Kirchheim
Kirchheimer CDU-Politiker: Zwei zu eins für Norbert Röttgen 

Parteivorsitz Während CDU-Politiker Karl Zimmermann Friedrich Merz favorisiert, sind Dr. Natalie Pfau-Weller und Giancarlo Crescente für den Außenexperten. Von Thomas Zapp

Überraschend deutlich fällt das Votum der Jungen Union Kirchheim aus: Geht es nac­h ihnen, soll Norbert Röttgen als neuer Parteivorsitzender die CDU in eine bessere Zukunft führen. Der ehemalige Liebling der Nachwuchs-Politiker Friedrich Merz liegt mit 38,5 Prozent deutlich hinter seinem Konkurrenten aus dem Rheinland. Und auch der Vorsitzende der Kirchheimer JU, Gian­carlo Crescente, hielte den CDU-Außenexperten für eine gute Wahl. Helge Braun wäre für ihn jedenfalls „keine Option“, wenn man Erneuerung wolle, sagt der 16-Jährige. Friedrich Merz habe er zwar wegen dessen Wirtschaftskompetenz lange für die beste Wahl gehalten, auch als es gegen Armin Laschet ging, aber: „Merz hielt vor der Bundestagswahl eine Erneuerung der Partei nicht für nötig, Röttgen hat schon lange davon gesprochen. Die ist jetzt nötig.“ Deshalb favorisiert er jetzt den Rheinländer, schätzt dessen Vernunft: „Er hat mich auch durch seine besonnene Erscheinung beeindruckt.“ Die drei Kandidaten hält Crescente für eine gute Auswahl, auch wenn er eine Frau gut gefunden hätte. Aber: „Speziell vermisst habe ich niemanden.“

Auch für die Kirchheimer CDU-Landtagsabgeordnete ­Dr. Natalie Pfau-Weller heißt der Favorit auf den Parteivorsitz Norbert Röttgen. Sie ist eine von drei Delegierten des CDU-Kreisverbands Esslingen, die auf dem Parteitag abstimmen werden. Die Wahl des Parteivorsitzenden ist nach geltendem Recht nur durch den Parteitag möglich, aber dieser soll dieses Mal das Ergebnis der Mitgliederbefragung bestätigen. „Ich sehe es als meine Aufgabe, das Stimmungsbild mitzunehmen“, sagt sie. Zwar hat keiner der Nominierten bei ihr Euphorie ausgelöst: „Für komplette Erneuerung steht keiner von den Dreien.“ Am wenigsten aber Helge Braun: „Er steht für Kontinuität und klingt nach alter CDU.“ Friedrich Merz repräsentiere zwar den konservativen Teil der CDU und stehe für Wirtschaftskompetenz“. Aber: „Aus dem Bauch heraus würde ich sagen: Röttgen. Der ist ein Tick moderner.“ Ihn hält sie auch am ehesten für befähigt, die Flügel der Partei wieder zusammenzuführen. Dass es keine Kandidatin für den Parteivorsitz gibt, findet Natalie Pfau-Weller „schade“. „Klar hatten wir lange eine Vorsitzende und stellten auch die Kanzlerin, aber das kann ja kein Argument sein“. Positiv bewertet sie aber die Mitgliederbefragung.

Für das Kirchheimer CDU-Urgestein Karl Zimmermann, der 20 Jahre Abgeordneter im Landtag war, wäre dagegen ein alter Bekannter die beste Wahl: Friedrich Merz. „Der Mann hat mir immer hervorragend gefallen“, sagt der 71-Jährige. Überhaupt habe sich die Baden-Württemberger CDU immer für den Wirschaftsexperten eingesetzt. „Er ist wertkonservativ und verbindet das mit Geist und Fachkompetenz“, schwärmt Zimmermann. Er ist sicher, dass Merz die CDU nach vorne bringen würde. Besonders schätzt der Kirchheimer, dass Merz in der freien Wirtschaft bewiesen hat, „dass er es kann“. Vom Kreißsaal über den Hörsaal in den Plenarsaal – von diesen Karrieren gebe es im Bundestag ohnehin zu viel, findet der erfahrene Politiker. Dass sich Merz zum dritten mal zur Wahl stellt, ist für Zimmermann kein Zeichen von Schwäche, sondern zeige eher ein Problem der Partei: „Die verschleißen jeden Kandidaten.“ Auch verdienstvolle CDU-Ministerpräsidenten in Baden-Württemberg wie Späth, Teufel oder Oettinger habe man nicht gut behandelt. „Dagegen wird der aktuelle Ministerpräsident geschont“, sagt er. Von einem Parteivorsitzenden Merz erhofft sich Zimmermann „klare Positionen und klare Aussagen“. Daran mangele es zu vielen der jüngeren Politikerinnen und Politiker. 

Wahlergebnis schon vor Weihnachten möglich

Seit heute wird im ersten Wahlgang bis zum 16. Dezember abgestimmt – per Brief und online. Am 17. Dezember soll das Ergebnis bekannt gegeben werden. Ist eine Stichwahl nötig, würde diese vom 28. Dezember bis zum 13. Januar 2022 laufen. Das Ergebnis würde am 14. Januar verkündet. Die endgültige Entscheidung über den Vorsitz trifft dann formell der Parteitag am 21. und 22. Januar 2022, der digital aus Berlin gesendet wird. Zur Wahl stehen Friedrich Merz (66), Norbert Röttgen (56) und Helge Braun (49). zap