Kirchheim

Hochschauen in die Tiefe

Konzert Zugunsten der Kirchheimer Vesperkirche spielt das Duo Zwischentöne in der Ötlinger Johanneskirche. Themen sind das Vergehen der Zeit, die Liebe und der Glauben. Von Gabriele Rolfs

Das Duo Zwischentöne spielt für die Vesperkirche. Foto: Thomas Kaltenecker
Das Duo Zwischentöne spielt für die Vesperkirche. Foto: Thomas Kaltenecker

Mit dem Lied „Guten Abend, gute Nacht“ begrüßte das Duo die Zuhörer, der satte Cellosound ergänzte den Gitarrenklang. Schon im ersten Stück schimmerte das Thema Beziehungskrise durch „denn ich fürchte mich, komm zu mir zurück“. Es ist eines der Themen, die im Zentrum des Texte der Musiker stand. Auch: das Vergehen der Zeit, die Liebe, der Glaube, und sogar die Flüchtlingskrise arbeitete das Duo in einen ihrer Texte ein.

Aus der Erfahrung des Musikpädagogen heraus, der seine Schüler von jungen Jahren an bis zum Ende der Schulzeit begleitet, war das Lied „Neuland“ entstanden. Der junge Erwachsene wird ermutigt, in seine Zukunft zu schreiten „Geh bis zum Zeittor, bis dir das Licht vor die Füße fällt.“ Den Text zu „Willkommen in Deutschland“ hatte Frieder Sigloch zur Zeit der Balkankrise geschrieben. Sigloch moderierte den Abend mit Erzählungen über die Entstehung der Texte, so spannte er einen Bogen von Lied zu Lied.

In seiner Einleitung verglich er die damalige Haltung gegenüber Flüchtlingen mit der heutigen Willkommenskultur, sodass das Lied heutzutage in einem positiveren Licht erscheint als damals. Immer wieder erfuhr der Zuhörer in den Überleitungen etwas aus dem Privatleben des Liedtexters. Das Vergehen der Zeit, der Verlust des Lebensgefühls der Jugend und der Versuch, dieses Gefühl im Alter von 50 Jahren wieder einzufangen, war Thema von „Ich bin wieder allein“ und „Ich schaue hoch in die Tiefe“. Die nächtliche Betrachtung des Sternenhimmels ist es, die es dem Künstler ermöglicht, das verlorene Lebensgefühl der Jugendzeit wieder zu erleben - denn „manche Dinge ändern sich nie“.

Ein Thema der Liedtexte stellte die Realität des gemeinsamen Lebenswegs dar. Die Enttäuschung des Paares, dem bewusst wird, dass hinter der Hollywood-Leinwand das reale Leben auf sie wartet, auf das in keinem Film vorbereitet wird, zog sich durch mehrere Lieder. „Willkommen im Leben“ hieß dementsprechend auch der Titel eines Stückes. In ein paar Liedern wechselten die beiden Musiker aus ihrem ruhigen, etwas gleichförmigen Stil in den Country-Style, was die Musik deutlich belebte. Und trotz der kleinen Besetzung erklangen mehrere Instrumente. Wie das funktioniert? Mittels MP3 Player wurden - je nach Bedarf - ein Schlagzeug oder auch eine weitere Gitarrenstimme eingespielt. Schwungvoll wurde es bei „Immer eins mehr“ - dem Versuch des Protagonisten, sich aktiv aus seiner Beziehungskrise zu befreien. Zum Ende des Konzertes präsentierte das Duo Lieder über Glauben und Gottvertrauen und nahm die Zuhörer damit mit in ihr Leben und die Reflektion darüber.