Kirchheim

Keine Kita-Gebühren im April

Kinderbetreuung Die Kommunen rund um die Teck halten sich an die Empfehlungen des Gemeindetags. Der Rettungsschirm des Landes mit 100 Millionen Euro wird mit Erleichterung zur Kenntnis genommen. Von Iris Häfner

Verwaiste Kindergärten wie hier St. Gabriel in Kirchheim sind derzeit der typisch trostlose Anblick.Foto: Jean-Luc Jacques
Verwaiste Kindergärten wie hier St. Gabriel in Kirchheim sind derzeit der typisch trostlose Anblick. Foto: Jean-Luc Jacques

Gute Nachrichten für die Eltern rund um die Teck: Alle Kommunen setzen die Gebühren für Kindertageseinrichtungen und Kindergärten für den Monat April aus. Das letzte Wort hat zwar jeweils der Gemeinderat, doch sämtliche Verwaltungen gehen von einem Okay aus. Das dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass das Land 100 Millionen Euro den Städten und Gemeinden zur Verfügung stellt. Was im Mai geschieht, steht bei den meisten noch in den Sternen.

Die Landesregierung hat bekanntlich den Betrieb der Schulen und Kindergärten seit dem 17. März bis zum Ende der Osterferien am 19. April untersagt. „Um die Eltern in Zeiten der Corona-Pandemie finanziell zu entlasten, hat die Verwaltungsspitze der Stadt Kirchheim in Abstimmung mit dem Ältestenrat beschlossen, die Gebühren für Kindertagesbetreuung und Mittagessen sowie für die Schulkindbetreuung und das Mittagessen für den Monat April nicht einzuziehen“, erklärt Robert Berndt, Sprecher der Stadt. Dieses Vorgehen wurde auch den freien Trägern empfohlen.

„Die Eltern haben ja keine Gegenleistung, auch wenn bei uns die Personalkosten weiterlaufen“, sagt Marc Buchberger, Kassenverwalter in Schlierbach. Auch dort werden im April vorerst keine Gebühren verlangt. „Wir sind den Empfehlungen des Gemeindetags gefolgt“, sagt er. Wie die Gemeinde endgültig verfährt, soll in Ruhe vom Gemeinderat entschieden werden.

„Wir gehen damit so um, wie alle anderen auch“, sagt Sven Kebache, Kämmerer in Notzingen. Von Bürgermeister Sven Haumacher gab es eine Rundmail beziehungsweise einen Brief an alle Eltern. „Wir warten ab, was bei uns aus dem Rettungsschirm des Landes mit 100 Millionen Euro ankommt. Dafür gibt es einen entsprechenden Schlüssel“, erklärt er. Was im Mai passiert, wird kurzfris­tig entschieden.

Strikt an die Landesempfehlung hält sich auch Dettingen. „April und Mai wird vorläufig ausgesetzt, das heißt, der Elternbeitrag wird nicht abgebucht“, sagt Hauptamtsleiterin Amelie Betz. Die Eltern sollen nicht belastet werden. Im Nachbarstädtchen Owen lässt die Verwaltung den Mai locker auf sich zukommen. „Wir warten, was das Land anordnet“, erklärt Hauptamtsleiterin Manuela Scheerer. Sie ist froh, dass zumindest ein Teil der Beiträge vom Land ersetzt wird. Die Erzieherinnen überarbeiten derzeit die Konzeption, arbeiten am Handbuch für Qualitätsmanagement - teilweise zu Hause - oder sind freigestellt.

Vorbehaltlich des Gemeinderatsbeschlusses müssen die Eltern in Lenningen für den Monat April keine Gebühren bezahlen, ebenso in Bissingen. „Es sind aber viele rechtlichen Fragen offen. Wir haben versucht, uns unter den Gemeinden abzusprechen. Wir hoffen, wie alle anderen auch, dass wir die Situation so gut wie möglich überstehen“, sagt Bissingens Hauptamtsleiterin Lydia Dangel. Das hofft auch Weilheim. „Wir folgen uneingeschränkt den Empfehlungen des Landes“, erklärt Ulrike Schmid, bei der Stadt für Schulen und Kindergärten zuständig.

Holzmaden hat eine Sondersituation, denn die Kindergärten sind ausschließlich in kirchlicher Trägerschaft. „Wir tragen prinzipiell den Abmangel und haben uns jetzt darauf gemeinsam verständigt, dass wir den April vorerst nicht einziehen. Dadurch wird unser Abmangel steigen. Aber viele Eltern sind in Kurzarbeit - auch weil sie ihre Kinder betreuen müssen. Da ist es recht und billig, wenn wir den Beitrag stunden“, sagt Holzmadens Bürgermeisterin Susanne Irion. Sollten die Kindergärten auch im Mai geschlossen bleiben, werden die Regeln analog beibehalten. „Das kostet uns richtig viel Geld. Deshalb gibt es bei uns keinen Haushaltsplan“, so Susanne Irion. Die gleiche Situation gibt es auch in Neidlingen: Träger des Kindergartens ist die evangelische Kirche. „Wir haben ausgemacht, April und Mai vorerst auszusetzen“, sagt Bürgermeis­ter Klaus Däschler. Er sieht dieses Vorgehen alternativlos.

Die April-Gebühren abgebucht hat dagegen die Gemeinde Ohmden. „Wir haben abgewartet, wie das Land entscheidet. Jetzt wurde das Hilfspaket mit 100 Millionen Euro geschnürt, weshalb es am 20. April eine kurze Sitzung des Gemeinderats in der Wiestalstube gibt. Die Empfehlung der Verwaltung lautet, die April-Gebühren zurückzuüberweisen“, erklärt Bürgermeisterin Barbara Born. Bei den Eltern sei kein Aufschrei durch die Reihen gegangen. Derweil wird die Zeit genutzt: Bauhof-Mitarbeiter streichen mit gebührend Abstand an der großen Glasfront die Fenster des Kindergartens.

Die freien Träger lassen sich nicht über einen Kamm scheren

Derzeit nur in der Notbetreuung erlaubt: mehrere Kinder auf engem Raum. Foto: Carsten Riedl
Derzeit nur in der Notbetreuung erlaubt: mehrere Kinder auf engem Raum. Foto: Carsten Riedl

Die Rasselbande - dahinter verbirgt sich ein freier Träger von Kindertagesstätten in Kirchheim und Notzingen. „Wir schauen gerade, wie wir das Ganze stemmen können - und gehen in Vorkasse. Das macht uns ein bisschen Kopfzerbrechen“, redet Chefin Mathilde Maier nicht lange um den heißen Brei herum. Ein entscheidendes Wort hat dabei die Bank mitzureden. „Wie wir das managen, hängt davon ab, ob die Bank Ja oder Nein sagt, ob es einen Dispo oder einen Kredit gibt“, sagt sie. Ihre Einrichtung braucht die Unterstützung von Land und Kommune. „Wenn wir wegbrechen, ist das für alle Beteiligten nicht prickelnd“, zeigt sie die Dimensionen auf. Im Moment rechnet sie nur mit dem Geld in Höhe des kommunalen Ausgleichs. Sie hofft auf schnelle Hilfe des Landes. „Wann die erste Runde des Geldes ausgezahlt wird, kann bislang keiner sagen - aber es fehlt. Es ist gerade nicht ganz einfach für uns“, so Mathilde Maier. Trotzdem ist sie optimistisch: „Wir werden das irgendwie hinkriegen.“ Mit den Eltern ist sie in den nicht einfachen Zeiten in engem Kontakt.

Der Waldkindergarten in Kirchheim ist ein Verein. „Für den April werden wir die Gebühren nicht einziehen“, sagt der Erste Vorsitzende Fabian Slupek. Die Stadt Kirchheim hat mit dem Ältestenrat getagt und dabei entschieden, die ausgefallenen Beiträge zu übernehmen. Kompensiert wird der höhere Beitrag des privaten Waldkindergartens durch die Kurzarbeiter-Regelung. Dadurch sinken die Kosten. „Das ist ein ziemlich cooler Deal“, freut sich Fabian Slupek. So reduziert sich die finanzielle Belastung deutlich für den Verein. Die Erzieherinnen und Erzieher gehen in Kurzarbeit. „Die Stadt hat sich solidarisch und kulant gezeigt. So kommen wir einigermaßen kostenneutral aus der Situation. Wir sind ganz happy. Das hat die Stadt gut gemacht“, gibt es ein großes Lob von Fabian Slupek an die Adresse der Stadt und deren engagierte Mitarbeiterinnen. Das bedeutet das gleiche Nettogehalt für die Erzieherinnen. Für den Monat Mai ist noch keine Entscheidung gefallen. „Alle warten ab, was nach Ostern passiert. Wenn nötig, werden wir verlängern“, so Fabian Slupek. ih