Outdoor-Chorproben, deren Klänge durch die ganze Nachbarschaft ertönen, und Musikvereine, die mithilfe von Online-Plattformen versuchen zu musizieren: Manch einer erinnert sich noch an solche oder ähnliche Bilder. Aktuell sind die Proben wieder innerhalb von vier Wänden möglich, wenn auch nur unter strengen Auflagen. Denn seit Montag, 8. November, gilt: Nur geimpft, genesen oder mit aktuellen PCR-Test darf gespielt und gesungen werden.
„Wir haben noch Proben“, erzählt Monika Renz, Vorsitzende des Gesangvereins Eintracht Kirchheim. Durch die verschärfte 3G-Regelung fehlt ein Teil des Chors: „Jeden Montag 55 Euro für einen PCR-Test zu zahlen, ist für ungeimpfte Teilnehmer einfach zu teuer.“ Der Verein selbst kann diese Kosten auch nicht stemmen: „Da ist der Vereinsbeitrag geringer als der Preis für den Test.“ Zum Glück betrifft dieses Problem nur wenige Sänger des Chors. Trotzdem bangt Monika Renz um das künftige musizieren als Gemeinschaft. Denn am vergangenen Wochenende wurden sämtliche Auftritte des Chors, nach einer Empfehlung des Esslinger Ordnungsamts und in Absprache mit dem Chorverband abgesagt. Die noch geplanten Auftritte des Chors sind dadurch ins Wasser gefallen. Damit tut sich für die Vorsitzende ein weiteres Problem auf: „Ohne Konzerte sind die Proben zäh, das ganze Üben tröpfelt dann nur vor sich hin.“ Sie befürchtet, Chorteilnehmer könnten dadurch die Lust am Singen verlieren und von den Proben wegbleiben.
Im Gegensatz dazu sieht Anna-Maria Wilke in der jetzigen Corona-Lage eine Chance. Die Leiterin des Liederkranz Kirchheim hat ein neues Chorprojekt gestartet, und das Interesse daran ist überraschend hoch: „Es haben sich sehr viele gemeldet. Man sieht, dass die Menschen Lust haben, nach langer Zeit wieder gemeinsam zu singen.“ Auch wenn einige ungeimpfte Interessierte, ähnlich wie bei der Eintracht, nicht teilnehmen konnten, kamen genügend Sänger zusammen, um ihr Vorhaben zu starten. Einstudiert wird Benjamin Brittens „A Ceremony of Carols“: „Mit einem weihnachtlichen Stück habe ich versucht, die Leute zu motivieren, und es hat geklappt.“
Der Posaunenchor der Gesamtkirchengemeinde Kirchheim probt mittlerweile sogar unter der 2G-Regelung. „Wir haben den Vorteil, dass bei uns jeder Musiker geimpft ist“, erzählt Anne Dröge, die Leiterin des Posaunenchors. Was Konzerte betrifft, bleibt sie optimistisch. Ihr ist bewusst, dass neue Auflagen kommen werden. Jedoch sind dieses Jahr nur noch Outdoor-Konzerte geplant, die eventuell stattfinden dürfen, wie ein Konzert auf dem Kirchheimer Weihnachtsmarkt .
Aber nicht nur in Chören, sondern auch in Musikvereinen führen ständig neue Covid-19-Auflagen zu Veränderungen. „Wir versuchen Abstand zu halten und schauen, dass Teilnehmer, wie beispielsweise Schlagzeuger, wenn möglich Masken tragen“, erzählt Christoph Neumann vom Vorstand der Stadtkapelle Kirchheim. Ein Problem liegt beim Jugendorchester: „Aufgrund steigender Infektionszahlen sehen Eltern oftmals ein hohes Risiko in einer Teilnahme ihrer Kinder an Proben.“ Durch die verschärften 3G-Regeln hingegen hat die Stadtkapelle keinen Grund zur Sorge. „Bei uns sind alle geimpft, und die Jugendlichen machen regelmäßig einen Corona-Test in der Schule.“ Seit Mittwoch gilt im Land jedoch wieder die Alarmstufe. Inwiefern sich das auf die Proben auswirkt, ist noch unklar.