Kirchheim

Kiloweise mit Rauschgift gehandelt

Prozess Ein Gambier muss sich vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten. Er schweigt zu den Vorwürfen.

Symbolbild

Stuttgart. Erneut hat die Justiz einen mutmaßlichen Rauschgifthändler am Wickel, durch dessen Hände offenbar bis zu 15 Kilo Drogen gegangen sind. Sie sollen im Herbst 2017 vornehmlich in Wohnungen in Wernau und Köngen zwischengelagert und von dort aus auch an Unterhändler nach München verkauft worden sein. Der erst 19 Jahre alte Mann aus Gambia sitzt auf der Anklagebank des Stuttgarter Landgerichts.

Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft für organisierte Rauschgiftdelikte gegen den 19-Jährigen wiegen schwer: Er habe sich im Sommer 2017 mit teils noch unbekannten Mittätern zu einer Gruppierung zusammengeschlossen, um große Mengen Rauschgift zu besorgen und damit Handel zu treiben. Als Zwischenlager soll die damalige Wohnung des Gambiers in Köngen sowie eine weitere Wohnung in Wernau gedient haben. Organisatoren der Gruppierung sind laut der gestern verlesenen Anklage auch Mitglieder seiner Familie.

Den Esslinger Rauschgiftfahndern zufolge hatte der im September 2017 noch 18-Jährige eine erste Lieferung von zwei Kilo Marihuana bester Qualität eingekauft und an einen Empfänger in Wernau weitergegeben. Bereits einen Tag später sollen es drei Kilo gewesen sein, weitere fünf Tage danach fünf Kilo. Sie wurden in Köngen an den Empfänger übergeben. Der Wert dieser Drogen lag bei gut 10 000 Euro. Im Oktober 2017, im März sowie im Juli vergangenen Jahres soll der Angeklagte in Köngen weiterhin mit großen Mengen an Drogen gehandelt haben. Teilweise sei das Rauschgift in Tuttlingen an Dealer, die dem Gericht noch nicht bekannt sind, weitergeleitet worden sein.

Der Tipp kam aus der Szene

Vor der zweiten großen Strafkammer des Landgerichts will der 19-Jährige keinerlei Angaben machen. Der Gambier kam Anfang 2017 nach Deutschland. Ob er Asyl beantragt hat, ist unbekannt. Teilweise wohnte er in einer Unterkunft in Wernau, war dann aber in einem Flüchtlingsheim in der Hans-Holbein-Straße in Köngen untergebracht. Nach der letzten, ihm vorgeworfenen Tat vom 10. Juli vergangenen Jahres, wurde er dort auch festgenommen. Nach einem Tipp aus der Szene entdeckten die Rauschgiftfahnder in einem seiner Schuhe eine Tüte mit 19,2 Gramm Drogen guter Qualität. 15 Gramm hatte er am Tag zuvor offenbar noch einem Unterhändler übergeben.

Weil der Angeklagte schweigt, geht das Gericht von einem langen Verfahren aus. Insgesamt sind sieben Prozesstage mit der Vernehmung zahlreicher Zeugen - vornehmlich Polizeibeamte - angesetzt. Ein Urteil ist für den 21. Februar geplant. Bernd Winckler