Kirchheim

Kirchheim gestaltet die Zukunft

Ziele In der Stadthalle legen Bürger im Dialog mit der Verwaltung und dem Gemeinderat fest, wie die Stadt im Jahr 2030 aussehen soll. Von Andreas Volz

Ein vertrautes Gesicht aus der jüngeren Vergangenheit: Winfried Kösters moderiert den Kirchheimer Zukunftsdialog.Foto: Carsten R
Ein vertrautes Gesicht aus der jüngeren Vergangenheit: Winfried Kösters moderiert den Kirchheimer Zukunftsdialog.Foto: Carsten Riedl

No future? Diese Zeiten scheinen vorbei zu sein, zumindest in Kirchheim: Gemeinsam haben zahlreiche Bürger wieder einmal an der Zukunft der Stadt und damit auch an ihrer eigenen Zukunft gearbeitet. Beim Zukunftsdialog in der Stadthalle ließen sie sich erst darüber informieren, was die Stadt im vergangenen Jahr alles umgesetzt hat. Anschließend ging es darum, in Gruppenarbeit neue Ziele für das Jahr 2030 zu formulieren.

Der Moderator Dr. Winfried Kösters stellt zunächst fest, wie wichtig es ist, die Zukunft strategisch zu planen und zu gestalten: „Andere Städte machen das auch. Im Dialog mit den Bürgern ist das aber etwas ganz anderes.“ Nur wer sich mit seiner Stadt identifiziere, sei nämlich bereit, sich für seine Stadt zu engagieren.

Planung sei auch deshalb wichtig, weil die Zukunft nicht einfach nur „die Verlängerung der Vergangenheit“ sein sollte. Zu viele Dinge würden sich eben im Lauf der Zeit verändern: „Es hat auch Auswirkungen auf die Zukunft, wenn in Deutschland mehr Inkontinenz- als Babywindeln verkauft werden.“ Genau darum - weil sich so vieles so schnell ändert - gelte es, jedes Jahr zu überprüfen, welche Ziele des Zukunftsdialogs in welchem Umfang umgesetzt worden sind und welche neuen Ziele anvisiert werden müssen.

Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker hält es ebenfalls für wichtig, dass Bürger im Zukunftsdialog ihre Ideen einbringen, auch wenn sich nicht immer jede dieser Ideen ganz genau so realisieren lasse. Das gilt beispielsweise für das Thema „Wohnen“. In Kirchheim ist der Wohnraum knapp, vor allem auch der „bezahlbare“ Wohnraum - wie auch immer das genau definiert werden mag. „Wir wollen, dass in den nächsten fünf Jahren tausend neue Wohnungen in Kirchheim entstehen“, sagte die Oberbürgermeisterin. „Das lässt sich zwar nicht ganz so schnell umsetzen, aber wir sind auf einem guten Weg.“

Ein anderes Ziel sieht vor, die Nachhaltigkeit stärker in den Schulen zu verankern. Das sei bereits geschehen: Bürger der Stadt, deren Hobbys mit Nachhaltigkeit zu tun haben, berichten als Gast im Unterricht von ihren Beschäftigungen. An den Schulen werden sie mit offenen Armen empfangen, weil die Nachhaltigkeit auch im Lehrplan auftaucht.

Bei der Wirtschaftsförderung ist Kirchheim nicht nur dabei, ein Business Improvement District (BID) zu schaffen. Es sollen auch Räume für junge Start-up-Unternehmer angeboten werden, die sie flexibel nutzen können.

Die Mobilität allgemein, besonders aber mit dem Fahrrad, scheint ebenfalls vielen Kirchheimern am Herzen zu liegen. Angelika Matt-Heidecker: „Wir sind dabei, weitere Fahrradständer aufzustellen. Wir brauchen auch Abstellplätze für Pedelecs.“ Schon jetzt aber sei Kirchheim eine Stadt, „in der man Fahrrad fahren kann“.

Winfried Kösters betonte vor der Pause: „Es ist sinnvoll, hier und heute weitere Ziele zu erarbeiten. Das geht alles weiter an den Gemeinderat, der es berät und so gut wie möglich umsetzt.“

In intensiver und kleinteiliger Diskussionsarbeit haben die Kirchheimer im Zukunftsdialog dann tatsächlich zu elf Themenschwerpunkten jeweils zwei Hauptforderungen formuliert. Doch damit nicht genug. Der „intelligente Schwarm“ hat sich mittels Klebepunkten auch noch auf fünf Punkte geeinigt, die der Gemeinderat auf seiner Klausurtagung im März ganz gezielt angehen sollte: bezahlbarer Wohnraum, nachhaltige Wirtschaftsförderung, Radwege-Infrastruktur, Hallenbad und Räume für Kultur.

Aktuelle Forderungen aus dem Kirchheimer Zukunftsdialog

Wohnen: Die SozialbauQuote soll über 15 Prozent liegen; neue und innovative Wohnmodelle sind gewünscht

Bildung: Ganzheitliches Lernen, das wirklich aufs Leben vorbereitet; Ganztagsschulen ausbauen, sodass sie wirklich funktionieren

Wirtschaftsförderung: Unabhängiges City-Management einführen; Infrastruktur (auch die digitale) durch ein nachhaltiges Konzept verbessern

Mobilität: Radwege und -abstellplätze verbessern; Mobilität und Sicherheit für alle Generationen in allen Lebenslagen

Umwelt- und Naturschutz: Verstärkte Begrünung, insektenfreundlichere Bäume und Renaturierung der Flüsse - unter Einbeziehung der Bürger als Paten; Müllvermeidung und zentraler Recyclinghof für alle Arten von Abfall

Tourismus: Auf die Sauberkeit in Kirchheim achten - vor allem am Bahnhof; Angebote für verschiedene Bedarfe - zum Beispiel für Sport ohne Vereinszwang

Gesellschaftliche Teilhabe und bürgerschaftliches Engagement: Begegnungsstätten schaffen, für alle; Kinder und Jugendliche sollen mitgestalten können, aber auch Senioren sollen berücksichtigt werden

Einwohnerbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit: gemeinsames Tun; Stadt soll vorhandene Projekte fördern

Sport, Gesundheit, Erholung: Hallenbadneubau vorantreiben; Sport- und Freizeitanlagen instand halten, sanieren oder erweitern

Kultur: Mehr Räume anbieten, die möglichst flexibel zu nutzen sind; mehr Miteinander, beispielsweise durch einen gemeinsamen Kulturkalender

Moderne Verwaltung und Gremien: Bürgereinbindung fördern; Dienstleistungsangebote räumlich und zeitlich optimierenvol