Kirchheim

„Ich bin gerne glücklich!“

Jahrestag Die Kirchheimerin Elisabeth Pech freut sich auf das große Familientreffen am morgigen Mittwoch anlässlich ihres 90. Geburtstages. Von Maik Treder

Elisabeth Pech und zeigt ihren selbst bemalten Küchenschrank.Foto: Markus Brändli
Elisabeth Pech und zeigt ihren selbst bemalten Küchenschrank.Foto: Markus Brändli

Elizabeth Pech feiert morgen ihren 90. Geburtstag. Zu diesem besonderen Tag gibt es ein Festessen auf der Burg Hohenneuffen. Eingeladen sind die Töchter Gaby Bleeh, Gudrun Winger, Sohn Walter Pech, die zehn Enkel und 16 Urenkel. „Leider können nicht alle kommen. Das ist eben der Nachteil der Sommerferien“, sagt sie verständnisvoll. Ihr ganz besonderer Geburtstagswunsch: „Zeit! Ja, ich wünsche mir zukünftig mehr Zeit mit meiner Familie.“

Elizabeth Pech wurde am 29. August 1928 in Kuchen geboren. Die 90-Jährige erinnert sich genau an ihre Jugend: „Zu jener Zeit durfte man als Frau nur zwischen zwei Berufen wählen: der Arbeit im Rüstungsbetrieb oder der Arbeit bei den Landwirten.“ So entschied sie sich für den Beruf der ländlichen Hauswirtschaftsgehilfin oder wurde - wie sie selbst sagt - „Mädchen für alles“. Während ihrer Zeit auf dem Hof verfasste sie Briefe an ihren Mann, der Lehrer war. Das Schreiben ist bis heute eine ihrer Leidenschaften. „Tagsüber habe ich darüber nachgedacht, was ich ihm gerne mitteilen würde, und abends konnte ich das wortwörtlich so niederschreiben. Das würde heute aber nicht mehr funktionieren“, erzählt sie mit einem Lachen. Sie bildete sich anschließend an der Landfrauenschule in Kupferzell weiter.

Ganz nach ihrem Geschmack eingerichtet, wohnt die 90-Jährige schon seit über 40 Jahren auf dem Kirchheimer Schafhof. Hier stechen einem die selbst gefertigten Malereien ins Auge. So präsentiert sie voller Stolz ihren Küchenwandschrank, der mit bunten Waldmotiven dem Raum einen ganz eigenen Zauber verleiht. Auch die Schneidebretter und den Flurschrank hat Elisabeth Pech selbst bemalt. Inspiriert wurde sie von Modezeitschriften, verschiedenen Kompositionen wie Ludwig van Beethovens „Freude, schöner Götterfunken“ und Symbolen, denen sie eine besondere Bedeutung zuschreibt. Noch heute erfreut sie sich an den Komplimenten ihres verstorbenen Ehemannes. „Er pflegte immer zu sagen: Elizabeth, das hast du toll gemacht! - Das gibt mir noch immer Kraft und Motivation.“

Mit 90 Jahren ist die leidenschaftliche Malerin noch fit und betätigt sich sportlich. Sie macht Gymnastik und läuft regelmäßig. Das Geheimnis ihres gesunden Alterns sei jedoch ihre seelische Veranlagung. „Es war der damaligen Zeit geschuldet, dass meine Mutter oft in Trauer lebte. So wollte ich mein Leben nicht führen. Ich bin gerne glücklich.“ Dieses Lebensmotto gab sie auch an ihre Kinder weiter. Tochter Gaby Bleeh bestätigt: „Wir haben immer gelernt, das Beste aus jeder Situation zu machen.“

Früher war das familiäre Beisammensein äußerst wichtig, erzählt die 90-Jährige. Der heutigen Jugend empfiehlt sie, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, aufgeschlossen zu sein und sich nicht nur auf eine Sache zu konzentrieren. Man wisse nie, wann man Gelerntes wieder anwenden könne - „das Leben ist unberechenbar“.

Schwelgend in Erinnerungen berichtet sie von ihrer Liebe zur Mode und ihrem Bestreben, sich immer individuell zu kleiden. „Ich wollte nie Durchschnittskleider tragen. Deswegen habe ich angefangen, eigene Kreationen zu schneidern.“ Darunter war sogar ein Sonnenblumenkleid aus Vorhangstoff. „Einmal habe ich ein neu gekauftes Kleid weggegeben, als ich eine Andere darin sah.“

Heute lebt Elizabeth Pech zusammen mit ihrer Haushaltshilfe und blickt zufrieden zurück. „Sie ist ein Kämpfertyp und das weiß sie“, erzählt Gaby Bleeh.