Kirchheim

Kirchheim wählt den großen Wurf

Kornhaus Der Gemeinderat will eines der markantesten Gebäude der Stadt für 13,2 Millionen Euro sanieren lassen – mit allem Drum und Dran. Von Andreas Volz

Die Arkaden am Kornhaus sollen schon bald der Vergangenheit angehören: Die Sanierung sieht ihren Rückbau vor.Foto: Markus Brändl
Die Arkaden am Kornhaus sollen schon bald der Vergangenheit angehören: Die Sanierung sieht ihren Rückbau vor. Foto: Markus Brändli

Hier irrt der Volksmund: Wer A sagt, muss nicht zwangsläufig auch B sagen. Zu Sanierung und Umbau des Kirchheimer Kornhauses genügt es, wenn der Kirchheimer Gemeinderat A sagt. Die anderen Varianten - B und C - müssen dann nicht mehr weiterverfolgt werden. Die Kostenberechnung, die nun in Auftrag gegeben ist, kann sich somit auf Variante A beschränken. Nach der vorliegenden Kostenschätzung ist mit 13,2 Millionen Euro für das gesamte Projekt zu rechnen.

Architekt Peter Cheret stellte im Gemeinderat drei Varianten vor, wobei er feststellte: „Das Untergeschoss und das Dachgeschoss stehen in direkter Beziehung zueinander.“ Konkret geht es um die Idee, im Dachgeschoss einen Veranstaltungsraum einzurichten, der sich für Konzerte, Lesungen oder Vorträge ebenso eignet wie als Sitzungssaal für den Gemeinderat. Das geht aber nur, wenn der Keller wieder als Ausstellungsraum zur Verfügung steht. Bleibt das Untergeschoss weiterhin für die Öffentlichkeit geschlossen, ist das Dachgeschoss unverzichtbar für die Ausstellungen.

Variante A sieht vor, den gesamten Gewölbekeller als Einheit wiederherzustellen. Die Raumwirkung wäre überwältigend. Allerdings müsste das Blockheizkraftwerk aus dem Keller verlegt werden - unter den Platz zwischen Kornhaus und Max-Eyth-Haus. Variante B würde einen Teil des Kornhauskellers für Ausstellungen nutzbar machen, die Heizanlage aber an Ort und Stelle belassen. In Variante C wiederum bleibt das Untergeschoss für die Öffentlichkeit geschlossen. Nachteil der Variante C: Aus Brandschutzgründen braucht es trotzdem einen zweiten Treppenaufgang nach außen - und außer dem Gewölbekeller als Ausstellungsraum ginge dadurch auch das Dachgeschoss als Veranstaltungssaal verloren.

1,5 Millionen Euro Unterschied

Ein Vorteil der Variante C wären die Kosten: Sie liegen bei 11,7 Millionen Euro. Gegenüber Variante A ließen sich also 1,5 Millionen Euro einsparen. Wie Peter Cheret erklärte, ist die Kostenschätzung außergewöhnlich detailliert erstellt worden und bewegt sich schon recht nahe an der nun folgenden Berechnung. Die genannten Summen sind also durchaus realistisch, zumal es sich um Bruttokosten handelt.

Im Gemeinderat herrschte große Einmütigkeit: Variante A bevorzugten fast alle Redner, unabhängig von den 1,5 Millionen Euro Mehrkosten gegenüber Varian­te  C. Für Sabine Bur am Orde-Käß (Grüne) ist der Keller „zu schade für die Nutzung als Heizkraftwerk“. Außerdem sei der Veranstaltungsraum im Dachgeschoss ausgesprochen sinnvoll: „Wir sollten uns also nicht aus Kostengründen für Variante C entscheiden - für etwas, was uns von Anfang an nicht gefallen wird.“

Auch Bettina Schmauder (Freie Wähler) sprach sich für die „maximale Nutzung“ aus. Sie wollte aber auch Alternativen für die Heizzentrale aufgezeigt bekommen: „Müssen wir das wirklich im Untergrund zwischen zwei Gebäuden haben?“ Winfried Veeser (CDU) hob ebenfalls den Daumen für A: „Wenn wir für die Sanierung viel Geld in die Hand nehmen müssen, dann muss es sich auch lohnen.“ Andreas Kenner (SPD) geht von einer Investition für die nächsten 50 Jahre aus, die durchaus nötig ist: „Das Gebäude leerstehen zu lassen, ist fast schon eine Sünde.“

Einen anderen Standpunkt hat Heinrich Brinker (Linke): „Wir dürfen so ein Haus nicht verkommen lassen und müssen es dringend sanieren. Aber 1,5 Millionen Euro sind sehr viel Geld - für das Projekt vielleicht nicht, für unseren Ergebnishaushalt durchaus.“ Er sprach sich also für Variante C aus. Renata Alt (FDP/KiBü) dagegen wollte das gesamte Projekt verschieben: „Die Wirtschaftskrise steht uns erst noch bevor. Wir sollten mit solch hohen Ausgaben also besser abwarten, bis sich die Lage wieder stabilisiert.“

Eine kurze Chronik des Kirchheimer Kornhauses

1541 wird das Kornhaus erbaut: Wie der Name sagt, war es das Vorratslager für die Landesfestung Kirchheim.

1690 brennt das Kornhaus im großen Stadtbrand zwar aus, aber nicht ab. Noch in den 1690er-Jahren wird es wiederhergestellt.

1946 zieht das städtische Museum ins Kornhaus ein.

1949 wird das Gebäude zum Kirchplatz hin geöffnet - mit Toren für die Feuerwehrfahrzeuge, die nun „einziehen“.

1979 erhält das Kornhaus seine heutige Gestalt: zum Martinskirchplatz geschlossen, dafür aber mit neuen Arkaden zur Max-Eyth-Straße hin.

2016 wird das Museum aus Brandschutzgründen geschlossen.

2024 soll die Sanierung abgeschlossen sein.vol