Kirchheim
Holzhäuser auf dem Kirchheimer Güterbahnhofsareal

Unterbringung Statt Containerbauten lässt die Stadt Kirchheim bis Ende des Jahres drei „richtige“ Gebäude erstellen, um genügend Wohnraum für Geflüchtete zur Verfügung stellen zu können. Von Andreas Volz

Auf dem Kirchheimer Güterbahnhofsgelände sind die Container zur Unterbringung von Geflüchteten vom Tisch. Stattdessen will die Stadt auf der südwestlichen Ecke des Areals drei zweigeschossige Wohngebäude in
 

Da lässt sich gar nichts kalkulieren.
Pascal Bader
über die Zahl der Geflüchteten, die Kirchheim zugewiesen bekommt

Holzmodulbauweise erstellen lassen. „Das ist viel ansprechender als die Container-Lösung“, sagt Kirchheims Oberbürgermeister Pascal Bader. Außerdem sei es nachhaltiger und lasse sich flexibler handhaben: „Perspektivisch lässt sich das irgendwann auch wie der normale soziale Wohnungsbau nutzen.“

Der Auslöser dafür, auf die Container zu verzichten, war allerdings ein ganz anderer: „Auf unsere Ausschreibung für die Container sind keine Angebote eingegangen. Daher ist jetzt eine Direktvergabe möglich.“ Aus Kostengründen hatte Stadtrat Hans-Peter Birkenmaier im Gemeinderat beantragt, trotzdem Container aufzustellen. Sein Antrag fand aber nur zehn Befürworter – bei 20 Gegenstimmen und vier Enthaltungen.

Tatsächlich lassen sich die Kostenunterschiede nicht exakt beziffern: Die Holzbaulösung kommt auf 4,7 Millionen Euro. Davon sind 730 000 Euro an Fördergeldern abzuziehen, sodass die Stadt selbst noch vier Millionen Euro zu tragen hat. Für die Container dagegen gibt es keine Förderung. Aber die bisherige Annahme, dass sie für 2,3 Millionen Euro zu bekommen sein könnten, scheint von der Realität längst überholt zu sein: Andere Kommunen hätten für vergleichbare Angebote 3,1 Millionen Euro gezahlt, gibt der Oberbürgermeister zu bedenken.
 

Nachhaltiges Bauen ist teurer

Wenn die Container denn überhaupt auf die Schnelle zu bekommen sind, wären sie also wohl um maximal 900 000 Euro günstiger. Bei der Holzbauweise erhalte die Stadt aber nachhaltigere Gebäude mit einer deutlich längeren Lebensdauer. Das wirkt sich auch auf den Abschreibungszeitraum aus, der für die Container bei 20 Jahren liegt, für den Holzbau dagegen bei 50 Jahren. Das rechtfertige die höheren Kosten.

Schnelligkeit ist Trumpf bei den neuen Gebäuden auf dem Güterbahnhofsgelände. Der Bau soll spätestens im März starten. Die Fertigstellung ist bereits für Oktober, spätestens November vorgesehen, sodass Ende des Jahres die ersten Bewohner einziehen könnten. Je nachdem, wer dort wohnen wird, bieten die drei Gebäude Platz für 40 bis maximal 80 Personen.

An der Notwendigkeit, diese Unterkünfte zu bauen, lässt Pascal Bader keinen Zweifel aufkommen: „Bis Ende November waren es 2 200 Geflüchtete, die 2023 im Landkreis Esslingen angekommen sind. Bis Herbst 2024 sind sie auf die einzelnen Kommunen im Kreis zu verteilen.“ Für Kirchheim bedeute das, dass für 132 Personen Wohnraum zur Anschlussunterbringung bereitzustellen ist.

Sollte die Stadt also tatsächlich Familien zugewiesen bekommen, sodass auf dem Güterbahnhofsgelände 80 Menschen wohnen können, bleibt immer noch ein Bedarf für weitere 52 Personen. Der Oberbürgermeister verweist auf eine zusätzliche Schwierigkeit für die Planung: „Bei diesen Zahlen handelt es sich ausschließlich um ,sonstige Geflüchtete’. Menschen aus der Ukraine, die wir ebenfalls unterbringen müssen, sind da noch gar nicht berücksichtigt.“

Sein Fazit lautet deshalb: „Da lässt sich gar nichts kalkulieren.“ Und das gilt nicht nur für die Baukosten der neuen Gebäude. Es gilt vor allem auch für die Anzahl der Personen, die die Stadt Kirchheim mit Wohnraum zu versorgen hat. Was dabei noch gar nicht vorkommt, sind die „anderen Wohnungssuchenden“. Auch da ist die Stadt gefordert, durch sozialen Wohnungsbau die Not zu lindern.