Kirchheim

„Immer in Bewegung bleiben“

Lebensstil Die Fastenzeit gilt vielen, die ihr Leben ändern und alte Zöpfe abschneiden wollen, als Zäsur. Wer es ernst meint, muss vor allem eines: dranbleiben. Von Irene Strifler

Sport in der Gruppe macht es leichter, den Inneren Schweinehund zu überlisten.Foto: Markus Brändli
Sport in der Gruppe macht es leichter, den Inneren Schweinehund zu überlisten.Foto: Markus Brändli

Immer in Bewegung bleiben! Mit diesem Satz motiviert Trainerin Nadine Haug ihre schwitzenden Kursteilnehmer. Immer in Bewegung bleiben, das gilt nicht nur ganz konkret für die Phase zwischen zwei Übungen. Es gilt fürs ganze Leben: „Dranbleiben“ ist das wichtigste Motto für alle, die mehr Bewegung in ihr Leben bringen wollen und sich davon mehr Gesundheit und weniger Kilos versprechen. Ihre Zahl ist gerade in der Fastenzeit hoch. Doch auch darüber hinaus kann man den Kampf gegen den inneren Schweinehund gewinnen.

Frau Haug, wer ist die Zielgruppe der vielen Kurse in Vereinen und Institutionen, die den Kreislauf auf Trab bringen und die Gelenkigkeit trainieren wollen?

Nadine Haug: Es gibt ein so enorm großes Angebot an Kursen und Möglichkeiten sich fit zu halten, dass wirklich für jeden etwas Geeignetes dabei ist. Meine Kursteilnehmer sind in etwa zwischen 20 und 55 Jahre alt, allerdings meist Frauen. Eine Ausnahme stellt Deepwork dar, da sich hier auch Männer von der Bewegung und von der Kraftanstrengung angesprochen und gefordert fühlen. Wichtig ist, einen Kurs zu finden der Spaß macht und einen Trainer zu finden, der einen motiviert regelmäßig daran teilzunehmen.

Geht es den Teilnehmern auch ums Abnehmen?

Haug: Abnehmen spielt sicherlich bei dem einen oder anderen eine Rolle. Aber sich dadurch unter Druck zu setzen und nur deshalb Sport zu treiben, ist meiner Meinung nach der falsche Ansatz. Mein Motto: Finde eine geeignete Sportart, die dir auf Dauer Spaß macht, die dich auch körperlich fordert, dann sind auch Gewichtsreduzierung und ein gutes Körpergefühl die Folge.

Bewegung sollte also möglichst selbstverständlich zum Alltag gehören. Wie kann man das erreichen?

Wichtig ist die Freude am Sport, Spaß am „Sich bewegen“ zu finden und bewusst zu spüren, dass sich der Körper danach besser anfühlt. Um am Anfang den inneren Schweinehund zu überwinden, bieten sich fixe Termine an, etwa Verabredungen mit einer Freundin zum Joggen, die Anmeldung zu einem regelmäßigen Kurs und ähnliches. Die Möglichkeiten sind groß: Wer die Natur liebt, kann walken, joggen, radeln gehen, wer die Motivation durch Musik und einen Trainer braucht, sucht sich eben entsprechende Kurse. Im Alltag heißt die Entscheidung: lieber den unbequemeren Weg nehmen, also zu Fuß gehen oder die Treppe benutzen, als den bequemen in Form von Auto, Aufzug, Rolltreppe.

Kann man in jedem Alter damit anfangen, sich mehr zu bewegen?

Auf jeden Fall. Einsteiger sollten eben Sportarten wählen, die einen nicht gleich überfordern und den Spaß am Sport wieder schneller verderben, bevor man überhaupt richtig begonnen hat. Sicherlich ist ein Neu- oder Wiedereinstieg am Anfang beschwerlich und man muss sich ein bisschen durchbeißen. Aber wenn man mal über einen bestimmten Punkt hinausgekommen ist, wird jeder feststellen, wie positiv sich Sport auf den Körper und das persönliche Wohlbefinden auswirkt.

 

Wieso hängen so viele die guten Absichten, sprich den Fitness-Kurs oder die Laufrunde, wieder an den Nagel?

Ich denke, das Ziel muss sein, Gefallen am Sport zu finden, soweit zu gehen, dass man das Gefühl hat, ohne Sport fehlt etwas im Leben. Vielleicht ist auch der gewählte Kurs oder die Sportart nicht das Richtige. Oder der Trainer schafft es nicht, den Teilnehmer vollkommen zu begeistern. Deshalb mein Tipp: Immer verschiedene Dinge ausprobieren, bevor man wieder das Handtuch wirft.

Besteht die Gefahr, dass man sich mit Kursen wie Deepwork oder anderen Fitnessangeboten überfordert?

Natürlich sollte man den geeigneten Kurs für sein persönliches Fitness-Level und für seine körperlichen Gegebenheiten wählen, sonst ist die Enttäuschung darüber groß, dass man nicht durchhält oder nicht mithalten kann. Das kann dann wieder schnell das Aus bedeuten. In einer Deepwork-Stunde zum Beispiel werden dem Teilnehmer immer verschiedene Level angeboten, die er seinem Fitnesszustand und auch seiner Tagesform entsprechend ausführen kann. Also hat hier jeder die Möglichkeit, sein individuelles Training durchzuführen und doch gemeinsam mit allen anderen in der Gruppengemeinschaft zu trainieren.

Was gehört außer Bewegung noch zu einem gesunden Leben?

Eine gesunde und bewusste Ernährung - was nicht heißen soll, auf alles verzichten zu müssen. Ein Gläschen Wein in Geselligkeit oder ein Stückchen Schokolade gehören ebenso zu einem zufriedenen Leben. Sich durch äußere Einflüsse nicht stressen zu lassen und abzuwägen, was ist wirklich wichtig und welcher Stress ist hausgemacht.