Kirchheim

Kirchheim schießt Geld „in den Wind“

Anlage Rendite von 3,3 Prozent: Die lukrative Beteiligung der Stadtwerke in Sachen Ökostrom ist beschlossene Sache.

Kirchheim. Dass die Kirchheimer Stadtwerke weitere Aufgaben übernehmen sollen, hat der Gemeinderat im Grundsatz bereits beschlossen. Unklar ist aber, um welche Geschäftsfelder es sich im Detail handelt. Vorgesehen ist unter anderem, dass die Stadtwerke sich an „Ökostromerzeugungsanlagen“ beteiligen sollen. Nur ist das in der praktischen Umsetzung noch komplizierter als das zitierte Wort­ungetüm aus der Sitzungsvorlage.

Der Begriff „Ökostrom“ ist positiv besetzt. Wer sich an dessen Erzeugung beteiligt, kann also nichts falsch machen. Lohnenswerter Nebeneffekt im konkret vorgeschlagenen Fall: Es geht nicht nur um eine Anlage, die Ökostrom erzeugt, es geht auch um eine Geldanlage - sowohl für die Stadtwerke als auch für die Stadt. Letztere stellt den Stadtwerken 70 Prozent der Investitionskosten als Trägerdarlehen zur Verfügung.

Für ein Prozent Beteiligung an der EnBW Windpark Aalen-Waldhausen GmbH, also für insgesamt 290 000 Euro Investitionskosten, erhalten die Stadtwerke eine durchschnittliche Rendite von 3,3 Prozent. Wo gibt es das derzeit? Nicht lange fragen - zugreifen! Ganz so einfach ist es aber doch nicht, denn etliche Ratsmitglieder hatten sich das mit den „Beteiligungen an Ökostromerzeugungsanlagen“ ganz anders vorgestellt.

„Eine reine Kapitalbeteiligung macht uns nicht so richtig glücklich“, meint die Grünen-Fraktionsvorsitzende Sabine Bur am Orde-Käß. „Die Anlage gibt es ja bereits. Die Beteiligung sorgt also nicht für zusätzlichen Ökostrom.“ Der Chef der Freien Wähler, Dr. Christoph Miller, stört sich daran, dass im konkreten Fall die Windkraft in einem Waldgebiet erzeugt wird: „Das ist nicht gut. Die Rotoren sind Insektenfänger. Auch Vögel und Fledermäuse verenden wegen Windrädern.“ Wenn es nur nicht in einem Waldgebiet wäre! Gerd Mogler (CIK) hat an etwas Regionales gedacht: „Aalen ist für mich nicht regional. Da könnten wir ja auch gleich Offshore-Anlagen in der Nordsee unterstützen.“

Ökostrom - ganz ohne Windräder?

Die Gegenposition bezieht Marianne Gmelin von der SPD. Sie geht die Sache zunächst pragmatisch an: „Bei Renditen von 3,3 Prozent kann man in die Beteiligung einsteigen.“ Gegen die Anlage hat sie keine großen Bedenken: „Die stammt von 2017. Also hat sie mit Sicherheit zeitgemäßen naturschutzrechtlichen Gutachten standgehalten.“ Die entscheidende Frage für Marianne Gmelin lautet: „Wie wollen wir denn irgendwelche Klimaziele erreichen - ganz ohne Windräder?“

Mit 21 zu zehn Stimmen hat sich der Gemeinderat schließlich doch für die Beteiligung entschieden - unter anderem als „Bekenntnis zum Ökostrom“. Andreas Volz