Kirchheim

Kinobilanz lehnt sich ans Wetter an: „Durchwachsen“

Sommernächte Veranstalter Reimund Fischer zeigt sich mit seinen Kulturabenden auf dem Martinskirchplatz zufrieden – auch ohne Zuschauerrekord. Von Andreas Volz

Volles „Haus“ gab beim Sommernachtskino 2017 eher selten. Etliche nasskalte Abende haben Rekordzahlen verhindert.Foto: Carsten R
Volles „Haus“ gab beim Sommernachtskino 2017 eher selten. Etliche nasskalte Abende haben Rekordzahlen verhindert.Foto: Carsten Riedl

Noch zwei Abende, dann gehen auf dem Martinskirchplatz die Lichter des Sommernachtskinos wieder aus. Veranstalter Reimund Fischer zieht eine erste Bilanz: „Insgesamt dürften wir auf knapp über 13 000 Besucher kommen. Das sind ungefähr zehn Prozent weniger als im Vorjahr.“ Der Hauptgrund für die vergleichsweise geringe Besucherzahl liegt für ihn auf der Hand: „Das lag sicher am durchwachsenen Wetter.“ Bereits zum Start hatte es sich von seiner nasskalten Seite gezeigt. Und jetzt zum Ende hin fällt es abermals in die Kategorie „unwirtlich“: Am Mittwochabend hat mit einem Gewitter der große Regen eingesetzt - pünktlich zum Abspann des Films „Maria Mafiosi“.

Die Vorschau für das Abschlusswochenende lässt leider nicht viel Besseres erwarten, obwohl Reimund Fischer als Berufsoptimist für Sonntag schon wieder sehr viel „Sonne“ in der vorherrschenden „Wolken“-Prognose ausmacht. Und dann flüchtet er sich in einen pragmatischen Galgenhumor: „Hauptsache, wir haben es trocken zum Abbauen.“

Vom Wetter abgesehen, hat der Veranstalter den schärferen Wettbewerb im Verdacht: „Auch andere Städte erkennen jetzt, dass Open-Air-Kino für sie ein Mehrwert ist. Zusätzlich konkurrieren wir mit vielen anderen Festen und Veranstaltungen - bis hin zur Bundesliga und zur Nationalmannschaft.“

Trotzdem baut er auch weiterhin auf die Erfahrung aus den letzten 15 Jahren und auf den Bekanntheitsgrad, den sich das Sommernachtskino auf dem Martinskirchplatz in dieser Zeit aufgebaut hat. Schon allein die Location sei großartig und kaum zu übertreffen. „Aber damit ist es noch nicht getan. Man darf sich niemals auf dem Vorhandenen ausruhen.“

Ein großer Schritt zur weiteren Verbesserung sei dieses Jahr durch den „Biergarten“ erreicht worden: „Dort herrscht eine ganz besondere Atmosphäre, ein tolles Flair. Das bestätigen uns viele Rückmeldungen.“ Gerade bei einer Kulturveranstaltung sei das Ambiente wichtig. Man denke nur ans Theater. Auch da ist das gegebene Stück nur einer von mehreren Bestandteilen des gesamten Abends.

Ans Sommernachtskino stellt Reimund Fischer entsprechend gehobene Ansprüche: „In den Anfangszeiten hat man da halt mal eine Leinwand aufgezogen und ansonsten noch ein paar Bierbänke und ein paar Verkaufsstände aufgestellt.“ Heute reicht das längst nicht mehr. Besonders augenfällig sind im „Biergarten“ hinter der Kirche die Tischdecken.

Auch damit hat es mehr auf sich, als man denkt. „Die Tischdecken wasche ich jeden Tag, fünf volle Maschinen“, gibt Reimund Fischer einen Einblick in seinen Alltag während der Saison: „Wenn ich nach dem Film heimkomme, lasse ich gleich die erste Maschine laufen.“ Nach dem Aufstehen führe ihn sein erster Gang wieder in den Keller. Das gehe so weiter bis 15.30 Uhr: „Dann lade ich alles ins Auto und fahre wieder her.“

Mit Details wie den Tischdecken sei es sogar gelungen, das Open-Air-Kino auch den älteren Generationen näherzubringen: „Als wir vor über 15 Jahren die ersten Gespräche über ein Kino auf dem Martinskirchplatz geführt haben, dachten alle, wir wollen da ein Autokino aufziehen.“

Zum Ambiente trägt auch das Gastronomieangebot bei, das weit über die üblichen Kinosnacks hinausreicht. Wenn es geht, wird dabei flexibel reagiert - wie beim „Best of Summer“-Abend: Zur „Grießnockerlaffäre“ gab es am Donnerstag selbstverständlich Grießklößlessuppe. Sogar die Tageskarte wurde flexibel ergänzt. Zunächst hieß es dort über die Suppe nur: „passend zum Film“. Angesichts der kalten Temperaturen kam später der Zusatz: „und passend zum Wetter“.

Letzter Satz zum Wetter: „Manche glauben immer noch, bei Regen gibt es kein Open-Air-Kino.“ Dabei antwortet Reimund Fischer auf die skeptische Frage „Spielen Sie heute?“ stets voller Überzeugung: „Wir spielen immer.“ Notfalls gibt es bei heftigem Unwetter ja noch das „Kirchenasyl“ in der Martinskirche. Auch das wurde diese Saison zum ersten Mal erprobt. Es hat sich bestens bewährt.

Zahlen, Daten und Fakten zum Sommernachtskino

Die meisten Zuschauer waren bei „Monsieur Pierre geht online“ zu verzeichnen: 1 080. Es folgten „Die Schöne und das Biest“ mit 905 sowie die Outdoorfilme „E.O.F.T.“ und „Weit“ mit jeweils rund 880 Zuschauern. Für „Willkommen bei den Hartmanns“ gestern Abend wäre noch einmal mit vollem Haus zu rechnen gewesen - besseres Wetter vorausgesetzt.

Die Saison 2017 endet mit „Tulpenfieber“ am heutigen Samstag und „Sommerfest“ am morgigen Sonntag. Danach beginnt das große Warten auf die nächste Saison: Erster Filmabend ist am Donnerstag, 9. August 2018.