Kirchheim

„Hoffnung“ ist Name und Programm

Zu den Bewerbern um den Ehrenamtspreis von Teckbote und Kreissparkasse zählt das Café Hope

Das Café Hope in Kirchheim hat sich zu einer wichtigen Anlaufstelle für Flüchtlinge entwickelt. Deshalb ist der Verein jetzt für den Ehrenamtspreis nominiert.

Beim Sommerfest des Café Hope stand das gemeinsame Feiern im Mittelpunkt. Gemeinsam gearbeitet wird wieder ab 13. September.Foto
Beim Sommerfest des Café Hope stand das gemeinsame Feiern im Mittelpunkt. Gemeinsam gearbeitet wird wieder ab 13. September.Foto: Markus Brändli

Kirchheim. Immer schon war es das Ziel des Café Hope, Menschen Hoffnung zu geben. An Flüchtlinge hat bei der Gründung vor über zehn Jahren noch keiner gedacht: Entstanden war das Café Hope nach dem Umzug der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde ins Steingau-­Zentrum. Dort befanden sich die Baptisten in unmittelbarer Nachbarschaft zur Agentur für Ar­beit. Sie sahen das als Fingerzeig von oben und richteten im Januar 2006 eine Begegnungsstätte für Arbeitssuchende ein. Zunächst ging es wirklich nur um ein Café. Einmal pro Woche gab es Kaffee und Kuchen, dazu Gespräche, Kontakte und somit auch neue Hoffnung. Viele Gäste waren und sind Langzeitarbeitslose oder auch Menschen mit körperlichen und seelischen Leiden.

2012 hat die Gemeinde ihr Angebot ausgebaut. Seither gibt es auch Mit­tagessen. Die Gästeschar wurde erweitert um Schüler, die in der Mittagspause am Steingau-Zentrum vorbei in die Stadt gegangen waren, um dort etwas zu essen. Auch viele Berufstätige und Rentner verbringen die Mittagszeit inzwischen im Café Hope – erst recht, seit das Essensangebot auf drei Wochentage ausgeweitet worden ist: Dienstag, Mittwoch und Donnerstag. Von 11.45 bis 13.15 Uhr gibt es Essen. Geblieben ist aber auch das ursprüngliche Café, das donnerstags bis 16.30 Uhr geöffnet hat. Träger ist seit drei Jahren nicht mehr direkt die Kirchengemeinde, sondern ein gemeinnütziger Verein, der den Namen des eigentlichen Angebots trägt: „Café Hope“. Auch wenn es mittlerweile eher „Restaurant Hope“ heißen müsste, ist doch die „Hoffnung“ als solche geblieben, sowohl im Namen als auch im Programm.

Das Café Hope richtet sich an den Bedürfnissen seiner Gäste aus. Weil eben viele der durchschnittlich hundert Besucher pro Tag Schüler sind, hat es in den Schulferien geschlossen und macht selbst Ferien. Ausnahmen sind die Faschings- und die Herbstferien, berichtet Sarah Hennemann am Rand eines Sommerfests. Sie hat nicht nur die Gesamtleitung inne, sondern kümmert sich auch noch um die Öffentlichkeitsarbeit und das Fundraising. Letzteres ist ein wichtiger Punkt, denn trotz großen ehrenamtlichen Einsatzes ist das Projekt dringend auf Spenden angewiesen. Die Kosten für Essen und Trinken decken gerade einmal den Einkauf. Die Größe, die das Café Hope angenommen hat, macht aber auch den Einsatz hauptamtlicher Mitarbeiter nötig.

Die Grenzen zwischen Gästen und ehrenamtlichen Mitarbeitern sind mitunter fließend. Aus Gästen können Helfer werden. Als Helfer wiederum bekommen die Gäste einen geregelten Tagesablauf, soziale Kontakte, eine Aufgabe, manchmal einen ganz neuen Sinn in ihrem Leben und „einen Grund, morgens aufzustehen“, wie Sarah Hennemann sagt.

Dadurch steigert sich auch das Selbstwertgefühl, ob bei Langzeitarbeitslosen, bei psychisch Kranken oder bei Flüchtlingen. Es geht um das Bewusstsein, gebraucht zu werden. Mit den Flüchtlingen als Gäste- und Mitarbeitergruppe ist es dem Café Hope so gegangen wie mit allen anderen auch: Sie waren plötzlich da und sind aufgenommen worden.

„Für uns ist das eine Möglichkeit, christliche Nächstenliebe zu praktizieren“, sagt Sarah Hennemann. Das Café Hope ist Teil der sozial-diakonischen Arbeit der Gemeinde – für Menschen jeder Herkunft, jeder Schicht, jeder Hautfarbe und jeden Glaubens. Das Team umfasst rund 50 Menschen. Sie sind im Service tätig, in der Spülküche oder in der „Kochküche“. Flüchtlinge können dabei nicht nur ihre Sprachkenntnisse verbessern – im Alltag und ganz nebenbei. Sie erhalten auch Hilfe bei Behördengängen, und sie lernen deutsche Werte und Traditionen kennen. Konflikte und Spannungen bleiben nicht aus, wie Sarah Hennemann berichtet: „Wenn fünf Leute in der Spülküche eingeteilt sind, aber nur zwei von ihnen auftauchen, dann fragen wir schon deutlich nach, wo die anderen sind.“ Letztlich gehe es aber darum, gemeinsam Lösungen für solche Probleme zu finden.

Ein großes Problem löst das Café Hope von ganz allein: das Problem, Menschen aus völlig unterschiedlichen Kulturen zu integrieren, ihnen das Gefühl zu geben, Bestandteil einer Gemeinschaft zu sein. Sarah Hennemann bringt das mit einem Zitat auf den Punkt. Nach drei Stunden Arbeit in der Spülküche hat sie ein ehrenamtlicher Mitarbeiter mit Migrationshintergrund angestrahlt und gesagt: „Danke, dass ich hier sein darf.“