Kirchheim

Kirchenbänke bleiben jetzt leer

Glaube Gestern haben Kirchheimer Katholiken zum vorerst letzten Mal Gottesdienste gefeiert. Die evangelischen Kirchen sind bereits zu geblieben. Von Bianca Lütz-Holoch

Wenige Besucher, gebührender Abstand: Rund 35 Gläubige haben gestern noch einmal den Gottesdienst in der Kirchheimer Kirche Mari
Wenige Besucher, gebührender Abstand: Rund 35 Gläubige haben gestern noch einmal den Gottesdienst in der Kirchheimer Kirche Maria Königin besucht.Foto: Markus Brändli

Kirchheim. Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen: Aufgrund der Ausbreitung des Corona-Virus setzen die Kirchen in den kommenden Wochen sämtliche Gottesdienste und Veranstaltungen aus. Bereits gestern haben die evangelischen Kirchen rund um Kirchheim auf die sonntäglichen Andachten verzichtet. „Jeden Tag gibt gerade etwas Neues“, sagt Axel Rickelt, geschäftsführender Pfarrer der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Kirchheim und stellvertretender Dekan. Am Samstag traf die Empfehlung der württembergischen Landeskirche ein, alle Gottesdienste ab sofort zu streichen. Viel Vorlauf für Absagen gab es nicht. Die Pfarrer machten sich deshalb trotzdem auf zu ihren Kirchen, um etwaige Besucher abzufangen und zu informieren. Pfarrerin Ramona Schließer etwa hätte die Predigten in der Notzinger Jakobuskirche und in der Kirchheimer Martinskirche gehalten. „In Notzingen hatte sich schon herumgesprochen, dass es keinen Gottesdienst gibt“, berichtet sie. Lediglich zwei unwissende Kirchgänger kamen. Anders in Kirchheim: „Vor der Martinskirche standen rund 15 Leute“, sagt Ramona Schließer.

Die katholischen Pfarrer dagegen haben gestern noch ihre Gottesdienste gehalten. „Es war aber das vorerst letzte Mal“, teilen Pfarrer Winfried Hierlemann und Pfarrer Frank Keil mit. In St. Nikolaus von der Flüe in Dettingen, wo Winfried Hierlemann gepredigt hat, saßen gestern immerhin noch 17 Gläubige in den Bänken. „Normalerweise sind es aber 50.“ Beim ökumenischen Gottesdienst in Maria Königin in Kirchheim versammelten sich rund 35 Christen. Franz Keil konnte in Sankt Ulrich morgens rund 36 und später nochmal 50 Besucher begrüßen. „Das ist ungefähr ein Drittel der üblichen Besucher“, schätzt er.

„Alle kirchlichen Veranstaltungen werden bis auf Weiteres ausgesetzt“, sagt Axel Rickelt, der für die evangelische Auferstehungskirche Kirchheim zuständig ist. Auch der Konfirmandenunterricht findet nicht statt. Wann Konfirmation gefeiert werden kann, ist noch offen. „Hochzeiten und Taufen werden verschoben“, sagt Rickelt. Beerdigungen dagegen finden statt, allerdings nur unter freiem Himmel und in kleinem Kreis.

Das Gleiche gilt von nun auch für die katholischen Kirchen - vorerst bis Ende März. Franz Keil jedoch bezweifelt, dass dann alles schon wieder seinen normalen Gang geht: „Auch wenn es mir sehr leid täte, wenn die Kinder nicht Kommunion feiern können.“

Fest steht für alle Geistlichen: Die Einschränkungen tun weh, aber sie müssen sein. „Der Verzicht ist lebensnotwendig für die Hochbetagten und Kranken“, betont Franz Keil. Ein massiver Einschnitt ist das Ganze aus seiner Sicht dennoch: „Wenn man keinen Gottesdienst mehr halten kann, ist das ein schwieriges Zeichen.“

Stark eingeschränkt ist auch das Wirken von Werner Ambacher, Pfarrer für Alten- und Pflegeheimseelsorge. Um Riskikogruppen zu schützen, gibt es zahlreiche Vorschriften. Seine Besuche muss er auf die allernötigsten beschränken. In Rufbereitschaft ist Ambacher aber nach wie vor. „Wenn es zum Beispiel um Sterbebegleitung geht, bin ich da“, sagt er - gegebenenfalls auch mit Schutzkleidung.

Ihren Gemeindemitgliedern beistehen wollen alle Pfarrer - ob evangelisch oder katholisch - auch in den kommenden Wochen. Sie bieten Telefongespräche oder in Einzelfällen auch persönliche Gespräche nach Anmeldung an. Axel Rickelt bemüht sich aktuell sogar um einen streamfähigen Gottesdienst für kommenden Sonntag: „Da würde dann die Predigt des Pfarrers in der leeren Kirche via Internet übertragen.“

Ganz schließen die Kirchen übrigens nicht: Die katholischen Kirchen und die evangelische Martinskirche in Kirchheim bleiben vorerst für Besucher geöffnet.

Stadt schränkt Service ein

Die Stadtverwaltung einschließlich aller ihrer Einrichtungen wie der Stadtbücherei und der Kirchheim-Info bleiben ab dem heutigen Montag, 16. März, vorerst geschlossen. Kontakte zur Verwaltung per Telefon oder Email sind aber gewährleistet. Die Bevölkerung wird gebeten, bei unaufschiebbaren Anliegen vorab telefonisch oder per E-Mail einen Termin zu vereinbaren. Wie die Dienststellen erreichbar sind, steht auf der Homepage der Stadt: www.kirchheim-teck.de. pm