Kirchheim

Immer freundlich, offen und wetterfest

Nachruf auf den „Trott-war“-Verkäufer Marian Trytko

Marian Trytko.Foto: Silvia von Koch
Marian Trytko.Foto: Silvia von Koch

Der bärtige Mann mit der roten Trott-war-Weste und dem freundlichen Gemüt gehörte zur Kirchheimer Fußgängerzone. Nun ist er einer schweren Krankheit erlegen.

Monika Riemer/ Karin Engel-Hüppe

Kirchheim. Marian Trytko war ein freundlicher und positiver Mensch. Der Verkäufer der Stuttgarter Straßenzeitung „Trott-war“ scherzte mit kleinen Kindern, hielt einen Plausch mit den Kunden und erkundigte sich nach dem Wohlergehen älterer Passanten mit Rollator. Er konnte auch ein wenig von sich erzählen, aber obwohl sich sein Gesundheitszustand sichtbar verschlechterte – gejammert hat er nicht.

Trytko wurde 1958 in Wendlingen als Sohn polnischer Kriegsflüchtlinge geboren, wuchs dort auf und fing, nachdem er als 16-Jähriger die Schule verlassen hatte, ohne eine Lehre an zu arbeiten. Er war Lackierer, Kommissionier und Staplerfahrer, stieg zum Gruppenleiter auf. Durch den Bruch mit seinem Chef wurde er arbeitslos und schließlich auch obdachlos. Dann kam er zu Trott-war.

Mit Leib und Seele war er Verkäufer und prägte das Bild der Straßenzeitung in der Öffentlichkeit. Er war eine Instanz.

Vor über 20 Jahren war Marian Trytko schon dabei. Er war einer der ersten fest angestellten Verkäufer bei der Zeitung Trott-war, die es seit 1994 gibt. Seine Kollegen wählten ihn mehrmals zum Verkäufersprecher. Er hatte auch für sie immer ein offenes Ohr und engagierte sich für ihre Belange.

Am Anfang verkaufte er Trott-war in Nürtingen und später in Kirchheim. Dort gehörte er bald zum Stadtbild, wenn er dick eingemummt im Winter mit seinem Wägelchen vom Bahnhof in die Innenstadt marschierte, wo er bei Wind und Wetter auf seine Kunden wartete und sich im Sommer auch mal im Schatten einer Seitenstraße einen Kaffee gönnte. Er liebte die guten Dinge des Lebens, gönnte sie aber auch den anderen. Nicht nur diese Eigenschaft und sein verschmitztes Grinsen machte ihn so sympathisch.

Außer in Kirchheim verkaufte er die Straßenzeitung viele Jahre in Stuttgart-Degerloch und in der letzten Zeit hauptsächlich am Hauptbahnhof in Stuttgart. Er schätzte den Kontakt zu seinen Kunden, nahm Anteil an ihren Befindlichkeiten und war auch nie um einen flotten Spruch verlegen.

Bis zuletzt war er im Einsatz und ließ sich von seiner schweren Erkrankung nicht davon abhalten, einfach so weiterzumachen wie zuvor – so wie es ihm möglich war.

Am 28. Juli ist er verstorben. Seinem Wunsch entsprechend wurde er auf dem Trott-war-Gräberfeld auf dem Hauptfriedhof in Bad Cannstatt beigesetzt. In Kirchheims Straßenbild hinterlässt er eine Lücke.