Kirchheim

Johannes Züfle fehlen 13 Stimmen zum Wahlsieg

Bürgermeisterwahl Nachdem der Amtsinhaber gestern die absolute Mehrheit knapp verfehlt hat, geht es in Weilheim am 12. Februar in die zweite Runde. Von Bianca Lütz-Holoch

Spannung bis zum Schluss: Johannes Züfle und seine Frau Ingrid verfolgen die Ergebnisse der Auszählung im Rathausfoyer. Fotos: C
Spannung bis zum Schluss: Johannes Züfle und seine Frau Ingrid verfolgen die Ergebnisse der Auszählung im Rathausfoyer. Fotos: Carsten Riedl

Es war ein richtiger Wahlkrimi, der sich gestern Abend im proppenvollen Foyer des Weilheimer Rathauses abgespielt hat. Als kurz vor halb sieben das erste Zwischenergebnis der Auszählung per Beamer an die Wand projiziert wurde, war eines schon unverkennbar: Weilheims amtierender Bürgermeister Johannes Züfle hat die Nase vorn - und zwar mit Abstand. Trotzdem blieb es spannend bis zum Schluss. Denn die Frage, ob es ihm gleich im ersten Wahlgang gelingen würde, die 50-Prozent-Hürde zu knacken, blieb bis zum Ende der Auszählung offen. Die Wahlbeteiligung betrug 63,22 Prozent.

Um 18.45 Uhr schließlich stand fest: Johannes Züfle hat seine Wiederwahl um Haaresbreite verpasst. 13 Stimmen fehlten dem Rathauschef letzten Endes zur erforderlichen absoluten Mehrheit. Insgesamt konnte er 49,8 Prozent der gültigen Stimmen auf sich vereinen. Hendrik van Woudenberg erreichte 30,8 Prozent, Michael Holz 15,4 Prozent. Abgeschlagen auf den Rängen vier und fünf lagen Jörg Bauer mit 3,3 Prozent und Sibylle Karle mit 0,6 Prozent.

Dieses Ergebnis bedeutet auch, dass es am Sonntag, 12. Februar, einen zweiten Wahlgang gibt. „Ich werde in den kommenden beiden Wochen noch einmal kämpfen“, kündigte Johannes Züfle an. Punkten wolle er weiterhin mit seiner Fachkompetenz, seiner Leistungsbilanz und seinem Kompass für die Zukunft Weilheims. Herausforderer Hendrik van Woudenberg konnte seine Enttäuschung über das Ergebnis nicht verbergen: „Ich gebe zu, dass ich mit etwas mehr gerechnet habe“, sagte er und räumte ein: „Johannes Züfle hat einen klaren Vorsprung.“ Noch nicht äußern wollte er sich gestern Abend zu der Frage, ob er auch beim zweiten Wahlgang wieder antreten wird.

Dagegen kündigten Michael Holz, Jörg Bauer und Sibylle Karle direkt nach der Bekanntgabe der Ergebnisse an, dass sie ihre Bewerbungen zurückziehen wollen.

Auch Michael Holz gab zu, dass er sich ein paar Prozentpunkte mehr erhofft hatte. „Aber es war eine weitere Lebenserfahrung für mich“, resümierte er und gratulierte Amtsinhaber Johannes Züfle zu seinem Ergebnis. Jörg Bauer erklärte schmunzelnd, dass er sein ganz persönliches Wahlziel erreicht habe: „Nämlich den Amtsinhaber um die absolute Mehrheit zu bringen.“ Sibylle Karle brachte zum Ausdruck, dass sie mit einem solch deutlichen Vorsprung des amtierenden Rathauschefs nicht gerechnet habe und damit auch nicht glücklich sei.

Weilheims Ordnungsamtsleiter Helmut Burkhardt rief die Weilheimer dazu auf, auch am 12. Februar ihre Stimme abzugeben. Im zweiten Wahlgang gewinnt der Kandidat mit den meisten Stimmen, eine 50-Prozent-Hürde gibt es nicht mehr. Bekannt gab Helmut Burkhardt auch, dass sich ab dem heutigen Montag und noch bis Mittwochabend weitere Bürgermeisterkandidaten für den zweiten Wahlgang bewerben dürfen.

Etappensieg für Amtsinhaber

Auch wenn Johannes Züfle noch nicht wiedergewählt ist: Das Ergebnis der Bürgermeisterwahl am gestrigen Sonntag ist ein Etappensieg für den Amtsinhaber.

Spätestens seit dem Bürgerentscheid zur Hallenfrage war Unterstützern ebenso wie Kritikern klar, dass der Stuhl des Rathauschefs wackelt. Die Vorwürfe an ihn: Johannes Züfle habe das Ohr nicht am Bürger, zeige wenig Fingerspitzengefühl und verfolge seine Ziele ungeachtet aller Wünsche und Proteste aus der Bevölkerung.

Dass er nun im ersten Wahlgang trotzdem bei fast 50 Prozent gelandet ist, seine beiden schärfsten Kontrahenten Hendrik van Woudenberg und Michael Holz weit hinter sich gelassen hat und damit besser abgeschnitten hat als von vielen erwartet, lässt verschiedene Interpretationsansätze zu.

Entweder weiß ein Großteil der Weilheimer die Verwaltungskompetenz des jungen, zielstrebigen Diplom-Verwaltungswirts doch zu schätzen - auch wenn die Chemie nicht immer ganz gestimmt hat.

Oder es hat an wirklich überzeugenden Gegenkandidaten gefehlt. Denn keiner der Herausforderer hat eine Verwaltungsausbildung. Beispiele aus anderen Städten zeigen auch, dass es ab einem bestimmten Alter schwierig ist, neu ins Bürgermeisteramt gewählt zu werden.

Im zweiten Wahlgang in zwei Wochen wird der Kandidat mit den meisten Stimmen gewinnen. Ob das Johannes Züfle sein wird, ist zwar keineswegs sicher. Der gestrige Wahltag hat jedoch gezeigt, dass seine Chancen nicht schlecht stehen.