Kirchheim

Immer wieder sonntags: Herzlichkeit ist Trumpf im Lautercafé

Weihnachtsaktion Die Sanwald-Stiftung gehört zu den Organisationen, für die der Teckbote um Spenden bittet. Der Besuchsdienst kümmert sich um Bewohner in Kirchheimer Seniorenzentren. Von Andreas Volz

Herzlich geht es sonntags zu im Lautercafé, wenn junge Ehrenamtliche    am „Damenstammtisch“ bedienen. Die Teckboten-Weihnachtsaktion unterstützt den Besuchsdienst der Sanwald-Stiftung, um dieses Angebot noch lange aufrechterhalten zu können.   Foto: Markus Brändli

Lebhaft geht es zu im Lautercafé: Ob es die Gäste sind, die jungen Menschen, die bedienen, oder auch der Gitarrist, der die Kaffeezeit am Sonntagnachmittag mit dezenter Musik begleitet – man merkt, dass alle miteinander bestens eingespielte Teams sind. An jedem Sonn- und Feiertag gibt es im Kirchheimer ASB-Seniorenzentrum „An der Lauter“ dieses Angebot, das Jung und Alt zusammenbringt, seit 15 Jahren. Und dieses Café ist beileibe nicht nur für die meist älteren Gäste der Höhepunkt der Woche, auf den sie sich sechs Tage im Voraus schon freuen und von dem sie die nächsten sechs Tage im Rückblick noch zehren können. Auch das junge Team schwärmt von den Kaffeenachmittagen, die für jeden einzelnen etwas ganz Besonderes darstellen.

Das Lautercafé ist eine von vielen Aktivitäten der Kirchheimer Sanwald-Stiftung. Besuchsdienstleiterin Anne-Katrin Stuth hält das Team von Anfang zusammen. Ihr Motto für die jungen Ehrenamtlichen: „Ihr dürft irgendwann auch wieder aufhören – aber nur, wenn ihr zwei Neue bringt.“ Das hat über die Jahre hinweg gut funktioniert. So gibt es ganze Familiendynastien, in denen sich Geschwister abgewechselt haben. Andere bringen Leute aus ihrem Freundeskreis mit ins Lautercafé.

Das macht die richtige Mischung aus, denn die Arbeit im Team ist ein wesentlicher Aspekt für das Engagement an Sonn- und Feiertagen. „Das macht einfach Spaß hier mit den anderen“, sagt Justin, während Jenny das gemeinsame
 

Wer aufhört, muss zwei Neue bringen.
Anne-Katrin Stuth
über die Personalakquise im Lautercafé

Plätzchenbacken in der Adventszeit in den Mittelpunkt rückt: „Das war eine tolle Aktion.“ Und auch die Ergebnisse können sich sehen – und essen – lassen. Besser geht es gar nicht: Das Backen schweißt das Team noch enger zusammen, und die Plätzchen kommen nebst Kaffee und Kuchen auf den Tisch, zur Freude der Gäste.

Alle lernen sich untereinander immer besser kennen. Jenny hat eine der älteren Damen einmal im Einkaufen getroffen: „Wir haben uns begrüßt wie alte Bekannte.“ Und für Xenia ist das Lautercafé einfach „ein Ort, wo ich Freunde treffe“. So ungewöhnlich es auch klingen mag, dass junge Menschen ausgerechnet im Seniorenheim Freunde treffen, so normal ist es für die Teammitglieder. Leonie ist die einzige, die noch vom „alten Team“ aus der Zeit vor Corona stammt. Sie schaut sonntags auch regelmäßig vorbei, selbst wenn sie nicht zum Arbeiten eingeteilt ist. Außerdem übernimmt sie gemeinsam mit ihrer Schwester seit vielen Jahren den Dienst an Weihnachten – und das auch gleich noch an beiden Feiertagen.
 

Engagement: „Wieso nicht?“

Die Einteilung klappt reibungslos, und für die Ehrenamtlichen ist es Ehrensache, dass immer genügend freiwilliges „Personal“ vor Ort ist. „In den Sommerferien war ich gleich drei Sonntage hintereinander hier“, erzählt Justin und ergänzt: „Ich bin ja danach selber weggefahren und war froh, dass dann die anderen für mich eingesprungen sind.“ Jenny berichtet sogar, dass ihr im Urlaub der Sonntag ganz merkwürdig vorkam – so weit weg von Kirchheim und vom Lautercafé. Auf die Frage, warum sie sich hier engagiert, antwortet sie mit einer entwaffnenden Gegenfrage: „Wieso nicht?“

Die Seniorinnen, die auch vom Betreuten Wohnen nebenan gerne ins Lautercafé kommen, sind begeistert – „von der Atmosphäre, vom guten Kaffee und Kuchen“, vor allem aber auch „von den ganz liebenswerten Bedienungen“. Eine Dame zeigt sich der Presse gegenüber zunächst reserviert und meint: „I sag’ nix.“ Dann aber nickt sie immerhin zustimmend, als es heißt: „Et bruddelt isch g’lobt gnuag.“ Die Geschichten sind oft dieselben: Die Frauen sind nach Kirchheim gezogen – aus Stuttgart, Nordrhein-Westfalen oder gar Niedersachsen –, weil eines der Kinder hier wohnt und damit sie in der Nähe untergebracht sind: Das Lautercafé dient dann auch der Kontaktaufnahme außerhalb der Familie.

An einem anderen Tisch sitzt dafür gleich die ganze Familie und beschäftigt sich abwechselnd mit Schulaufgaben oder mit „Stadt, Land, Fluss“. Der Opa, der besucht wird, ist mit eingebunden und kann dadurch am Wochenende ein Stück des normalen Familienalltags miterleben.

Musik ist zwar kein fester Bestandteil des Lautercafés. Dafür aber ist die Musik seit Corona zu einem „Dauerbrenner“ der Sanwald-Stiftung und ihres Besuchsdiensts für Kirchheimer Senioreneinrichtungen geworden. Eigentlich war es als Notlösung für Lockdown-Zeiten gedacht, den Heimbewohnern wenigstens aus der Ferne einen Besuch abzustatten und ihnen musikalische Grüße zu überbringen: „Die Leute waren auf dem Balkon, und unten im Hof oder im Garten standen die Musiker“, erzählt Uli Görs, der heute einmal solo mit Gitarre an der Reihe ist.
 

„Eine sinnvolle Beschäftigung“

Er ist ähnlich begeistert wie das Lautercafé-Team, weil es sich auch bei ihm um ein Geben und Nehmen handelt. Um die Dankbarkeit zu spüren, ist es allemal wert, sich zu engagieren: „2020 habe ich mir während der Kurzarbeit anderweitig etwas gesucht, damit ich eine Aufgabe hatte“, berichtet er. „Diese Aufgabe hier ist mir wie auf den Leib geschneidert. Musik war immer schon mein Hobby. Mittlerweile bin ich im Ruhestand und habe eine sinnvolle ehrenamtliche Beschäftigung.“ Das Repertoire der Konzerte, die ganz viele Musiker für die Sanwald-Stiftung anbieten, bezeichnet Uli Görs als „eine Mischung aus Rock, Pop, Schlagern und Evergreens“.

Im Idealfall ist für jeden etwas dabei, und Musik hat eine wohltuende Wirkung – für Jung und Alt gleichermaßen. Bei Uli Görs jedenfalls fällt das Fazit nicht anders aus als bei Jenny, Justin, Leonie und Xenia: „Die Resonanz ist positiv. Die Bewohner freuen sich, wenn wir kommen.“
 

Spendenkonten der Teckboten-Weihnachtsaktion

Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen
IBAN: DE35 6115 0020 0048 3333 44
BIC: ESSLDE66XXX

Volksbank Mittlerer Neckar
IBAN: DE66 6129 0120 0304 7770 05
BIC: GENODES1NUE

Uli Görs macht für die Sanwald-Stiftung Musik – unter anderem im Lautercafé – und bekommt dafür sehr viel positive Resonanz.      Foto: Markus Brändli