Kirchheim

Junge Talente beweisen ihr Können

Wettbewerb Mit 51 Teilnehmern erlebt der Kirchheimer Musikpreis in diesem Jahr eine Renaissance. Es sind 20 mehr als vor zwei Jahren. Von Stefanie Werner

Die neunjährige Lotta Hofgärtner spielt nach eineinhalb Jahren
Klarinettenunterricht bereits im Wettbewerb. Foto: pr

Als im Saal des Schlössles die ersten Töne des Wettbewerbs erklingen, werden die Zuhörer gleich mit einem Highlight begrüßt. Jonathan Marek Rau bezirzt die Jury mit seinem Vorspiel auf der Blockflöte. Das blaue Mundstück seines Instruments zeigt, dass der Achtjährige zu den Jüngsten im Wettbewerb gehört. Seine Sicherheit und ausgeprägte Musikalität beim Vorspiel bei der Sonate von Godfrey Finger, dann das Gespür für den Epochenwechsel beim zweiten, fast rockigen Stück „Hard Line“ von Daniel Hellbach hätten das getrost vergessen lassen. Die höchste Punktzahl und ein erster Preis sind der Lohn für fleißiges Üben.

Mit 51 Kindern und Jugendlichen erlebt der 13. Kirchheimer Musikpreis in diesem Jahr eine neue Blütezeit, sind es doch zwanzig Anmeldungen mehr als vor zwei Jahren. Das Programm, an zwei Tagen eng getaktet, ist bunt gemischt, wobei Pianisten, Bläser und Sänger stärker vertreten sind als Streicher. Die meisten Beiträge sind solistisch, ein Klarinetten-Quartett, zwei Horn-Klavier-Duos und ein Klavierduo markieren die Ausnahmen. Alle Schüler erscheinen gut vorbereitet, hoch konzentriert und motiviert.

Und es bestätigt sich, wie wichtig der Musikpreis für sie ist. Er bietet ein Ziel: die Konzentration auf ein längeres Vorspielprogramm. Es ist ein Bemühen um Höchstleitung im besten Sinne, ohne jedoch den Druck aufzubauen, den Wettbewerbe wie „Jugend musiziert“ zwangsläufig mit sich bringen. Eine entspannte Atmosphäre im Schlössle und eine wertschätzende Jury, die die Darbietung der jungen Schüler lobt, bieten den Rahmen dafür.

Pop-Gesang hat regen Zulauf

Um die Mittagszeit werden Bach, Bréval und Kollegen mit einem Mal zur Seite gelegt. Stattdessen hört man im Saal die Ohrwürmer, die man von Lady Gaga oder Sarah Connor aus dem Radio kennt: Neu ist in diesem Jahr die Kategorie „Pop-Gesang“. Gleich sieben Schüler haben sich dafür angemeldet und präsentieren ihre Stimmen. Für diese Vorträge braucht es viel Mut, wenn es heißt, vor Jury und Publikum zu singen, besonders bei den Stücken, die a cappella vorgetragen werden. Das Reglement verlangt mindestens ein Stück ohne Netz und doppelten Boden einer Begleitung. Die Jugendlichen zeigen beachtliches Standing und liefern großartige Leistungen ab. Es gibt allein drei erste Preise in der Wertung.

Am Nachmittag hört man in der Altersgruppe IV und V schon Kandidaten, die nicht zum ersten Mal antreten: Die Cellisten Isabella Reiter und Fabian von Pfeil sind bereits zum dritten Mal dabei, Klarinettist Jannis Graf gar zum fünften Mal. Hier sieht man den Fortschritt, den die jungen Musiker technisch, besonders aber bei Ausdruck und Intonation gemacht haben. Kontinuität, Beharrlichkeit und Disziplin machen sich so positiv bemerkbar. Das entspricht ganz dem Motto des im Jahre 1995 ins Leben gerufenen Kirchheimer Musikpreises: „Musizieren aus Freude an der Musik“, und dafür richten die Musikschule Kirchheim und die Volksbank Kirchheim-Nürtingen diesen Wettbewerb zweijährlich in der Teckstadt aus.

Der Auftakt zum zweiten Wertungstag beginnt fulminant: In der Altersgruppe III begeistern gleich drei Nachwuchsmusiker mit überzeugender Technik, Ausdruck und einem tollen Vorspielprogramm und erhalten die Höchstwertung. Die Schüler dieser Wertungsgruppe sind erst zehn bis zwölf Jahre alt und tragen ein Programm von acht bis zehn Minuten Dauer vor, was auswendig gespielt eine beachtliche Menge Noten bedeutet und ein Höchstmaß an Konzentration erfordert.

Eine Novität gibt es am Sonntagmittag: Simon Spittel bringt bei seinem Wertungsspiel im Fach Pop-Gesang die Zuhörer bei „The lion sleeps tonight“ spontan zum Mitklatschen. Authentizität und Herzblut bescheren dem 18-Jährigen 25 Punkte. Zum Abschluss des Tages spielt der einzige Kontrabass im Wettbewerb. Wie Johannes Hennig sein Instrument hält und bewegt, mit ihm förmlich verschmilzt, das macht die innige Verbindung des 18-Jährigen sichtbar. Man kann sehen, was zu hören ist: Nur so kann eine technisch hervorragende Darbietung der Noten, die er spielt, auch zu Musik werden, zu Stücken, die wirklich berühren.

Beim Konzert der Preisträger, das am Freitag, 5. April, um 18 Uhr im Bohnauhaus stattfindet, werden einige Höhepunkte des 13. Kirchheimer Musikpreises noch einmal zu hören und hautnah zu erleben sein.

In der Altersklasse V erspielte sich die Querflötistin Paula Prell einen zweiten Preis. Foto: pr