Kirchheim. Rund 68 Millionen Fahrräder gibt es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Deutschland. Etwa zwei Millionen davon sind Stand Januar 2015 E-Bikes. 339 760 Zweiräder wurden laut polizeilicher Kriminalstatistik im vergangenen Jahr geklaut. Das sind 1,3 Prozent weniger als 2014. Die Aufklärungsquote lag 2015 bei 9,1 Prozent. Lokale Untersuchungen zeigen nach Angaben der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes, dass etwa jedes sechste gestohlene Fahrrad ungesichert abgestellt war, und dass der Diebstahl teilweise durch eine schlechte Sicherung begünstigt wird. Wer sein Velo liebt, tut also gut daran, es zu schützen.
Hundertprozentige Sicherheit bietet laut Bernd Cremer kein Schloss. „Doch Radbesitzer können es Dieben schwer machen“, sagt der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Kirchheim. Für ein passendes Schloss sollten Cremer zufolge zehn Prozent des Fahrradpreises einkalkuliert werden. Dünne Ketten, Schlösser, die lediglich Räder blockieren, oder ein günstiges Spiralkabelschloss ist für Langfinger kein Hindernis. Abschreckung ist ein wichtiger Faktor, schließlich soll der Diebstahl schnell über die Bühne gehen. „Schwere, massive Schlösser lassen einen Klau wenig attraktiv erscheinen“, sagt Bernd Cremer. Macht sich ein Ganove trotzdem an ihnen zu schaffen, sollten sie dem Bruchversuch möglichst lange widerstehen.
Die Stiftung Warentest prüfte vergangenes Jahr 30 Schlösser. Nur ein Viertel der Modelle schnitt in punkto Aufbruchssicherheit mit dem Prädikat gut ab. Darunter waren sechs Bügelschlösser, ein Falt- und ein Kettenschloss. Mit einer Kombination aus U-förmigem Bügel und abnehmbarem Querriegel bieten Bügelschlössern den Testern zufolge ein hohes Maß an Schutz. Einziger Nachteil: Sie sind sperrig und unflexibel. Faltschlösser vereinen laut ADFC die Flexibilität eines Kettenschlosses und die stabile Sicherheit eines Bügelschlosses in sich. Sie lassen sich wie ein Meterstab zusammenlegen und eigenen sich gut, um das Zweirad beispielsweise an einem Pfahl oder einer Laterne zu befestigen.
Eine Möglichkeit, das Rad nach dem Klau wiederzufinden, sind GPS-Tracker, die eine SMS ans Smartphone des Besitzer verschicken, sobald sein Gefährt vom Standort fortbewegt wird. „Die Tracker lassen sich in den Rahmen oder die Lampe einsetzen“, erklärt Raffael Viergutz. „Die Technik mag bei Gelegenheitsdieben hilfreich sein. Allerdings haben es manche Diebe nicht auf das ganze Fahrrad abgesehen, sondern auf bestimmte Bauteile.“ Gegen einen Teileklau nützen GPS-Tracker und Schlösser wenig, wie der Leiter der Kirchheimer Radstation bemerkt.
„Mittlerweile gibt es aber auch professionelle Banden, die ganz gezielt nach hochpreisigen Rädern Ausschau halten“, so die Erfahrung von Viergutz. Die versierten und gut organisierten Langfinger gehen ihm zufolge mit Transportern auf Diebestour. „Die gestohlenen Räder werden ins Fahrzeug geladen, abtransportiert und ins Ausland verschoben“, berichtet Raffael Viergutz. GPS-Tracker oder Bewegungsmelder sind dabei kein Hindernis, denn Profis wissen, an welchen Stellen sie eingebaut sind, und machen sie unschädlich.
Trotzdem ist eine Sicherung des Fahrrades wichtig, denn nicht jeder Besitzer wird das Opfer einer Bande. „Das beste Schloss nützt nichts, wenn das Gefährt nicht richtig gesichert ist“, sagt Bernd Cremer. Es sollte an einer stabilen Abstellanlage, einem Laternenpfahl oder einem Gitter angekettet werden. Ansonsten haben Diebe leichtes Spiel und können das Vehikel problemlos wegtragen. Das Schloss sollte zudem nach Ansicht von Cremer in einer hohen Position angebracht werden und keinesfalls den Boden berühren. „So wird dem Dieb die Arbeit erschwert, weil er sein Werkzeug nicht abstützen kann“, erklärt der ADFC-Vorsitzende und sagt weiter: „Ein großes Schloss, mit dem sich nicht nur der Rahmen, sondern auch ein Rad an der Abstellanlage anschließen lässt, ist ein guter Schutz.“ Gleichzeitig rät Cremer, das Sportgerät an belebten Orten und nicht in Gassen oder Seitenstraßen abzustellen. Dort, wo viele Menschen verkehren, ist für Diebe das Risiko größer, enttarnt zu werden.
Wer sein Fahrrad codieren lässt, macht Langfingern das Leben schwer. Polizei und Fundbüro können anhand eines am Rahmen eingravierten Codes den Eigentümer des Velos ausfindig machen. Die vom Hersteller eingestanzte Rahmennummer nützt im Falle eines Diebstahls wenig, denn sie weist kein erkennbares System auf, das eine Identifikation des Radeigentümers unterstützt. Der ADFC bietet eine entsprechende Codierung in Verbindung mit einem Fahrradpass an.