Kirchheim
Kirchheimer Brücken sind in die Jahre gekommen

Sanierung In der Zähringer Straße und in der Hahnweidstraße stehen ab 2026 umfangreiche Arbeiten an. Wer dann von der Kirchheimer Innenstadt nach Lindorf oder auf den Milcherberg will, muss Umwege fahren. Von Andreas Volz

Über hundert Brücken kann man in Kirchheim gehen oder fahren. Viele dieser Brücken sind dermaßen in die Jahre gekommen, dass sie dringend sanierungsbedürftig sind. Kirchheims Erster Bürgermeister Günter Riemer stellt deshalb sachlich-nüchtern fest: „Eine Brücke ist für mich in erster Linie kein ästhetisches Bauwerk. Sie dient vor allem zur Überwindung von Hindernissen. Und dafür muss sie funktionsfähig sein.“ Ergänze: An der Sanierung führt kein Weg vorbei. Fehlende Mittel können die Sanierung allenfalls verzögern, aber nicht verhindern. Was sein muss, muss sein.

Zwei Kirchheimer Brücken stehen derzeit im Fokus: die Brücke der Zähringer Straße, die in Verlängerung der Schöllkopfstraße von der Hegelstraße aus nach Lindorf führt, und die Brücke der Hahnweidstraße, die Milcherberg und Galgenberg von der Innenstadt her erschließt. Beide Sanierungen werden für längere Sperrungen sorgen und für weiträumige Umfahrungen. Es beginnt mit der Zähringer Straße: In Idealfall starten die Sanierungsarbeiten Anfang 2026. Zur Dauer der Baustelle lässt sich derzeit aber noch nichts sagen, weil zu viele Unwägbarkeiten zu berücksichtigen sind.

Eines der Hauptprobleme: Die Brücke überquert die Bahnschienen, und zwei Mal pro Stunde fährt dort eine S-Bahn – in beiden Richtungen. „Es braucht einen immensen Vorlauf, um von der Bahn eine Genehmigung für Brückensanierungen zu bekommen“, sagt Matthias Eisenschmid, stellvertretender Leiter der städtischen Abteilung Technische Infrastruktur.

Die Brücke in der Zähringer Straße ist Baujahr 1939 und hat eine Tragfähigkeit von 24 Tonnen – was nicht unbedingt ausreichend ist, führt die Brücke doch zum westlichen Zugang des Gewerbegebiets Kruichling. Längst entspreche diese Brücke nicht mehr dem heutigen Stand der Technik, erklärt Matthias Eisenschmid. Angesichts eines Alters von 84 Jahren ist das auch nicht weiter verwunderlich. Auch die Lagertechnik sei nicht auf dem aktuellen Stand.
 

Über den Kruichling oder Ötlingen

Statt einer herkömmlichen Sanierung wird es also eher einen kompletten Neubau geben. Von der Kirchheimer Kernstadt aus wird Lindorf während der Bauzeit somit nur über den Kruichling oder über Ötlingen zu erreichen sein. Das könnte sich auch auf das Parken im Kruichling auswirken: „Das müssen wir während der Bauzeit wahrscheinlich anders regeln“, meint Bürgermeister Günter Riemer. „Das wäre auch wichtig für die Buslinie.“

Ganz ähnlich sieht es mit der Brücke in der Hahnweidstraße aus. Sie ist Baujahr 1938 und weist dieselben Probleme auf. Auch der zweite Bauteil, der in den 1970er-Jahren hinzugekommen ist, weil damals die neu angelegte Schöllkopfstraße zusätzlich zur bereits vorhandenen Bahnlinie zu überqueren war, ist sanierungsbedürftig. Dieser Teil lasse sich aber auf konventionelle Weise sanieren. Trotzdem dürfte auch die Hahnweidbrücke auf Dauer der Bauzeit gesperrt sein, sodass der Autoverkehr zum Milcher- und Galgenberg nur noch einen Zugang hat: den über die Nürtinger Straße, in Verlängerung der Steingaubrücke.

Fußgänger und Radfahrer können die Gleise am Bahnhof unterqueren. Für sie ist die Hahnweidbrücke nicht ganz so wichtig wie für den motorisierten Verkehr. Wann genau diese Sanierung ansteht, ist noch weniger klar als in der Zähringer Straße. Matthias Eisenschmid geht davon aus, dass es „Richtung 2028“ gehen könnte.
 

Frühzeitiges Planen ist wichtig

Trotzdem muss jetzt schon mit der Planung begonnen werden – nicht nur wegen der Verhandlungen mit der Bahn: „Wenn wir 2025 schon erste Aufträge vergeben wollen, müssen wir die Mittel dafür bereits jetzt im aktuellen Haushaltsplan einstellen“, sagt Günter Riemer. 2,5 Millionen Euro soll die Zähringer Brücke kosten, die Hahnweidbrücke sogar 3,75 Millionen Euro. „Das ist viel Geld für uns. Aber im Gegensatz zu Plochingen und Esslingen haben wir großes Glück. Wir haben nur eine eingleisige Bahnstrecke zu überwinden – und keine breiten Flüsse wie den Neckar.“

Aktuell sei an beiden Brücken keine Gefahr in Verzug, ergänzt Matthias Eisenschmid. Sonst müssten die Brücken ja sofort gesperrt werden. „Aber Sanierung oder Neubau sind trotzdem wichtig, um die Verkehrssicherheit weiterhin gewährleisten zu können.“ Wichtig wäre es also auch, dass der Haushaltsplan dem finanziellen Druck standhält, den die Brücken ausüben.