Kirchheim

Kaum noch Unterschiede an der Spitze

Vortrag Dr. Marion Büttgen hat in der Kirchheimer Volkshochschule Forschungsergebnisse zum Thema Frauen in Führungspositionen vorgestellt. Die Antworten überraschen. Von Lena Bautze

Dr. Marion Büttgen spricht zum elften Frauenwirtschaftstag in Kirchheim über das Thema Frauen in Führungspositionen. Foto: Marku
Dr. Marion Büttgen spricht zum elften Frauenwirtschaftstag in Kirchheim über das Thema Frauen in Führungspositionen. Foto: Markus Brändli

Im Jahr 2004 ist es einer Niederländerin als erster Frau gelungen, Vorstand eines der 30 stärksten, im DAX börsennotierten, Unternehmen zu werden. Davor hat es noch keine Frau bis an die Spitze eines Konzerns geschafft. Heute ist es, auch wegen der 2015 eingeführten Frauenquote von 30 Prozent in Aufsichtsräten, keine Ausnahme mehr. Trotzdem haben es Frauen bis heute nicht leicht, an die Spitze zu kommen. Aktuell sind weniger als 14 Prozent der Vorstandsmitglieder in den 30 Dax-Konzernen weiblich. Die Frage wie es zur weiblichen Minderheit kommt, hat sich auch Professorin Marion Büttgen von der Universität Hohenheim gestellt. Zum elften Frauenwirtschaftstag in der Volkshochschule Kirchheim hält sie einen interaktiven Vortrag zum Thema „Frauen in Führungspositionen“. Sie spricht von vier Gründen, warum es Frauen nicht einfach haben:

Als erstes zählen „ökonomische Ansichten“ dazu. „Momentan gibt es zu wenig Frauen mit gewünschten Qualifikationen“, sagt die Expertin in Unternehmensführung, „da Frauen bis vor ein paar Jahren nicht die Chance hatten, sich bis zur Spitze weiterbilden zu können“. Aber das werde sich in nächster Zeit ändern. Ein zweiter Grund liegt in der „physiologischen Ansicht“. Viele Menschen verbinden mit einem idealen Manager die gleichen Attribute, wie für einem „typischen Mann“: dominant, autonom, unemotional, selbstsicher. Studien zufolge werden Frauen mit diesen Eigenschaften weniger in Verbindung gebracht. Sie gelten eher als sich unterordnend, abhängig und empfindlich.

Auch die „soziologischen Ansichten“, in denen es zu wenig weibliche Vorbilder gibt spielen Marion Büttgen zufolge eine Rolle. „Mit den sozialen Medien ist es nur schlimmer geworden,“ betont sie, „dort ist es sehr stereotypisch, wenn man schaut, wie auf Youtube viele Mädchen zum Beispiel Schminktutorials geben.“ Schließlich nennt Marion Büttgen die „feministische Ansicht“ in der es um Diskriminierung gegenüber Frauen geht.

Doch wenn es Frauen dann mal bis ganz nach oben geschafft haben, zeigt sich laut einer Studie der Universität Hohenheim kein großer Unterschied zwischen einer männlichen Führungskraft und einer weiblichen. Bei der repräsentativen Umfrage unter 332 Managern in Top-Positionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurde die Persönlichkeit der Chefs in einer Selbstdarstellung analysiert.

Die Probanden, zu denen 37 Prozent Frauen zählen, sind unter anderem zu den „Big Five“ befragt worden. Diese Eigenschaften werden auch als die „positiven Seiten“ einer Persönlichkeit verstanden. Zum Beispiel zählen zu ihnen: die Geselligkeit, die Rücksichtnahme oder auch die Aufgeschlossenheit. Jedoch wurden auch die „negativen Eigenschaften“ einer Persönlichkeit gezählt. Ebenso wurden narzisstische, machiavellistische und psychopathische Verhaltenszüge in der Studie berücksichtigt.

Ergebnis der Studie sind: „Führungskräfte schätzen sich besser ein, als die allgemeine Bevölkerung,“ sagt Marion Büttgen. Und darin sind sich Frauen und Männer relativ gleich. Die Forscher zweifeln jedoch an dem Ergebnis und denken, dass sich sowohl weibliche als auch männliche Manager tendenziell zu gut einschätzen und bei der Umfrage gelogen haben, denn sie sind geschult in dem was sie antworten sollen und was nicht. „Wenn jemand weiß, dass er machiavellistisch ist, weiß er auch was er sagen muss, damit es nicht zum Vorschein kommt“, sagt Marion Büttgen. „Bei Narzissten sieht es wieder rum anders aus, die Personen denken das ja wirklich, dass sie so sind.“