Kirchheim
Kirchheim baut ein neues Wahrzeichen

Verwaltungsgebäude Zwischen Marktstraße und Rollschuhplatz entsteht ein Neubau, in dem ab Anfang 2026 insgesamt 111 Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Für Samstag lädt die Stadt zum Spatenstich. Von Andreas Volz

Es ist ein Großprojekt, das am Samstag, 20. Januar, um 11 Uhr mit dem Spatenstich offiziell beginnt: Die Stadt Kirchheim lässt zwischen Marktstraße und Rollschuhplatz durch einen Generalübernehmer ein neues Verwaltungsgebäude erstellen. Die Gesamtkosten liegen bei 22,8 Millionen Euro. Das Haus wird das
 

Die Stadt muss attraktive Arbeitsplätze bieten.
Pascal Bader
über die modernen Anforderungen an das „Unternehmen Stadt“

Stadtbild prägen, als eines der höchsten Gebäude in der Innenstadt. Am Alleenring, auf Höhe des Finanzamts, ist der Neubau derzeit am deutlichsten sichtbar. Dort ist die Baustelleneinrichtung untergebracht, was für ein Nadelöhr im Fahrzeugverkehr sorgt. Das dürfte insgesamt zwei Jahre dauern, denn die Fertigstellung des Gebäudes, das 111 Arbeitsplätze bieten soll, ist bereits für Ende 2025 vorgesehen.

Gerade diese Arbeitsplätze sind ein wesentliches Ziel, das die Stadtverwaltung mit dem Neubau erreichen möchte: „Die Attraktivität der Arbeitsplätze ist ein entscheidender Faktor“, sagt Oberbürgermeister Pascal Bader im Vorfeld des Spatenstichs. „Was wir da anzubieten haben, entspricht oft nicht mehr dem aktuellen Stand, was Anforderungen an moderne Arbeitsplätze betrifft.“

Ein weiteres Ziel ist die Konzentration der Verwaltung auf drei Standorte: das eigentliche Rathaus – Marktstraße 14 und Widerholtplatz 3 –, das Technische Rathaus am Krautmarkt sowie den jetzigen Neubau, Marktstraße 1 + 3. Wenn dieses Gebäude Anfang 2026 bezogen ist, kann die Stadt nach und nach ihre angemieteten Räume im Otto-Ficker-Areal oder im Volksbankgebäude am Marktplatz wieder aufgeben. Auch das Vogthaus dürfte dann keine Außenstelle der Verwaltung mehr beherbergen.

Kirchheims Erster Bürgermeister Günter Riemer bringt die Barrierefreiheit ins Spiel, die nicht nur für Arbeitsplätze gelten sollte, sondern auch für den „Kundenbereich“, etwa im Bürgerservice oder in der Ausländerbehörde. Standesamt und Trauzimmer sind im Rathaus ebenfalls nur für Menschen zu erreichen, die Treppen bewältigen können. Das soll sich im neuen Verwaltungsgebäude ändern: Alle Räume sind mit dem Aufzug zu erreichen, auch der große Mehrzweckraum im Dachgeschoss, der künftig unter anderem für Trauungen vorgesehen ist. Für die privaten Stehempfänge bei Hochzeiten, die aktuell meistens unter den Rathausarkaden abgehalten werden, ist im neuen Konzept die Terrasse vorgesehen, die das Verwaltungsgebäude mit dem Rollschuhplatz verbindet.
 

Öffentliche Toiletten im Keller

„Der Rollschuhplatz wird bei der Planung mitgedacht“, stellt Günter Riemer fest. Dazu gehört auch, dass im Untergeschoss des Neubaus öffentliche Toiletten vorgesehen sind. Bei öffentlichen Veranstaltungen wie dem Weindorf braucht es dann keine mobilen WC-Anlagen mehr.

Der Bürgermeister hebt auch einen besonderen architektonischen Aspekt des Neubaus hervor: „Da gibt es keine Vorder- und keine Rückseite. Das Gebäude besteht im Prinzip aus vier Vorderseiten.“ Im Endzustand gibt es drei Eingangsseiten. Vorerst aber ist der Haupteingang an der Längsseite zwischen Marktstraße und Vogthaus zu finden, solange das rote Bestandsgebäude noch nicht abgerissen ist. Erst wenn dieser Abbruch eines Tages kommt, lässt sich der eigentliche Haupteingang zum neuen Verwaltungsgebäude richtig nutzen. Dann soll die westliche Stirnseite von der Markstraße aus frei sichtbar sein. Davor wird anstelle des Bestandsgebäudes ein Platz entstehen.

Die Farbe Rot soll auch für den Neubau charakteristisch werden. Es handelt sich – von Unter- und Erdgeschoss abgesehen – um einen Holzbau, der in seiner Fassadengestaltung die charakteristische Fachwerkansicht in der Innenstadt spielerisch aufnimmt.

Am Kirchheimer Rollschuhplatz wird gebaut: Rechts im Bild ist die eigentliche Baustelle zu sehen, für die am Samstag um 11 Uhr der Spatenstich vorgesehen ist. Die Bildmitte zeigt, welche Auswirkungen die Arbeiten bis Ende 2025 auf den Verkehr an der Alleenstraße haben. Der Fuß- und Radweg ist wegen der Baustelleneinrichtung gesperrt.    Foto: Markus Brändli

Bürgermeisterin Christine Kullen, in deren Zuständigkeitsbereich die einzelnen Ämter, die im Neubau unterkommen sollen, überwiegend fallen, betont, dass es sich nicht nur um Räume für die Verwaltung handelt, sondern für die gesamte Bürgerschaft: „Unsere publikumsintensivsten Bereiche erhalten dadurch adäquate Räumlichkeiten.“ Zudem lasse sich der Saal im Dachgeschoss auch unabhängig nutzen, weil er durch das Treppenhaus und die Aufzugsanlage im Inneren separat zugänglich ist.

Flexibilität ist Trumpf im Neubau, wie Projektleiterin Beate Kloss-Nitzschke hervorhebt: „Die Zwischenwände lassen sich schnell auf- und wieder abbauen.“ Das passt zum nachhaltigen Bauen, zu dem auch das Heizen und Kühlen mittels Geothermie gehört. Eine PV-Anlage ist ebenso selbstverständlich wie eine Wärmerückgewinnung. Der spätere Abbruch des Gebäudes ist zwar noch nicht vorgesehen. Sollte er aber eines Tages erfolgen, ist das Haus nahezu komplett rückbaubar: Fast alles lässt sich recyceln. Selbst die Eigentumsverhältnisse sind jetzt nachhaltig geregelt: Das Grundstück gehört mittlerweile der Stadt. Das Mietmodell, das vor einiger Zeit schon so gut wie unterschriftsreif war, ist vom Tisch.