Kirchheim

Kampf gegen virtuelle Welten

Die Theaterspinnerei haucht der Güterhalle mit „Die Weltmaschine“ wieder Theaterleben ein

Erneut verwandelt die Theaterspinnerei die Güterhalle am Kirchheimer Bahnhof in einen Theaterraum. Premiere ist am 30. September.

„Die Weltmaschine. Ein Kampf gegen Windmühlen dieser Zeit“, lautet der Titel des Stücks, mit dem die Theatertruppe aus Frickenha
„Die Weltmaschine. Ein Kampf gegen Windmühlen dieser Zeit“, lautet der Titel des Stücks, mit dem die Theatertruppe aus Frickenhausen die Kirchheimer Güterhalle als Spielstätte neu belebt. Der renommierte Schlagzeuger Eberhard Bronner unterstützt mit seinen Musikeinlagen das Bühnengeschehen.Fotos: Markus Brändli

Kirchheim. Die Tür zur Güterhalle am Kirchheimer Bahnhof hat sich bei einem Pressetermin für kurze Zeit geöffnet. Dem Eintretenden kommen eine allerliebste Prinzessin, ein König, ein Ritter und ein Drache hinter finsterer Maske entgegen, allesamt in opulenten Kostümen. Dann öffnet sich ein tiefer Bühnenraum. In gleißendem Licht sind zwei Plattformen zu erkennen. Auf jeder steht unter anderem ein Schlagzeug-Set. Den Hintergrund bildet eine Art Fries, auf dem man Don Quichote und Windmühlen ausmachen kann.

Die „Theaterspinnerei“, die agile Theatertruppe mit Sitz in Frickenhausen, hatte zum Eisenbahnjubiläum 2012 die triste Güterhalle in einen Theaterraum verwandelt. Nach längerer Pause hat sie diese Spielstätte jetzt neu belebt. Angekündigt ist „Die Weltmaschine. Ein Kampf gegen Windmühlen dieser Zeit“.

Die „Windmühlen dieser Zeit“, das ist die digitale Technik, die die Menschen in eine virtuelle Welt versetzt in virtuelle Räume von Chat- und Dating-Portalen, in denen die Menschen ihre Sehnsucht nach einem besseren Leben suchen. Die Technik verspricht Freiheit und bedeutet in Wahrheit Versklavung.

Die „Theaterspinnerei“ also wieder einmal ganz am Puls der Zeit. Autor Stephan Hänlein lässt drei Personen sich mit medialer Hilfe in eine Märchenwelt träumen: Aus einem einsamen alten Mann wird ein mächtiger König, aus einer arbeitslosen Verkäuferin eine schöne Prinzessin, aus einem gefallenen Topmanager ein wackerer Ritter Don Quichote. Gesteuert werden die Figuren durch einen unermüdlich Daten sammelnden und allgegenwärtigen Cloud-Drachen. Wie der Kampf zwischen der virtuellen und der realen Welt ausgeht, das will die Truppe noch nicht verraten.

Sicher ist, dass „Die Weltmaschine“ kein belehrendes Volkshochschultheater wird, sondern dass es viel zu sehen, zu hören und zu lachen gibt. Jens Nüßle kurvt als Don Quichote mit einem Segway-Pferd durch die Bühnenlandschaft. Prinzessin Marilena Pinetti schwebt wie Effi Briest auf einer Schaukel, der König (Thomas Müller Brandes) macht es sich auf einem riesigen schwebenden Bett bequem. Die Bühnenfäden in der Hand hat im Hintergrund auf einem Thron der Cloud-Drache in Person des Autors Stephan Hänlein, der das erste Mal nicht nur als Techniker und Musiker, sondern auch als Schauspieler in Erscheinung tritt. Die Mannschaft komplettiert der renommierte Schlagzeuger Eberhard Bronner. Er verspricht Musikeinlagen, die kein Eigenleben wie bei einem Musical führen, sondern das Bühnengeschehen unterstützen.

Der kurze Einblick in die Produktion macht großen Appetit auf das Endprodukt. Vorschusslorbeeren hat die Produktion schon geerntet. Sie wird vom Innovationsfond Kunst gefördert. Der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, ist Schirmherr. Die Theatertruppe aus Frickenhausen hat sich für die Wiederbelebung der Güterhalle, die ohne einen riesigen Arbeitseinsatz nicht möglich wäre, jetzt schon einen Szenenapplaus verdient.

„Die Weltmaschine“ wird zehn Mal ab dem 30. September (Premiere), jeweils freitags und samstags, von 20 bis 22 Uhr in der Güterhalle gespielt. Saalöffnung ist jeweils 60 Minuten vor Beginn. Der Zuschauerraum bietet 150 bequeme Plätze mit guter Sicht und guter Akustik durch Mikrounterstützung. Karten im Vorverkauf gibt es unter der Telefonnummer 0 70 22/2 43 56 00 oder im Internet unter kartenbestellung@theaterspinnerei.de.

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