Kirchheim
Impfwillige müssen lange warten

Pandemie   Gestern gab es in der Kirchheimer Stadthalle den ersten großen Impftermin im Kreis Esslingen. Nächsten Dienstag geht es weiter. Gefragt ist vor allem Geduld – und das Einhalten der Fristen.  Von Andreas Volz

Ein „voller Erfolg“ war die Impfaktion gestern in der Kirchheimer Stadthalle. Bis die vielen Impfwilligen allerdings in die Halle hineingelangten, wurde ihnen eine gehörige Portion Geduld abverlangt. Die ersten drei standen schon um 9 Uhr am Teck-Center, wie Brigitte Hartmann-Theel, die Leiterin der Abteilung Soziales in der Kirchheimer Stadtverwaltung, vor Ort berichtete. Zu dem Zeitpunkt mussten die „Frühaufsteher“ mit einer Wartezeit von drei Stunden rechnen, denn um 12 Uhr sollte der Impftermin beginnen. Was zu dem Zeitpunkt noch keiner wusste: Wegen einer technischen Panne sollte sich das Prozedere verzögern.

 

„Wir hatten einen holprigen Start, sind ansonsten aber sehr zufrieden mit der Impfaktion.
Robert Berndt
über den ersten großen Impftermin in der vierten Welle der Pandemie

 

Erst um 13.15 Uhr war alles betriebsbereit: Zum einen gab es Probleme, in der Stadthalle Verbindung zum Datennetz der Malteser aufzubauen, die für die Impfungen zuständig waren. Zum anderen gab es auch in deren internen Netzen Schwierigkeiten, Daten abzurufen. Das führte gestern auch zu Verzögerungen bei Impfbusterminen.

Ohne Dokumentation lässt sich das Impfen aber gar nicht erst beginnen. Deswegen wurde die Geduld der Menschen in der langen Schlange entsprechend auf die Probe gestellt. Bei den meisten hat das auch über Stunden hinweg funktioniert. Brigitte Hartmann-Theel lobt die Menge entsprechend: „99 Prozent haben Verständnis gezeigt.“

Die drei fünfköpfigen Impf-teams der Malteser gingen mit vollem Einsatz ans Werk – als es dann endlich losgehen konnte. Sie wollten auch länger arbeiten als bis 18 Uhr, um das Versäumte möglichst wieder „reinzuholen“. Unabhängig von den technischen Problemen zum Start wäre aber irgendwann der Zeitpunkt gekommen, an dem das Ende der Schlange zu kappen war. Wer zu weit hinten stand und keine Chance mehr hatte, am selben Tag auch wirklich noch eine Corona-Impfung zu erhalten, wurde weggeschickt und muss sein Glück nun bei einem anderen Termin versuchen.

Schlange rund um die Halle    

Die Schlange war beeindruckend: Sie begann in der Osianderstraße, wo sie auch schon eine beträchtliche Länge aufwies. Durch den Seiteneingang des Teck-Centers wand sich die Schlange die Treppen hinauf bis zum ersten Parkdeck. Von dort ging es bis auf die andere Seite, wo der überdachte Gang die nächste Wartestation war. Wer danach die Stadthalle erreichte, konnte sich dort im Foyer registrieren lassen. Die drei Impfzelte, die das Rote Kreuz aufgebaut hatte, befanden sich im kleinen Saal. Der große Saal wiederum diente dazu, dass die Geimpften nach dem Piks dort die notwendige Ruhezeit einhalten konnten. Wer dann mit allen Impfzertifikaten versehen war, konnte die Stadthalle durch den Seitengang verlassen und traf im Treppenhaus wieder auf die bekannte Warteschlange.

Manche Leute mussten auch wieder weggeschickt werden, obwohl sie eigentlich Glück gehabt hätten und gestern drangekommen wären. „Es gab Fälle, in denen jemand die Auffrischungsimpfung wollte, obwohl der vorgegebene Zeitraum von sechs Monaten seit der Zweitimpfung noch nicht verstrichen war“, sagte Robert Berndt, Pressesprecher der Stadt Kirchheim.

Es sei immer unangenehm, diese Menschen enttäuschen und wieder wegschicken zu müssen, fügt Robert Berndt hinzu. Gleiches gilt für diejenigen, die nicht mehr drankommen, weil sie zu weit hinten in der enormen Schlange stehen. Sie wiederum vertröstet der Pressesprecher auf andere Termine, beispielsweise kommende Woche, von 12 bis 18 Uhr, wieder in der Stadthalle – „und dann hoffentlich ohne Anlaufschwierigkeiten“. Auch im Dezember sind dienstags Impftermine in der Stadthalle vorgesehen. Genaue Informationen folgen jeweils rechtzeitig vor einem Termin. 

 

Zahlen und Fakten zur Impfaktion in Kirchheim

300 bis 350 Impfungen haben die Malteser gestern in der Kirchheimer Stadthalle verabreicht. Genaue Zahlen lagen bei Redaktionsschluss nicht vor. Marc Lippe, Bezirksgeschäftsführer der Malteser, ist mit seiner Schätzung aber nicht ganz zufrieden: „Für den ersten großen Termin im Kreis ist das nicht schlecht. Aber wir müssen die Schlagzahl noch deutlich erhöhen.“

30 Prozent Geimpften haben sich gestern erstmals spritzen lassen. Das ist ebenfalls eine Schätzung. Sie orientiert sich an den Erfahrungswerten, die die Malteser durch Aktionen mit dem Impfbus gewonnen haben. Entsprechend dürften es je 35 Prozent gewesen sein, die sich in der Stadthalle ihre Zweit- oder gar ihre Drittimpfung abgeholt haben.

Alle Impfstoffe werden nachgefragt. Der „Renner“ ist derzeit allerdings Biontech. „Da schreiben die Ärzte im Aufklärungsbogen meistens, dass es keine weiteren Fragen gab“, sagt Marc Lippe. Wichtig wäre es aus seiner Sicht, dass mehr Menschen auch den Impfstoff von Moderna als gleichrangig ansehen. „Der ist genauso gut wie Biontech.“ vol