis der Vergaberunde. Es haben sich Baugemeinschaften beworben mit tollen Ideen und Entwürfen. „Das kann sich schon sehen lassen“, freut sich die Stadtchefin über die Vorreiterrolle, die Kirchheim nun dank des städtebaulichen Konzepts einnimmt. Die Baugemeinschaften suchen sich ihren Architekten und entwickeln ihr Projekt selbst. „Dadurch entsteht eine stabile Nachbarschaft, die Anonymität ist weit geringer als in anderen Neubaugebieten“, ist die Oberbürgermeisterin überzeugt.

Ankernutzer bauen Tiefgarage

Für einen stattlichen Millionenbetrag hat die Stadt das Gelände erworben, am Ende soll mindestens eine schwarze Null stehen. Es gibt mehrere Ankernutzer. Die müssen die Tiefgarage und den Hochbau erstellen. Hinter dem „Nestbau“ steht eine soziale Aktiengesellschaft, es gibt eine große Praxis für Kieferorthopädie und Physiotherapie. Auch Clusterwohnungen entstehen. Das ist eine Art WG, bei der jedoch jeder sein eigenes Mini-Appartment hat. Coworking Spaces wird es auch geben. „Diese Form kommt aus dem Silicon Valley. Dort arbeiten Menschen unterschiedlicher Professionen Tür an Tür, und die Arbeitsplätze sind fix und fertig eingerichtet“, erklärt Angelika Matt-Heidecker. Im Quartier wird es eine Werkstatt geben, wo auch die Familien-Bildungsstätte einzieht und Kurse anbietet.

„Kein Haus ist wie das andere. Jedes Gebäude hat seine Eigenart und ein eigenständiges Profil“, freut sich Angelika Matt-Heidecker über die Nutzungsdurchmischung. Und auf noch etwas ist die Stadtchefin stolz: „Die Bebauung des Steingau-Areals ist so fortschrittlich, dass wir damit zu den zehn innovativsten Projekten in ganz Deutschland zählen.“