Kirchheim

Im CAP ist man guter Hoffnung

Wirtschaft Nach der Zusage über 300 000 Euro Zuschuss in Neuhausen erhofft der Geschäftsführer der CAP-Märkte doch noch denselben Betrag aus Kirchheim. Eine neue Betreibergesellschaft soll es auch geben. Von Thomas Zapp

Auch in Notzingen gibt es (noch) einen CAP-Markt.Foto: Markus Brändli
Auch in Notzingen gibt es (noch) einen CAP-Markt.Foto: Markus Brändli

Die Zusage über einen Zuschuss von 300 000 Euro für den Standort in Neuhausen könnte eine Signalwirkung für die drei weiteren CAP-Märkte im Landkreis Esslingen haben. Das hofft zumindest Klaus Korschinek, Geschäftsführer der Filderwerkstätten, die aktuell Betreiber der Märkte in Ötlingen, Notzingen, Neuhausen und Stetten sind. Alle vier waren in den vergangenen Monaten finanziell angezählt. Klaus Korschinek hofft nun, mit der frohen Kunde aus Neuhausen auch den Kirchheimer Gemeinderat überzeugen zu können.

Das Gremium der Teckstadt hatte im Mai einen Zuschuss einstimmig abgelehnt. „Aber ich bin mit Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker so verblieben, dass wir uns noch einmal zusammensetzen“, sagt Klaus Korschinek. Natürlich mit der Hoffnung, dass sie das Gremium der Stadt überzeugen kann. „Bislang habe ich noch nichts von ihm gehört“, sagt Kirchheims Rathauschefin. „Er muss mir eine Wirtschaftlichkeitsberechnung auf den Tisch legen und einen Finanzplan für fünf Jahre“, sagt sie. Wenn sie das überzeuge, werde sie damit wieder in das Gremium gehen. Aber: „Es muss nachvollziehbar sein.“

Erschwerend komme hinzu, sagt Angelika Matt-Heidecker, dass Kirchheim bereits vor Jahren 150 000 Euro zugeschossen habe und es eine Regelung vom Regierungspräsidium gebe: Ein Zuschuss ist nur dann möglich, wenn damit die Versorgungssicherheit in einem Ort gesichert werde. In Ötlingen gibt es bereits zwei Märkte. Das hat im Kirchheimer Stadtrat für Skepsis gesorgt und letztlich auch zur Ablehnung eines Zuschusses geführt.

Doch noch ist das letzte Wort nicht gesprochen. „Es gibt Statistiken, dass Menschen bereit sind, höchstens 250 Meter zu Fuß zum Einkaufen zu gehen“, entgegnet Korschinek. Für die Menschen in der gegenüberliegenden Seniorenresidenz sei der CAP-Markt zum Lebensmittelpunkt geworden. Viele würden dort mehrfach am Tag einkaufen.

Auch in Kirchheim geht es um 300 000 Euro. Das Geld ist für den weiteren Betrieb nötig, denn der Besitzer der Immobilie will die Miete erhöhen oder andernfalls das Gebäude verkaufen. Das wäre das Aus für den CAP-Markt an der bisherigen zentralen Stelle in Ötlingen. Doch es gibt Hoffnung: Zuschüsse könnte es auch von der Organisation „Aktion Mensch“ geben. „Die haben sich bereits vor Ort umgeschaut und uns positiv bewertet“, freut sich Klaus Korschinek.

Fest steht bereits jetzt, dass die Filderwerkstätten mit Sitz in Dettingen zum Jahresende aussteigen werden. „Wir sind aber dabei, eine neue Gesellschaft zu gründen“, sagt Klaus Korschinek. Sie soll W.I.R. heißen, was für Wirtschaft, Inklusion und Region steht, und in Weilheim beheimatet sein. Dabei handelt es sich um eine gemeinnützige GmbH. „Eine Vereinsgründung ist nicht möglich, weil wir zu nah am ersten Arbeitsmarkt dran sind“, sagt Korschinek. Er selbst wird Teil der GmbH sein und zumindest zeitweise eine beratende Rolle einnehmen. „Unser Ziel ist es, möglichst alle Mitarbeiter zu übernehmen“, sagt er.

Der Austritt der Filderwerkstätten liegt laut Korschinek auch da­rin begründet, dass der Werkstattcharakter der CAP-Märkte nicht gegeben ist. „Wir wollen sie in einen Inklusionsbetrieb umwandeln“, sagt er. Menschen mit Behinderung, also Menschen mit Handicap, sind das Herzstück dieser Märkte. Trotz ihrem sozialen Konzept mit der Integration behinderter Menschen konkurrieren die Vollsortimentsmärkte mit dem CAP-Logo mit Lidl, Edeka und Co. Gewinnmaximierung gehöre nicht zur Unternehmensphilosophie, dennoch müssen auch sie sich wirtschaftlich tragen.

In Notzingen hat der Betreiber eine Betriebsverpflichtung bis zum 30. Juni 2020 abgegeben. „Die werden wir auch einhalten“, sagt Korschinek. Notfalls auch mit einem anderen Zulieferer als Edeka, der momentan das Gros liefert, zu dem lokale Anbieter und Bio-Lieferanten kommen. Wenn Ötlingen aufgibt, wird Edeka aussteigen, weil sich eine Filiale nicht lohnt. „Das wäre blöd“, sagt Korschinek.

Denkbar ist aber auch, dass noch ein Markt dazukommt. In Denkendorf gibt es Interesse, denn dort wird in Kürze der von Edeka betriebene Treff 3000 aufhören. Vieles hängt nun von Kirchheim ab, noch ist alles offen: Die möglichen Varianten zur künftigen Zahl der CAP-Märkte im Kreis reichen von null bis vier plus eins.

Inititative zur Rettung des CAP-Marktes in Kirchheim

Kirchheims Stadtrat Heinrich Brinker und die Kirchheimerin Gerlinde Seltmann haben eine Iniitiative zur Rettung der CAP-Märkte gegründet. In Ötlingen liegen zur Zeit Unterschriftenlisten aus. In wenigen Tagen seien schon mehr als 60 zusammengekommen, berichtet Gerlinde Seltmann. Sie appeliert an die Solidarität der Kundenappeliert: „Natürlich können bei der Lage und der Leistung die CAP-Märkte bei den niedrigen Discounterpreisen nicht kostendeckend arbeiten. Deshalb haben andere private Handelsketten kein Interesse an diesen Stadtorten.“

Ist es nicht die Aufgabe der Stadt, eine funktionierende Infrastruktur in den Stadtteilen sicherzustellen?, steht dort weiter zu lesen. „Darf sie dem Ladensterben tatenlos zusehen oder hat sie die Verantwortung, auch für weniger mobile Bürger die Versorgung in ihrem Stadtteil sicherzustellen?

Eine nachhaltige Stadt Kirchheim ist ohne eine Nahversorgung im Stadtteil nicht möglich, steht in dem Aufruf. Der CAP-Markt bietet an, den Laden mindestens 10 Jahre zu betreiben. Für umgerechnet 2 500 Euro monatlich hätte Kirchheim für die Ötlinger eine erstklassige Versorgung erhalten können, aber dem Gemeinderat war diese Investition in die Zukunft zu hoch, heißt es weiter. „Wir fordern, dass der Gemeinderat für den Erhalt des CAP Marktes die notwendige Finanzierung von 300 000 Euro bewilligt.“