Kirchheim

Jugendliche ans Handwerk heranführen

Handwerk Um technische Auszubildende muss geworben werden. Um kaufmännische nicht. Das ist die Bilanz der Hauptversammlung der Kfz-Innung. Von Steffen Doluschitz

Schüler der Lenninger Realschule haben beim Bau einer E-Rennkiste gelernt, was sie mit ihren Händen machen können. Archiv-Foto:
Schüler der Lenninger Realschule haben beim Bau einer E-Rennkiste gelernt, was sie mit ihren Händen machen können. Archiv-Foto: Carsten Riedl

Es ist noch nicht ganz so elektromobilitätsmäßig wie wir es uns vorstellen“, sagte Wolf Hofmann, Schulleiter der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule (PMHS) in Nürtingen. Die Innung des Kraftfahrzeuggewerbes Nürtingen-Kirchheim hielt in der Mensa der PMHS ihre Mitgliederversammlung ab.

Begrenzte finanzielle Mittel würden den Ausbau der Elektromobilitätswerkstatt in seiner Schule bremsen, sagte Hofmann. Jedoch werde in den nächsten Jahren Geld kommen, sodass die Werkstatt weiter bestückt werden könne. Auch die Digitalisierung der Schule hänge stark von finanziellen Mitteln ab. Genug Herzblut seitens der Schule sei auf jeden Fall da, so Wolf Hofmann.

Ans Handwerk heranführen

„Wir haben dieses Jahr 48 Kfz-Mechatroniker eingeschult“, sagt Innungs-Obermeister Karl Boßler und bedankte sich bei allen Betrieben, die wieder Auszubildende eingestellt haben. Schließlich sei es heutzutage nicht selbstverständlich, für die Ausbildung der Nachwuchs-Fachkräfte zu sorgen. Aber ohne Ausbildung sei es im Kfz-Handwerk einfach nicht mehr möglich zu arbeiten, sagt Boßler. Damit auf der anderen Seite auch genügend junge Menschen eine Ausbildung antreten, „müssen wir bei den jungen Leuten werben“, sagt Boßler. Viele der Jugendlichen seien sich gar nicht mehr bewusst, was sie mit ihren Händen alles machen können. An das Handwerk und ihre eigenen handwerklichen Fähigkeiten müsse man sie heranführen, so der Obermeister.

„Bewerber kommen relativ schnell zu einem Ausbildungsbetrieb“, sagte Boßler. Viele der 48 Ausbildungsanfänger hätten bereits nach der ersten oder zweiten Bewerbung eine Zusage bekommen. Den größten Einfluss auf die Berufsfindung der jungen Leute hätten Eltern, Geschwister, Verwandte und Freunde. Diese Gruppe zu erreichen, um für die Ausbildung zu werben, ist laut Karl Boßler schwierig, „da sollten wir uns alle mal Gedanken machen“. Wenn es auch morgen und übermorgen noch Fachkräfte geben soll, müsse man weiter ausbilden, sagt Boßler und bat alle Teilnehmer, auch im nächsten Jahr wieder neue Lehrlinge einzustellen.

Die Abschlussprüfung der Kfz-Mechatroniker wurde dieses Jahr zum ersten Mal online abgenommen. Die Prüflinge haben alle einen persönlichen Zugang zum Computersystem der Schule. „Sobald sich ein Schüler in sein Zugangskonto einloggt, läuft die Prüfungszeit“, sagt Vorstandsmitglied Dieter Angelmaier. Insgesamt sei die Onlineprüfung problemlos abgelaufen, es habe lediglich kleine Verzögerungen bei der Prüfungsauswertung gegeben, so Angelmaier. Die Leistungen der Prüflinge hätten sich auf dem konstanten, ordentlichen Niveau vom letzten Jahr gehalten.

Die Schülerzahlen bei der kaufmännischen Berufsausbildung befinden sich aktuell auf einem Höchststand von 106 Schülern und passt somit in den stetig steigenden Trend der letzten Jahre. „Das Interesse an der Ausbildung zum Automobilkaufmann ist schon beträchtlich“, sagt Vorstandsmitglied Gerhard Angelmaier. Die Auszubildenden gingen auch engagiert zu Werke. Der Lehrplan für die kaufmännische Ausbildung sei angepasst worden. Zukünftig werde mehr Gewicht auf internationalem Fahrzeughandel, Carsharing oder dem Internethandel liegen.

Tüftelwettbewerb für Nachwuchs

Vorstandsmitglied Hansjörg Russ blickte auf den Tüftelwettbewerb für die Nachwuchskräfte zurück. Renntermin des „E-Rennkisten-Cup“ war der 23. Juli dieses Jahres. Es gab Rennkisten mit drei, vier oder fünf Rädern - „Antrieb vorne, Antrieb hinten, es gab alles“, sagt Hansjörg Russ. Das Reglement sei sehr offen gewesen, „sehr entscheidend war letztlich das Gewicht des Fahrers“, so Russ. Das Projekt hat viel Aufmerksamkeit bekommen und „weite Kreise gezogen“, so Russ. Die Hochschule Esslingen hätte eine Kooperation mit ihrem eigenen Projekt vorgeschlagen, das dem Cup ähnelt. Somit werden die Renner beider Projekte nun die Chance bekommen, sich untereinander zu messen. Der E-Rennkisten-Cup selbst werde fortgesetzt - mit leicht geändertem Reglement, sagte Russ. „Fünf Teams für das nächste Jahr stehen schon fest.“